Wirtschaft

Noch fehlt der Schwung Wirtschaft wächst, aber langsam

Deutschlands Wirtschaft wächst 2010 wieder, wenn auch noch verhalten. Darin sind sich die führenden Konjunkturexperten einig. Allerdings könnte der Arbeitsmarkt zum Problemkind werden.

Noch ohne Schwung: Verhaltenes Wirtschaftswachstum 2010.

Noch ohne Schwung: Verhaltenes Wirtschaftswachstum 2010.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Trotz Erholung dürfte die deutsche Wirtschaft 2010 noch lange nicht zu alter Stärke zurückfinden. Führende Konjunkturforscher sagten nur eine zögerliche Belebung voraus und erwarten allenfalls ein Wachstum von bis zu zwei Prozent. "Bis ein kräftiger Aufschwung einsetzt, wird jedoch noch Zeit vergehen", erklärten die Experten des Kieler IfW-Instituts. "Wir haben die Krise gemildert, aber noch nicht überwunden", betonte der Direktor des Düsseldorfer IMK-Instituts Gustav Horn. Die Einbrüche aus dem Rezessionsjahr 2009 seien auf absehbare Zeit nicht wettzumachen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hofft für Ende 2010, dass die Krise ihren Schlusspunkt erreicht.

Der Kampf gegen die Rezession zwingt den Bund, seine Neuverschuldung 2010 auf die Rekordsumme von 85,8 Milliarden Euro zu erhöhen. Schäuble bezeichnete dies als notwendig, um der wirtschaftlichen Krise gegenzusteuern. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Konjunktur 2009 um rund fünf Prozent einbricht wird und damit so stark wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Prognose der Bundesregierung, dass das Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahr um 1,2 Prozent wächst, bezeichnete Schäuble als zurückhaltend.

"Trügerische Zahlen"

Das gewerkschaftsnahe IMK erwartet vor allem dank der weltweiten Konjunkturpakete, dass die Wirtschaftsleistung 2010 wieder um zwei Prozent zulegt. Die Düsseldorfer sind damit optimistischer als alle anderen führenden Forschungsinstitute. Das IWH Halle geht von plus 1,9 Prozent aus, das Kieler IfW von plus 1,2 Prozent. "Die Zahlen sind erfreulich, aber leider auch ein bisschen trügerisch", sagte IMK-Direktor Horn in Berlin. Denn es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass bereits ein stabiler und selbsttragender Aufschwung eingesetzt habe - "nichts wäre falscher", warnte Horn.

Immerhin mehren sich die Lichtblicke in den Schlüsselbranchen der Wirtschaft. Die Elektroindustrie rechnet nach einem Produktionsrückgang von rund 22 Prozent in diesem Jahr für 2010 wieder mit einem Plus von bis zu vier Prozent. "Die Talsohle ist durchschritten, das Schlimmste liegt hinter uns", erklärte der Branchenverband ZVEI. Allerdings dürfe niemand in Euphorie verfallen, da weite Teile der aktuellen Erholung durch Impulse der öffentlichen Hand getrieben seien.

Positive Signale kommen auch von der Industrie und den Dienstleistern. In beiden Wirtschaftszweigen liefen die Geschäfte im Dezember so gut wie lange nicht, wie die Markit-Einkaufsmanagerindizes belegen. "Man kann schon jetzt ein Fazit für das vierte Quartal ziehen - es war kein Schlechtes", sagte Dekabank-Experte Sebastian Wanke.

Lage am Arbeitsmarkt bleibt kritisch

Trotz der aufgehellten Perspektiven wird Deutschland wohl noch einige Jahre brauchen, um an alte Boomzeiten anzuknüpfen. Der Bundesverband der Genossenschaftsbanken (BVR) geht davon aus, dass die Wirtschaft erst 2013 wieder das Niveau von vor der Krise erreicht. Vor allem am Arbeitsmarkt dürfte sich die Lage noch deutlich verschärfen. Drückt die Kurzarbeit die Zahl der Arbeitslosen 2009 im Schnitt noch auf 3,4 Millionen, so dürften 2010 nach IMK-Einschätzung 3,6 Millionen Menschen ohne Job sein. Deutlich pessimistischer ist das IWH: Die Hallenser Forscher erwarten, dass die Arbeitslosigkeit 2010 auf 3,97 Millionen und 2011 sogar auf 4,13 Millionen steigt.

Die eingetrübten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt dürften dazu führen, dass die Menschen wieder mehr Angst vor einem Jobverlust haben und deshalb mit Ausgaben knausern. Das IWH rechnet für 2010 mit einem stagnierenden Konsum der privaten Haushalte, das IMK sogar mit einem Rückgang um 0,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen