Wirtschaft

Machtkampf bei Infineon Wucherer gegen Berchtold

Seit Wochen tobt hinter den Kulissen des Halbleiterherstellers Infineon ein beispielloser Machtkampf um den Chefposten im Aufsichtsrat. Zwei unversöhnliche Lager stehen sich gegenüber.

Infineon-Chef Peter Bauer bekommt einen neuen Oberaufseher.

Infineon-Chef Peter Bauer bekommt einen neuen Oberaufseher.

(Foto: REUTERS)

Auf der Hauptversammlung von Infineon rechnen Beobachter in der Auseinandersetzung um die Aufsichtsratsspitze mit einer Entscheidung.

Um die Nachfolge des scheidenden Chefkontrolleurs Max Dietrich Kley ringen Unternehmensfavorit Klaus Wucherer und der Kandidat aufständischer Investoren, Willi Berchtold.

Der Ausgang ist völlig offen, es dürfte knapp werden. Wer sind die beiden Kandidaten, und was zeichnet sie aus? Zwei Kurzporträts.

Klaus Wucherer

Ex-Siemensianer: Klaus Wucherer (Archivbild).

Ex-Siemensianer: Klaus Wucherer (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Der 65-Jährige Wucherer ist ein Siemens-Veteran. Nach dem Studium der Elektrotechnik und des Maschinenbaus trat er 1970 bei Siemens in Osnabrück als Projektingenieur an. Den Konzern wechselte er nie. Wie viele Siemens-Ingenieure seiner Generation machte der gebürtige Niedersachse über Jahrzehnte Karriere innerhalb des Unternehmens und stieg so über mehrere Stationen im In- und Ausland bis zum Bereichschef für Automatisierungstechnik auf.

Im Jahr 1999 zog er in den Konzernvorstand ein und übernahm im gleichen Jahr ein Aufsichtsratsmandat bei der damaligen Halbleitertochter Infineon. Diesem Gremium gehört er seither an, auch nachdem er den Siemens-Vorstand Ende 2007 im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre verlassen hatte. Obwohl dem passionierten Hürdenläufer und Leichtathleten persönlich nie etwas zur Last gelegt wurde, zahlte er freiwillig eine halbe Million Euro Schadenersatz an Siemens.

Für den Fall seiner Wahl an die Infineon-Aufsichtsratsspitze hat Wucherer angekündigt, nur ein Jahr lang im Amt zu bleiben und als Zugeständnis an die rebellischen Fonds danach einen externen Nachfolger zu präsentieren. Solange will er den eingeschlagenen Weg des derzeitigen Managements unterstützen.

Willi Berchtold

Ex-IBMler: Willi Berchtold (Archivbild).

Ex-IBMler: Willi Berchtold (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Ähnlich wie sein Rivale hat der 59-jährige Berchtold den Großteil seines Berufslebens bei einem Großkonzern verbracht. Als studierter Betriebswirt und Wirtschaftsinformatiker stieg Berchtold 1978 bei IBM Deutschland ein und brachte es bis zum Geschäftsführer. 1998 wechselte er auf den Chefsessel des Münchener Banknoten- und IT-Konzerns Giesecke & Devrient. Von dort zog es den gebürtige Badener wieder in Nähe seines Geburtsorts: Am Bodensee wurde er 2005 Finanzvorstand des Autozulieferers ZF Friedrichshafen.

Berchtold gilt als umtriebiger Manager. Er zählt zu den Gründungsvätern des IT-Branchenverbands Bitkom, den er auch vier Jahre lang anführte. An dessen Spitze hatte er 2003 - allerdings einvernehmlich - den Siemens-Manager Volker Jung abgelöst. Für den Fall, dass er Infineon-Aufsichtsratschef wird, hat sich Berchtold schon vorsorglich Freiraum verschafft: Seinen Vorstandsposten bei ZF gibt er auf.

Nach Informationen aus seinem Umfeld ist Berchtold von den aufständischen Fonds angesprochen worden, ob er als Kandidat der Rebellen gegen Wucherers Berufung antreten will. Seine Gegner führen hingegen an, er habe sich aus eigenem Antrieb Unterstützer gesucht.

Berchtold will - gestützt auf vor allem angelsächsische Investoren - nach einem Jahrzehnt der Verluste und Misserfolge bei Infineon eine Erneuerung an der Aufsichtsratspitze einleiten.

Quelle: ntv.de, rts

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