Wochentrend Bessere Ausgangslage
04.09.2007, 09:30 UhrVon Uwe Wagner, Technischer Analyst von Wagner Wertpapierhandelshaus GmbH
„Der Patient hat die Intensivstation verlassen, befindet sich aber noch im Krankenhaus“, so kommentierte am Freitagabend ein Marktanalyst die Situation der Kapitalmärkte, nachdem sich Fed Präsident Bernanke und US-Präsident Bush zu der Subprime-Krise geäußert hatten. Für sich genommen, gelang keinem von beiden eine Euphorie auszulösen, doch im Doppelpack wurden die Aussagen zumindest kurzfristig positiv interpretiert.
Bernanke wiederholte die bereits des Öfteren verwendeten Aspekte, dass die Fed alles tun werde, um die Finanzmärkte und die Konjunktur auf Kurs zu halten. Eine Zinssenkung, welche erwartet wurde, stellte er jedoch nicht in Aussicht. Präsident Bush wurde ebenfalls nebulös konkret: die US-Regierung will die Situation am Häusermarkt dahingehend verbessern, dass in finanzielle Notlagen gelangte Hausbesitzer ihre Häuser behalten können.
Die positiven US-Konjunkturdaten vom Freitag schafften am Ende den Rest. Vor allem der veröffentlichte Kern-PCE-Deflator für Juli, der leicht unter der Prognose lag, widerspreche erhöhten Inflationsrisiken und verschaffe der US-Notenbank stärkeren Gestaltungsspielraum für mögliche Zinsschritte – so ein Marktbeobachter am Freitagabend.
Im Ergebnis kletterten Europas Indizes, ebenso die US-Börsenbarometer zum Wochenende kräftig, der DAX überwand dabei sogar knapp die obere Begrenzung der Konsolidierungszone im weiteren Sinne. In den USA setzten die beiden NASDAQs ihren Aufschwung fort, bildeten am Ende des Tages jedoch klassische Doji-Tagesmuster aus. Die US-Standardwerte-Indizes Dow Jones und S&P 500 Index schlossen im Plus, veränderten am Ende jedoch ihre grundsätzlich neutrale Ausrichtung nicht.
DAX
Widerstände: 7632 (u), 7740 (O), 8131 (u);
Unterstützungen: 7591 (O), 7353 (O), 7190 (O), 7155 (O);
Seit Ende Juli bewegt sich der deutsche Aktien-Index innerhalb einer klar begrenzbaren Konsolidierungszone, welche wir in den Bereichen um 7632 auf der Oberseite und 7353 auf der Unterseite definieren können. In dieser Zeitspanne bis heute gab es lediglich drei Handelstage, an denen der Index die untere Begrenzung nachhaltig unterschritt, aus analytischer Sicht, diese Chartbegrenzung zur Orientierungsmarke abschwächte und im Ergebnis die Konsolidierungszone dehnte. Aus markttechnischer Sicht wurde die neutrale Grundverfassung des Marktes über diesen Zeitraum hinweg weitestgehend bestätigt. Eine unterlegte Kombination verschiedener trendfolgender Indikatoren, welche wir als Richtungsfilter nutzen, wies und weist bis heute ein neutrales set-up aus, die Schwungkraft der Impulsschübe pendelte zwischen den analytisch definierten Extrempunkten „überkauft“ bzw. „überverkauft“, ohne wirklich nachhaltige Handelssignale generiert zu haben.
Mit der sich aufhellenden Gesamtverfassung an den international wichtigsten Aktienmärkten, getragen durch eine erwartete und interpretierte Beruhigung in der Subprime-Krise, schaffte es der DAX am Freitag, die obere Bereichsbegrenzung der Konsolidierungszone anzuhandeln, diese temporär sogar zu übersteigen und per Schlusskurs knapp oberhalb dieser ins Wochenende zu gehen. Im Zuge dieser Entwicklung verbesserte dich zudem die Markttechnik dahingehend, dass wir unmittelbar vor einem set-up Wechsel von ursprünglich neutral auf long stehen, einhergehend mit einem deutlichen Schwungkraftanstieg. Gelänge jetzt zu Wochenbeginn der Sprung bestätigt über die 7632, wäre die Konsolidierung in ihrer bisherigen Definition und Beschreibung hinfällig und die Chancen auf weiter steigende Märkte gegeben.
Unterstützung hätte eine positive Erwartungshaltung zudem durch die mögliche Vollendung einer kleinen, komplexen umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation, deren Nackenlinie im Bereich um 7632 verläuft. Auch hier gilt: gelingt der nachhaltige Sprung über diese Signallinie, eröffnet sich aus Sicht der klassischen Formationslehre mittelfristig ein Potential in Richtung 8000 / 8100. Wichtig ist hierbei jedoch zu beachten, dass diese Aussage und der Verweis auf eine komplexe Kursformation mit entsprechendem Kursanstiegspotential, statistisch nicht belegbar ist. Wir verfügen derzeit weder über Ergebnisse zur Zuverlässigkeit einer solchen Formation, noch zur Trefferquote. Aussagen im Bezug auf dieses vorliegende Kursmuster basieren auf allgemeinen diskretionär erworbenen Erfahrungswerten.
Als Fazit können wir dennoch festhalten: mit der jüngsten Entwicklung verbesserte sich die chart- wie markttechnische Ausgangslage des DAX erheblich, so dass wir eine positive Erwartungshaltung im Bezug auf weiter steigende Kurse für sehr realistisch halten.
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Quelle: ntv.de