(Nicht nur) Russland Raiffeisen-Osteuropa-Aktien
19.12.2006, 12:10 UhrAlexej Miller gilt als leiser, aber machtbewusster Mann - mit besten Kontakten zu ehemaligen und aktuellen europäischen Politikern. Der Kreml hat ihn 2001 auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Gazprom gehievt. Dort räumte Miller mit der korrupten Führungsclique auf und machte aus dem Energieriesen Gazprom einen Börsenstar dessen Kurs sich seit 2001 fast verachtfacht hat.
Gasprom geht es mittlerweile so gut, dass sich der Konzern ein 125 Euro Millionen Engagment beim Fussball- Bundesligisten Schalke 04 leisten kann. Ziel dieses Engagements ist, das Gazprom-Image in Westeuropa aufzupäppeln. Angelika Millendorfer, Fondsmanagerin bei der Wiener Raiffeisen Capital Management setzt ganz auf Gazprom. Der Konzern ist in Ihrem Osteuropa-Fond auf Nr. 2 unter den Top-Positionen. Die Österreicherin Millendorfer favorisiert in ihrem Fonds überhaupt russische Aktien - und bewirbt ihr Finanzprodukt mit dem Ruf Wiens, das Tor zum Osten zu sein:
„Wien und Österreich hat historisch schon eine enge Beziehung zu Osteuropa und es ist ja auch eine große geographische Nähe gegeben. Es ist beispielsweise weniger als eine Stunde von hier in die Slowakei. Von daher gibt es da eine sehr gute Beziehung und ein sehr gutes Verständnis für die Region. Nicht umsonst waren österreichische Unternehmen unter den ersten die sich in der Region wirtschaftlich etabliert haben und damit sehr erfolgreich waren.“
Russland favorisiert
Und aus der Überzeugung, dass Russland ein Wachstumsmarkt bleibt, machen russische Aktien in Angelika Millendorfers Fonds auch mehr als 50 Prozent aus. Ungarn, Polen und andere osteuropäische Staaten bilden eher kleinere Positionen. Hinter dem klaren Votum für Russland steht letztlich die Überzeugung, dass der Ölpreis nicht dauerhaft sinken wird. Denn Russlands Wirtschaftboom resultiert bislang vor allem aus den Energievorräten des Landes. Experten glauben daher: Würde der Ölpreis auf ein Niveau von etwa 40 Dollar pro Barrel sinken, wäre es mit der russischen Herrlichkeit bald vorbei.
Doch davon geht im Moment niemand aus. Ausserdem beginnt Rußlands Volkswirtschaft sich in Ansätzen bereits jetzt schon breiter aufzustellen so Angelika Millendorfer:
„Es gab in Osteuropa zuletzt sehr viele Neuemissionen und da kam ein großer Teil aus Russland. Es gab auch viele Emissionen aus Bereichen außerhalb des Ölsektors wodurch das Anlageuniversum in Russland sich auch sektoral verbreitert hat und damit noch interessanter geworden ist.“
Prognosen gedämpfter
Mit dieser Strategie hat der Fonds in den letzten fünf Jahren im Schnitt eine Performance von rund 33 Prozent gemacht. Die Prognosen für dieses Jahr sind allerdings schon gedämpfter. Gründe dafür sind, dass die Aktienmärkte in Zentral- und Osteuropa zur Jahresmitte eine scharfe Korrektur durchlebt haben. Raiffeisen Capital Management rechnet dennoch in den nächsten Jahren mit ansehnlichen Renditen:
„Wir glaube dass die Aktienmärkte in Osteuropa weiterhin eine gute Performance liefern werden. Wir haben ein starkes Wirtschaftswachstum in der Region von im Schnitt ca. 5 Prozent, also deutlich mehr als etwa in Westeuropa und das schlägt sich in einem guten Umfeld für die Unternehmen nieder. Deswegen denken wir dass die Region Osteuropa weiterhin eine Out-Performance gegenüber den etablierten Aktienmärkten liefern sollte“.
Die Erfolgsgeschichte Osteuropa ist also noch nicht zu Ende. Und die Menschen in den acht osteuropäischen EU-Staaten haben sich zum Unions-Beitritt vor zwei Jahren wohl zu Recht gefreut.
Quelle: ntv.de