Wirtschaft

Wirbel in der Windkraft-Branche Windwärts hebt die Hände

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Projekt Energiewende: Wenn das Rad sich erst einmal dreht, steht den Erträgen fast nichts mehr im Wege.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Kurz nach Prokon gerät ein weiteres Unternehmen in Schwierigkeiten: Windwärts aus Hannover rutscht in die Insolvenz. Schuld an den aktuellen Schwierigkeiten sind angeblich ein Rechtsgutachten, ein seltener Raubvogel und eine hochgeheime Militärflugstrecke.

Die junge Windenergiebranche erlebt eine weitere Pleite: Wenige Wochen nach dem Aufsehen erregenden Prokon-Debakel muss ein weiteres Windenergie-Unternehmen mit unkonventionellen Finanzierungsmethoden die Hände heben.

Der niedersächsische Windkraft-Projektierer Windwärts hat Insolvenz angemeldet. Ähnlich wie im Fall Prokon stützte sich Windwärts nicht auf klassische Fremdkapitalquellen wie etwa Bankkredite, sondern sammelte bei Privatpersonen Geld für den Bau von Windanlagen ein. Bei Windwärts geschah dies allerdings in deutlich geringerem Umfang.

Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Volker Römermann haben rund 1600 Inhaber von Genussrechten etwa 18,9 Millionen Euro investiert. Prokon dagegen hatte durch die Ausgabe von Genussrechtsscheinen etwa 1,4 Milliarden Euro bei rund 75.000 Anlegern eingesammelt. Im Januar musste das Unternehmen schließlich vorläufigen Insolvenzantrag stellen.

Offenbar geriet Windwärts im Windschatten der Prokon-Pleite in Turbulenzen. Der Schritt in die Insolvenz sei "zwingend erforderlich", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens, "weil in einem neuen, von Windwärts in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten einer renommierten Wirtschaftskanzlei entgegen der bisherigen Rechtsauffassung festgestellt wird, dass die Rückzahlungsansprüche der Genussrechtsinhaber einschließlich Zinsen bei der Prüfung der Zahlungsunfähigkeit berücksichtigt werden müssen."

Bei Windwärts stehen die Dinge allerdings nicht allzu schlecht: Der Geschäftsbetrieb werde fortgeführt, hieß es. Die Betreibergesellschaften der Windenergie- und Solarprojekte, die von Windwärts über geschlossene Fonds realisiert wurden, seien "rechtlich unabhängig und daher von diesem Insolvenzverfahren nicht unmittelbar betroffen". Insolvenzverwalter Römermann erklärte zu Wochenbeginn, er sei vorsichtig optimistisch, was die Zukunft des Unternehmens mit rund 100 Mitarbeitern angehe.

Umweltschützer und Soldaten

Grund für den Insolvenzantrag sind nach Angaben Römermanns Verzögerungen bei diversen Projekten, die eigentlich im vergangenen Jahr abgeschlossen werden sollten. So hätten Naturschützer in der Nähe einer geplanten Anlage das Nest eines Roten Milans entdeckt, dadurch habe es monatelange Verzögerungen gegeben. In einem anderen Fall sei eine Anlage unter einer Überflugstrecke der Bundeswehr geplant gewesen, die aber aus Gründen der militärischen Geheimhaltung in keiner Karte verzeichnet gewesen sei.

"Es gibt keine gescheiterten Projekte, sondern nur verzögerte", erklärte der Insolvenzverwalter. Deswegen habe es Windwärts an Liquidität gefehlt, auch um Zinsen an Anleger auszuzahlen. "Wir werden die Projekte jetzt so schnell wie möglich vorantreiben, dann kriegen wir das Unternehmen auch wieder auf gesunde Füße." Die Mitarbeiter seien sehr motiviert, gutes Knowhow sei vorhanden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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