Ben und das Beige Book Energiepreise bremsen Konjunktur
11.04.2012, 21:58 Uhr
Bereiten die steigenden Energiepreise Fed-Chef Bernanke Kopfzerbrechen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Die US-Wirtschaft wächst - aber nur leicht. Das Problem liegt in den steigenden Rohstoffpreisen, die zudem durch eine Eskalation des Atomstreits mit dem Iran noch angefeuert werden können. Die Anleger dürften nun darauf spekulieren, ob die Notenbank aus ihren Konjunktureinschätzungen einen Handlungsbedarf ableitet.
Die US-Konjunktur ist nach Einschätzung der US-Notenbank Fed von Mitte Februar bis Ende März leicht gewachsen. Allerdings würden steigende Energiekosten Produzenten und Verbraucher verunsichern, hieß es im Konjunkturbericht (Beige Book) der Federal Reserve. Es gebe aber hoffnungsvolle Anzeichen für weiteres Wachstum, darunter kontinuierliche Einstellungen von Mitarbeitern durch Unternehmen, eine rege Nachfrage nach Neuwagen und eine Erholung am Immobilienmarkt.
Sorgen um eine Eskalation des Streits um das iranische Atomprogramm hatten die Öl-Preise zuletzt deutlich angetrieben. Dies hat in den USA bereits zu einem Nachfragerückgang geführt. In dem Fed-Konjunkturbericht hieß es, in mehreren US-Bezirken gebe es Befürchtungen, die höheren Preise könnten die Ausgaben in den kommenden Monaten begrenzen. Die amerikanische Wirtschaft hängt massiv von der Konsumfreude der Bürger ab.
Geldpolitik im Fokus
Anleger versuchen herauszufinden, ob die Notenbank aus ihren Konjunktureinschätzungen einen Handlungsbedarf ableitet. An den Finanzmärkten wird derzeit weltweit über den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed gerätselt. Unklar ist vor allem, ob sich die Notenbanker in den kommenden Monaten zu einer dritten Runde von Staatsanleihenkäufen durchringen können und so noch mehr Geld in die Wirtschaft pumpen. Bislang hat die Fed für 2,3 Billionen Dollar Anleihen des Finanzministeriums und andere Papiere, vor allem Immobilienpapiere, gekauft. Ziel der beiden bisherigen Programme war es, den darnieder liegenden Häusermarkt und den Arbeitsmarkt zu stützten.
Während an den Börsen mit weiteren Stützungsmaßnahmen für die US-Wirtschaft gerechnet wird, hatte es in dem Anfang des Monats veröffentlichten jüngsten Sitzungsprotokoll des für die US-Geldpolitik entscheidenden Offenmarktausschuss der Fed geheißen, dass weniger Notenbanker für solche Schritte gestimmt hatten als noch im Januar. Nach enttäuschenden Daten vom Arbeitsmarkt hatte zuletzt allerdings wieder die Zuversicht zugenommen, die Fed werde bald handeln. Die schwächelnde Wirtschaft schaffte im März mit 120.000 Jobs deutlich weniger neue Stellen als von Experten gehofft. Die Daten belasteten über mehrere Tage auch die Aktienmärkte in New York.
In einer Reuters-Umfrage erklärte die Mehrheit der befragten Wall-Street-Händler, die Fed werde ihre Geldpolitik bald nochmals lockern. Fed-Chef Ben Bernanke war in den vergangenen Monaten nicht müde geworden, davor zu warnen, dass die zuletzt überwiegend guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt noch nicht von Dauer und die Erholung der Wirtschaft noch nicht selbsttragend sein könnte. Am Mittwoch erklärten hingegen gleich drei der regionalen Fed-Präsidenten, die Latte für noch mehr billiges Geld der Notenbank liege sehr hoch.
Quelle: ntv.de, rts