China Keine Überraschungen
11.12.2007, 09:16 UhrVon Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Die in der letzten Woche viel zitierte Änderung der geldpolitischen Ausrichtung der chinesischen Notenbank in Richtung Straffung sollte keinen Anlass zur Sorge über eine abrupte Verlangsamung der Wirtschaftsdynamik geben. Es geht für die Notenbank vielmehr darum, die Effektivität der bislang wenig wirksamen Maßnahmen zur Dämpfung des Kredit- und Investitionswachstums zu erhöhen. Schließlich wurden allein in diesem Jahr die Leitzinsen fünf Mal und die Mindestreserveanforderungen an die Banken neun Mal erhöht.
Dennoch stieg das Kreditwachstum von rund 15% im Jahr 2006 auf aktuell knapp 18%. Darüber hinaus ist die Notenbank besorgt über Anzeichen, die eine erneute Steigerung der Investitionstätigkeit im Bausektor erkennen lassen. In Verbindung mit dem kräftigen Anstieg der Inflationsrate auf aktuell rund 6,5% zwingen diese Trends die Notenbank zu einem entschlosseneren Handeln. Andernfalls steigen die Überhitzungstendenzen.
Im kommenden Jahr sind daher weitere moderate Zinsanhebungen und direkte Maßnahmen zur Dämpfung des Kreditwachstums zu erwarten. Gleichzeitig wird die Regierung jedoch alles daran setzen, den Privaten Verbrauch weiter zu stärken, damit das BIP-Wachstum nur langsam nachgibt. Dies spricht zudem für eine etwas kräftigere Aufwertung des Renminbi, da eine stärkere Anhebung der Zinsen aufgrund des sinkenden Zinsabstandes zu den USA steigende Kapitalzuflüsse nach sich ziehen könnten, die der geldpolitischen Straffung entgegen wirken. Das Problem der negativen Realzinsen, die vermutlich einen wesentlichen Grund für die starken privaten Kapitalzuflüsse in die Festlandsaktienmärkte darstellen, sollte sich im Jahresverlauf 2008 entschärfen, da die Inflationsrate zum Jahresende 2008 auf rund 3,3% sinken dürfte.
Alles in allem rechnen wir mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 10,3% in 2008 und 9,8% in 2009. Der Renminbi wird etwas kräftiger als bislang auf rund 6,9 je US$ zum Jahresende 2008 aufwerten und die Zinsen werden voraussichtlich ein- bis zweimal um 27 Basispunkte angehoben. Dieses Szenario wäre positiv für die Region zu bewerten, da einerseits die Nachfrage aus China weiter Impulse liefert und andererseits der währungsseitige Wettbewerbsvorteil chinesischer Anbieter langsam abnimmt. Dies sollte den asiatischen Volkswirtschaften ermöglichen, der exportseitigen Dämpfung besser zu widerstehen. Die aktuellen Konjunkturdaten der Region unterstreichen insgesamt ein robustes Bild der Inlandsnachfrage. China spielt daher weiter eine wichtige Rolle für die regionale Investmentstrategie.
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Quelle: ntv.de