Wirtschaft

Hochverschuldetes "Gebilde" Zement-Aktionäre wettern gegen Megafusion

Holcim-Aktionäre wollen mehr für ihre Anteile am größten Baustoffproduzenten der Welt.

Holcim-Aktionäre wollen mehr für ihre Anteile am größten Baustoffproduzenten der Welt.

(Foto: REUTERS)

Der Zusammenschluss der beiden größten Zementhersteller der Welt galt schon als ausgemachte Sachte. Doch nun schießen einige Aktionäre quer. Andererseits können die Fusionsbefürworter eine wichtige Hürde nehmen.

Aktionäre des Schweizer Zementkonzerns Holcim rufen zur Ablehnung der in ihren Augen unfairen geplanten Fusion mit dem französischen Konkurrenten Lafarge auf. Die Interessengemeinschaft (IG) Pro Holcim schaltete zu diesem Zweck eine Internetseite. Dort ruft sie Holcim-Aktionäre auf: "Lehnen Sie die Fusion mit Lafarge ab!" Die IG Pro Holcim bezeichnet sich als Vertreter "kritischer Aktionäre", die gegen den Zusammenschluss seien oder diesen unfair fänden.

Die IG sei überzeugt, dass Holcim - bereits jetzt der größte Baustoffhersteller der Welt - alleine besser aufgestellt sei, als es LafargeHolcim in den nächsten Jahren sein könne, hieß es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Insbesondere vertrete die IG die Auffassung, dass Holcim seinen Aktionären in den nächsten Jahren bedeutend mehr Dividenden auszahlen könne als "das höherverschuldete neue Gebilde". Daher rief sie alle Aktionäre auf, an der außerordentlichen Generalversammlung von Holcim aus Anlass der Fusion teilzunehmen.

Es war nicht in Erfahrung zu bringen, wie viele Stimmrechte die Kritiker hinter dem Vorstoß repräsentieren. Der zweitgrößte Holcim-Aktionär hat sich bereits ablehnend zum Zusammenschluss geäußert: Eurocement, die über zehn Prozent am Schweizer Konzern hält, fordert eine erneute Nachbesserung beim Preis. Mit dem US-Fonds Harris hat auch ein weiterer großer Investor Vorbehalte gegenüber dem Zusammenschluss angemeldet.

Voraussichtlich am 8. Mai 2015 stimmen die Holcim-Aktionäre demnach in Zürich über die geplante Fusion mit Lafarge ab. Dazu braucht es die Zweidrittelmehrheit der anwesenden Stimmen, die über eine Kapitalerhöhung befinden soll. Den Lafarge-Aktionären sollen neun Holcim-Aktien für zehn Lafarge-Aktien geboten werden. Die hierfür nötige Kapitalerhöhung muss die Generalversammlung genehmigen. Beide Unternehmensführungen stehen hinter der Fusion.

Placet aus Indien

Der Markt sieht die Forderungen der kritischen Aktionäre allerdings nicht als so bedeutend an wie die Meinung der indischen Kartellbehörde. Die hat dem geplanten Zusammenschluss der größten Baustoffhersteller der Welt kürzlich zugestimmt. "Das ist wichtiger als die laufenden Forderungen von Großaktionären nach einer Verbesserung des Umtauschverhältnisses", sagte ein Händler. Hierbei handele es sich nur um ein "natürliches Interesse von Aktionären". Indien sei dagegen einer der größten Märkte für das kombinierte Unternehmen und ein Vorbild für andere Länder. Die Tragweite sei daher ungleich höher.

Auch die Analysten von Vontobel sahen darin eine "signifikante Entscheidung, die positiv für die Aktien ist". "Das war die größte und am schwierigsten zu erhaltende Genehmigung unter den noch schwebenden", kommentierte Analyst Patrick Rafaisz. Unter den größeren Ländern stehe noch die Zustimmung in den USA und Kanada aus, aber das seien wohl eher Formalitäten.

Quelle: ntv.de, mbo/rts/DJ

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