Hohe Ausfallquote in Grünheide Tesla-Chefs haben kranke Mitarbeiter zu Hause kontrolliert
24.09.2024, 15:44 Uhr Artikel anhören
Laut dem Bericht war der Krankenstand im August zuletzt auf 17 Prozent in dem Unternehmen gestiegen.
(Foto: J�rg Carstensen/dpa)
Im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Fahrzeugbranche sind Angestellte von Tesla in Grünheide überdurchschnittlich viel krank. Um sich von dem Zustand ihrer Mitarbeiter selbst ein Bild zu machen, besuchen Tesla-Manager laut einem Bericht einige Krankgeschriebene unerwartet zu Hause.
Bei dem E-Autobauer Tesla ist der Konflikt um den hohen Krankenstand der Mitarbeiter in Grünheide eskaliert. Einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge haben die Geschäftsführer André Thierig und Personalchef Erik Demmler krankgeschriebenen Angestellten persönlich einen Kontrollbesuch abgestattet. Das unangekündigte Auftauchen soll demnach nicht besonders gut angekommen sein. Einige Angestellte sollen sogar damit gedroht haben, die Polizei zu rufen.
Thierig und Demmler verteidigen ihr Vorgehen auf einer Tonbandaufnahme der Betriebsversammlung in der vergangenen Woche, die der Zeitung vorliegt, folgendermaßen: Man sei nicht gekommen, um Forderungen zu stellen oder Kritik zu üben. Man habe nur fragen wollen: "Wie geht es dir? Können wir dir irgendwie helfen?" Die meisten Angestellten hätten diesen Versuch allerdings abgeblockt. Die Resonanz sei latent aggressiv gewesen.
Laut dem Bericht war der Krankenstand im August zuletzt auf 17 Prozent in dem Unternehmen gestiegen. Auch in den ersten Tagen des folgenden Monats sollen noch immer elf Prozent nicht zur Arbeit erschienen sein. Dies sei laut Demmler nicht akzeptabel gewesen. "Das heißt, wir mussten zu den Leuten fahren. Und das haben wir gemacht", zitierte ihn das "Handelsblatt".
Immer freitags, immer Spätschicht
Der E-Autobauer will aufgrund der vielen Fehlzeiten jetzt Konsequenzen ziehen. Eine Kündigung dürfe laut Demmler nur das letzte Mittel sein. "Es ist schade, aber das gehört doch scheinbar dazu, damit es wirklich verstanden wird. Und es wirklich von vornherein nicht mehr weiter ausgenutzt wird." Der Betriebsrat unterstützt dem Bericht zufolge das Vorgehen.
In einer Präsentation hat die Werksleitung laut dem Bericht erste Maßnahmen vorgestellt. Demnach habe man sich genauer angeschaut, zu welchem Zeitpunkt sich Angestellte besonders häufig krankmelden würden. Dabei müsse man sich die Frage stellen: Wieso habe man immer freitags einen Notstand, warum die Spätschicht, sagt Demmler. Man wolle anhand erfasster Auffälligkeiten mit bestimmten Mitarbeitern ins Gespräch gehen.
Statistisch gesehen sind Beschäftigte bei Tesla häufiger krank als im Bundesschnitt. Im vergangenen Jahr meldeten sich laut dem Statistischen Bundesamt 6,1 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer krank. Laut der Krankenkasse DAK lagen die Fehlzeiten im vergangenen Jahr im Fahrzeugbau bei 5,2 Prozent.
Quelle: ntv.de, jki