Wirtschaft

So wenig Lehrstellen wie seit 1990 nicht Wirtschaft ignoriert Fachkräftemangel

In Deutschland ist die Zahl der Ausbildungsplätze auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken.

In Deutschland ist die Zahl der Ausbildungsplätze auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zahl der Lehrstellen sinkt auf das niedrigste Niveau seit der Wiedervereinigung: Deutschlands Betriebe bilden nicht genug aus, kritisieren Gewerkschaften und Bildungsministerin. Es gibt kaum geeignete Bewerber, halten die Wirtschaftsverbände dagegen.

Allen Warnungen vor einem Fachkräftemangel zum Trotz wird in Deutschland auf beruflicher Ebene so wenig ausgebildet wie noch nie seit der deutschen Einheit. In diesem Jahr seien bis Ende September 530.700 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen worden, teilte das Bundesbildungsministerium mit. Das seien 20.500 oder 3,7 Prozent weniger gewesen als im Vorjahr. Vor sechs Jahren waren es mit rund 626.000 noch fast 100.000 mehr.

Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) forderte, die Wirtschaft müsse ihren Beitrag leisten, die positive Konjunktur auch in Beschäftigung und Ausbildung umzusetzen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisierte, nur gut jeder fünfte Betrieb bilde aus. Die Spitzenorganisationen von Industrie, Handel und Handwerk beklagten, es gebe nicht genügend geeignete Bewerber.

Am stärksten ging die Zahl der neuen Lehrverträge im Bereich von Industrie und Handel zurück: Sie verzeichneten ein Minus von 4,2 Prozent oder gut 14.000 Ausbildungsverträgen. Das Handwerk verbuchte 3,5 Prozent oder rund 5200 Stellen weniger. Zusammen stellen sie fast 87 Prozent aller neuen Lehrverträge. Das bisherige Tief bei den Ausbildungsverträgen war im Jahr 2005 mit rund 550.200 verzeichnet worden.

DGB will Ausbildungsgarantie

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks, sagte, vielen Unternehmen gingen die Ausbildungsbewerber aus. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) verwies darauf, dass es bei den Lehrstellenbörsen im Oktober noch 13.500 unbesetzte Ausbildungsplätze gegeben habe. Längst würden auch Bewerber aufgenommen, die aufgrund schwacher schulischer Vorbildung oder sozialer Probleme "die notwendige Ausbildungsreife nicht mitbringen".   

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sprach von einer verheerenden Bilanz. "Vor allem kleine und mittlere Unternehmen fliehen aus der Ausbildung", sagte Hannack. "Die Quote der Ausbildungsbetriebe ist mit 21,7 Prozent auf dem tiefsten Stand seit 1999 angelangt." Die neue Bundesregierung müsse durch eine Ausbildungsplatzgarantie sicherstellen, dass alle ausbildungsinteressierten Jugendlichen eine Lehrstelle bekämen "und nicht in Warteschleifen abgeschoben werden".

Quelle: ntv.de

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