Wirtschaft

Geheime Spende des Tesla-Chefs Wem hat Musk 5,7 Milliarden Dollar geschenkt?

Elon Musk ist nicht für seine schweigsame Art bekannt.

Elon Musk ist nicht für seine schweigsame Art bekannt.

(Foto: picture alliance / zz/Wil R/STAR MAX/IPx)

Vor wenigen Wochen verkauft Elon Musk viele Millionen Tesla-Aktien. Fast gleichzeitig verschenkt der Tesla-Chef wertvolle Unternehmensanteile. Der sonst so gesprächige Milliardär verrät aber nicht, an wen. Geht es um Steueroptimierung oder zeigt Musk sein gutes Herz?

Elon Musk ist kein Mann der leisen Töne. Auf Twitter legt sich der Tesla-Chef regelmäßig mit Politikern an, gibt Einblick in seine Finanzen, erklärt, wie die Entwicklung seiner Marsrakete läuft, brockt sich Ärger mit der US-amerikanischen Börsenaufsicht ein oder vertreibt sich die Zeit einfach mit oft eher schlechten Witzen. Aber eine Sache hat der sonst so redselige, reichste Mensch der Welt nicht erwähnt: Er hat im vergangenen November etwas mehr als fünf Millionen Tesla-Aktien im Wert von damals gut 5,7 Milliarden US-Dollar verschenkt.

Bekannt ist, dass das Geld wohltätigen Zwecken zugutegekommen ist. Das hat Musk am vergangenen Montag in einer Pflichtmitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC erklärt. Aus diesem Dokument geht auch hervor, dass der Tesla-Chef die Aktien in fünf Tranchen verschenkt hat. Die erste war 2,3 Millionen Aktien groß und wechselte den Besitzer am 19. November. Die letzte Tranche über 250.000 Aktien wanderte zehn Tage später in die Hände eines Treuhänders oder einer Treuhänderin. Der Name wird allerdings nicht genannt.

Es ist sehr gut möglich, dass es sich bei diesem Treuhänder oder dieser Treuhänderin um Musks eigene Wohltätigkeitsstiftung handelt, die Musk Foundation. Die überrascht beim ersten Anblick mit einer fast schon lächerlich simplen Internetseite und gerade einmal 33 Wörtern Inhalt - aber das dürfte egal sein, falls der Anlass der Spende Steueroptimierung war. Denn das sei der häufigste Grund für Philanthropie, wie ntv-Finanzexpertin Sandra Navadi zuletzt erklärt hat. "Viele Superreichen haben aus diesem Grund eine Stiftung", sagte sie im "Klima-Labor". Das bringe vor allem in den USA steuerliche Vorteile.

Größte Steuerrechnung der Geschichte

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Es ist eine Annahme, die sehr gut zur Spende von Musk passen würde. Denn der hat im November nicht nur fünf Millionen Tesla-Aktien verschenkt, sondern zur gleichen Zeit auch noch 16 Millionen im Wert von mehr als 16 Milliarden Dollar verkauft, um Aktienoptionen in einem noch viel größeren Umfang einlösen zu können. Der Milliardär bekommt bei Tesla fast kein Festgehalt. Der E-Autobauer "bezahlt" ihn stattdessen mit der Möglichkeit, riesige Aktienpakete zu einem Vorzugspreis kaufen zu können, wenn er als Vorstandschef bestimmte Verkaufs- oder Absatzziele erreicht.

Das Ergebnis dieser Verkäufe war allerdings auch die womöglich größte Steuerrechnung in der Geschichte. "Für diejenigen, die sich wundern: Ich werde dieses Jahr über 11 Milliarden Dollar an Steuern zahlen", hatte Musk kurz vor dem Jahreswechsel getwittert. Eine Steuerlast, die man mit einer riesigen Spende drücken könnte.

Stiftung als Zwischenlager

Falls die Aktien bei seiner Stiftung gelandet sind, ist es gut möglich, dass sie dort erst einmal bleiben. Das "Time"-Magazin schreibt, dass Musk seine bisherigen Spenden über sogenannte "Donor-Advised-Funds" abgewickelt hat, eine spezielle Art von Investmentfonds. Dort können Schenkungen demnach auf unbestimmte Zeit lagern und in ihrem Wert sogar weiter wachsen, wenn zugesagt wird, dass sie irgendwann wohltätigen Zwecken zugutekommen.

Ob Tesla oder SpaceX, Elon Musk achtet immer auf die perfekte Inszenierung. Bei seiner Stiftung anscheinend nicht.

Ob Tesla oder SpaceX, Elon Musk achtet immer auf die perfekte Inszenierung. Bei seiner Stiftung anscheinend nicht.

(Foto: Screenshot: muskfoundation.org)

Der Vorteil einer solchen Spende wäre für Musk, dass er seine riesige Spende direkt von der Steuer absetzen könnte, sich aber Zeit lassen kann mit der Frage, wer das Geld eigentlich erhalten soll. Aus der übersichtlich gehaltenen Stiftungs-Webseite geht hervor, dass Projekt aus den Bereichen erneuerbare Energien, Raumfahrt, medizinischer Behandlung von Kindern, wissenschaftlicher Ausbildung und Entwicklung von sicherer KI infrage kommen.

Bekämpft Musk den Welthunger?

Es ist aber auch möglich, dass die Aktien sofort den Besitzer wechseln. Denn im vergangenen Oktober hatte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen Milliardäre wie Musk in einem "einmaligen Appell" um 6 Milliarden Dollar gebeten, um den Welthunger zu bekämpfen - das wäre ziemlich genau die Summe, die der Tesla-Chef drei Wochen später an unbekannt gespendet hat.

Abwegig? Nicht unbedingt, denn Musk hatte den Appell gesehen und darauf reagiert. "Wenn das Welternährungsprogramm ganz genau erklären kann, wie sechs Milliarden Dollar den Welthunger lösen, verkaufe ich sofort Tesla-Aktien", schrieb er damals auf Twitter.

Der Zeitpunkt passt, die Summe passt - hat Elon Musk tatsächlich geliefert und 42 Millionen Menschen vor dem unmittelbaren Hungertod bewahrt? So selbstbewusst und vorlaut der Tesla-Chef auch manchmal auftritt, es wäre nicht das erste Mal, dass er hält, was er verspricht. Aber leider fehlt dafür eine Bestätigung. Weder das Welternährungsprogramm noch Musk haben seitdem erklärt, ob es tatsächlich zu dieser Spende gekommen ist.

Mitte Dezember jedenfalls noch nicht. "Bis auf Ankündigungen ist leider noch nichts passiert, bisher ist kein Geld geflossen", hatte Mathias Mogge, der Generalsekretär der Welthungerhilfe, damals in einer weiteren Ausgabe des ntv-Podcasts "Klima-Labor" zu diesem Thema erklärt. "Elon Musk hat sich seitdem praktisch nicht mehr gemeldet. Das ist wirklich sehr bedauerlich."

"Nicht gerade ein Empath"

Elon Musk war bisher nicht als großer Philanthrop bekannt. Er sei nicht gerade ein Empath, hatte Finanzexpertin Sandra Navidi ihn vor wenigen Wochen im Interview beschrieben. Dazu passt, dass die bisherigen Spenden des Tesla-Chefs vergleichsweise klein wirken, bedenkt man, dass er der reichste Mensch der Welt ist.

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Vor gut einem Jahr hat Musk fünf Millionen Dollar an zwei Wissenschaftler gespendet, die das Coronavirus erforschen. Wenig später lobte er ein Preisgeld von 100 Millionen Dollar für diejenigen aus, die im Kampf gegen den Klimawandel eine Möglichkeit entwickeln, CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen. Zudem soll er der texanischen Stadt Boca Chica, wo sich der Weltraumbahnhof seines Raumfahrtunternehmens SpaceX befindet, eine achtstellige Summe für Stadtentwicklung zugesagt haben.

Die Spende von 5,7 Milliarden Dollar allerdings ist zehnstellig und katapultiert Musk in der Liste der Großspender für das vergangene Jahr auf den zweiten Platz. Nur Microsoft-Gründer Bill Gates und seine Exfrau Melinda haben mehr Geld an wohltätige Zwecke verteilt - sie unterstützen unter anderem den Klimaschutz und die Impfstoffforschung mit 15 Milliarden Dollar. Hoffentlich hat auch Elon Musk solche Projekte im Kopf und nicht ausschließlich die eigene Steueroptimierung.

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Quelle: ntv.de

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