Über 400 Millionen Euro Schaden Wirtschaft leidet unter illegalem Streaming
14.11.2018, 19:32 Uhr
(Foto: imago/IPON)
Live-Sport, aktuelle Filme und Dokumentationen werden oft nur noch von zahlungspflichtigen Portalen angeboten. Illegales Streaming ist nicht nur strafbar, sondern sorgt für einen gesamtwirtschaftlichen Schaden im hohen dreistelligen Millionenbereich.
Wer Live-Fußball, die neuesten Filme oder Serien sehen will, muss zahlender Kunde bei Sky, DAZN, Netflix oder einem anderen Anbieter sein. Viele Menschen weichen jedoch auf illegale Plattformen aus und machen sich strafbar. Der Schaden für die Volkswirtschaft ist enorm. Laut einer Studie von "Goldmedia", die im Auftrag vom des Verbands Privater Medien (Vaunet) durchgeführt wurde, entgehen den Medienunternehmen damit mehr als 400 Millionen Euro im Jahr, gesamtwirtschaftlich wird der Schaden sogar auf 700 Millionen Euro geschätzt. Dazu kommen Steuerausfälle im dreistelligen Millionenbereich.
Erstaunlich ist, dass sich die Politik so passiv verhält. Medien und Rechteinhaber müssen sich größtenteils selbst um die Durchsetzung ihrer Rechte kümmern. Eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion wurde nicht zufriedenstellend beantwortet, meint der medienpolitische Sprecher der Liberalen, Thomas Hacker. In der Antwort heißt es: Die Bundesregierung wolle noch eine Studie der Europäischen Kommission zum Urheberrechtsgesetz abwarten.
Hacker findet, einerseits lasse sich die Bundesregierung zu viel Zeit, auf der anderen Seite wird immer so getan, als sei es ein kleines Problem, weil es immer mehr legale Streamingdienste gibt. Der FDP-Medienpolitiker fordert daher: "Man muss auf der einen Seite die Strafverfolgung erhöhen, aber auf der anderen Seite auch darauf hinweisen, dass das illegale Downloaden von Medieninhalten nicht nur ein Kavaliersdelikt ist, sondern auch eine strafrechtliche Konsequenz herbeiführt."
Als positives Beispiel diene in diesem Fall Großbritannien, meint der Geschäftsführer des Verbandes Privater Medien Vaunet, Harald Flemming. Dort gibt es seit geraumer Zeit Sperrverfügungen gegen die sogenannten "access provider", also die technischen Dienstleister, die den Zugang zum Internet ermöglichen. "Und das hat statistisch nachweisbar zu einer Verringerung des Konsums illegaler Inhalte geführt", sagte Flemming: "Seit 2011 wurden 500 Sperrverfügungen durch den High Court für Urheberrechtsverletzende Plattformen und Präsenzen erlassen."
In Deutschland bleibt den betroffenen Unternehmen nur die Möglichkeit, sich selbst zu helfen. So hat beispielsweise Sky eine eigene Abteilung zur Bekämpfung illegaler Streams. Laut Studie sollen 1,9 Millionen Menschen illegale Live-TV-Signale nutzen, um auf diese Weise Sport, Filme und Dokumentationen zu sehen.
Das Gutachten von "Goldmedia" wurde auf Basis einer passiven Messung der Online-Aktivität von über 2000 Nutzern in Kombination mit einer Nutzerbefragung in Form einer repräsentativen Online-Befragung von mehr als 550 Nutzern illegaler linearer TV-Streams erstellt.
Quelle: ntv.de, mba/sid