Prüfung der Bilanzen Wirecard sieht sich von Vorwürfen entlastet
28.04.2020, 09:37 Uhr
(Foto: dpa)
Medienberichte brachten Wirecard in Bedrängnis, ließen die Börsenkurse einbrechen. Doch der Dax-Konzern ging in die Offensive. Nun liegt ein Prüfbericht vor und der Konzern sieht sich entlastet. Allerdings fehlen entscheidende Daten.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard sieht sich durch die KPMG-Sonderprüfung wegen Vorwürfen der Bilanzmanipulation weiter entlastet. In den Prüfbereichen hätten sich für die Jahre 2016 bis 2018 nach wie vor keine substanziellen Feststellungen ergeben, die Korrekturen erforderlich gemacht hätten, teilte der Dax-Konzern mit.
Dem Konzern sei der mit Spannung erwartete Bericht der Sonderuntersuchung in den frühen Morgenstunden übergeben worden, er ist auf der Webseite des Unternehmens öffentlich einsehbar (hier als PDF). Die Prüfer von KPMG hätten bei Wirecard jedoch Dokumentations- und Organisationsschwächen im Untersuchungszeitraum festgestellt. Diese seien vom Konzern bereits identifiziert worden. Den Schwächen werde durch den Aufbau einer Compliance-Abteilung begegnet, dies werde durch externe Berater unterstützt.
"Untersuchungshemmnis liegt vor"
Allerdings bleiben in dem Bericht einige Fragen unbeantwortet. So kann KPMG zur Höhe und zur Existenz der Umsätze aus dem kritisierten sogenannten Drittpartnergeschäft in den untersuchten Jahren 2016 bis 2018 weder eine Aussage treffen, dass diese existieren und korrekt sind, noch, dass sie nicht existieren und nicht korrekt sind. "Insofern liegt ein Untersuchungshemmnis vor", erklärte KPMG.
Wirecard weist zurück, dass Umsätze und Kundenbeziehungen manipuliert sind. Vorstandschef Markus Braun hatte immer wieder behauptet, die bilanzierten Umsätze und Kundenbeziehungen aus diesen Geschäften mit Drittpartnern seien authentisch. Ursächlich seien neben "den Mängeln in der internen Organisation insbesondere die fehlende Bereitschaft" der Drittpartner ("Third Party Acquirer"), "umfassend und transparent an dieser Sonderuntersuchung mitzuwirken", heißt es in dem Bericht. So hätten unter anderem Transaktionsdaten und Nachweise sowie Verträge zwischen den Drittpartnern und Händlern bislang nicht zur Verfügung gestanden.
Der Dax-Konzern wickelt in Ländern, in denen das Unternehmen keine eigenen Lizenzen dafür besitzt, Transaktionsvolumina über Drittpartner ab. An der Transparenz rund um diese Erlöse hatte es in einer Artikelserie der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" Kritik gegeben.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte seit Oktober die Bücher von Wirecard durchleuchtet, nachdem vor allem die "Financial Times" für Unruhe und einen abstürzenden Aktienkurs gesorgt hatte. Regulärer Buchprüfer bei Wirecard ist EY. Die für diesen Donnerstag geplante Bilanzpressekonferenz mit Veröffentlichung des Jahresabschlusses werde verschoben, hieß es weiter.
Quelle: ntv.de, mli/dpa