Preisexplosion beim Öl Wohin fließen die Milliarden?
01.02.2011, 16:07 Uhr
Finden, fördern, veredeln, verkaufen, verbrennen: Der Weg des Erdöls.
Aufschwung, China-Durst, Ägypten: Plötzlich kostet Rohöl wieder mehr als 100 Dollar. Der Preisanstieg frisst tiefe Löcher in die Taschen der Verbraucher - und spült gewaltige Geldmengen in die Kassen der Ölkonzerne. Deren Gewinne steigen ins Unermessliche - mit einer Ausnahme.

Ganz unten, wo das Öl aus dem Boden kommt, zeigt die Branche ihre Schattenseiten: Im Irak versucht ein Arbeiter, eine defekte Ölpumpe abzudichten.
Der steigende Ölpreis schwemmt gewaltige Summen in die Bilanzen der Förderunternehmen. Im Kreis der Rohölriesen gibt es nur Gewinner - mit einer einzigen Ausnahme. Bei dem hinterlässt die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko in den Büchern tiefrote Zahlen. BP wies für das Gesamtjahr 2010 einen Fehlbetrag von 4,92 Mrd. Dollar aus. Im Jahr davor hatte BP noch einen Gewinn von knapp 14 Mrd. Dollar erwirtschaftet. Der Jahresverlust geht komplett auf die Folgekosten der Ölpest zurück. Für das vierte Quartal des Jahres wies der krisengeschüttelte Konzern schwarzen Zahlen aus.
BP Quartalsumsatz: 83,99 Mrd. Dollar, Quartalsgewinn: 4,6 Mrd. Dollar
Die Ölplattform "Deepwater Horizon" war im April vergangenen Jahres nach einer Explosion untergegangen und hatte die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst. Die Rechnung für Entschädigungen und Aufräumarbeiten stieg für BP inzwischen auf fast 41 Mrd. Dollar. Das ist eine Milliarde mehr als bislang von BP angegeben.
Von solchen Sorgen blieb der weltgrößte Ölkonzern im vergangenen Jahr verschont. konnte sich dank der anziehenden Nachfrage und steigender Preise über einen unerwartet kräftigen Gewinnsprung freuen. In den letzten drei Monaten 2010 legte der Ölpreis in der Kalkulation des Weltmarktführers im Schnitt um 12 Prozent auf durchschnittlich 85 Dollar je Barrel zu.
Sagenhafte Ergebnisse
Im Gesamtjahr 2010 verbucht ExxonMobil ein Umsatzplus von 23 Prozent. Damit erwirtschafteten die Texaner im Geschäft mit dem schwarzen Gold schwer vorstellbare 383,2 Mrd. Dollar. Unterm Strich verdienten sie mit Öl und Gas 30,5 Mrd. Dollar. Um diese Summe einzuordnen, lohnt ein Blick über den Tellerrand: ExxonMobil streicht nach Abzug aller Ausgaben und Steuern im Jahr 2010 beinahe doppelt so viel ein wie die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2011 für Bildung und Forschung ausgeben will.
Der Umsatz des Ölkonzerns übersteigt das Volumen des Bundeshaushaltes 2011 um 77,4 Mrd. Euro. Und auch der Vergleich von Unternehmen zu Unternehmen brauchen die Amerikaner nicht zu scheuen: Im vierten Quartal übertrifft der ExxonMobil-Gewinn den Quartalsumsatz der Deutschen Bank um 1,8 Mrd. Euro.
ExxonMobil Quartalsumsatz: 105,2 Mrd. Dollar, Quartalsgewinn: 9,25 Mrd. Dollar
Der gemessen am Umsatz zweitgrößte US-Ölkonzern konnte das Jahr 2010 ebenfalls mit einem kräftigen Gewinnsprung abschließen. Im vierten Quartal schwoll der Überschuss um mehr als 70 Prozent auf 5,3 Mrd. Dollar an. Der Umsatz kletterte von 48 Mrd. im Vorjahreszeitraum auf 52 Mrd. Dollar. Ausschlaggebend für den Gewinnanstieg waren höhere Preise für Öl und Raffinerieprodukte, hieß es. Im Gesamtjahr verdiente Chevron 19 Mrd. Dollar nach 10,5 Mrd. Dollar 2009. Höhere Kosten konnten dank der gestiegenen Ölpreise mehr als ausgeglichen werden.
Chevron Quartalsumsatz: 51,9 Mrd. Dollar, Quartalsgewinn: 5,3 Mrd. Dollar
Für ConocoPhillips ging das Jahr 2010 ebenfalls mit starken Zahlen zu Ende. Für das vierte Quartal wies das drittgrößte US-Ölunternehmen einen Gewinn von gut 2 Mrd. Dollar aus nach 1,3 Mrd. Dollar im Vorjahr. Die Umsätze bezifferte ConocoPhillips auf 53,2 Mrd. Dollar nach zuvor 43,7 Mrd. Dollar. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn übertraf das im texanischen Houston ansässige Unternehmen die Analystenerwartungen.
ConocoPhillips Quartalsumsatz: 53,2 Mrd. Dollar, Quartalsgewinn: 2,05 Mrd. Dollar
Bei den Verbrauchern sind die hohen Ölpreise längst angekommen. Autofahrer in Deutschland spürten bereits im Januar, was es für die Tankrechnung bedeutet, wenn die Rohölpreise nach oben drücken. Im Schnitt kostete der Liter Superbenzin in den vergangenen vier Wochen nach Berechnungen des ADAC 1,48 Euro. Damit setzten die Spritpreise ihren Aufwärtstrend fort. Vom bisherigen Monatshöchststand aus dem Juni 2008, als Superbenzin im Schnitt 1,521 Euro kostete, ist der Benzinpreis nur noch rund vier Cent entfernt. Auch Diesel kostete deutlich mehr. Autofahrer mussten im Januar im Schnitt für einen Liter 1,325 Euro ausgeben.
Die Autofahrer leiden schon seit zwei Monaten unter einem relativ hohen Preisniveau, das oft jenseits von 1,50 Euro für einen Liter Benzin lag. Die Entwicklungen an den Devisenmärkten verstärken den Effekt: Der Euro ist weniger wert als vor zweieinhalb Jahren, was das Öl nochmals teurer macht.
Quelle: ntv.de, mit DJ/dpa/rts