Malaysia Vorsichtige Stimulierung
28.11.2007, 11:11 UhrVon Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Die Regierung Malaysias hat im Haushalt 2008 einige finanzpolitische Impulse gesetzt, deren Ausmaß aber insgesamt hinter den Erwartungen vieler Marktteilnehmer zurückblieb. Vor allem die fehlende Senkung der Einkommenssteuer wurde negativ bewertet. Längerfristig dürfte sich die wirtschafts-politische Zielrichtung aber als angemessen erweisen, da die zentrale Schwäche der Wirtschaft Malaysias in den letzten Jahren nicht ein schwacher privater Verbrauch, sondern eine viel zu geringe Investitionsdynamik war. Diese spiegelt sich in dem vergleichsweise niedrigen Niveau der Investitionen gemessen am BIP wider. Vor diesem Hintergrund ist die Senkung der Unternehmenssteuersätze ein wichtiger Schritt. Zusätzliche Inmpulse dürfte von der angekündigter Erhöhung der staatlichen Investitionen ausgehen, die insbesondere auf die Verbesserung der Infrastruktur abzielen.
Das in den letzten Monaten zu beobachtende Anziehen des privaten Verbrauchs wird durch die steigende Investitionstätigkeit untermauert. Die Entwicklung der Industrieproduktion lässt bereits erkennen, dass die Konjunktur zunehmend von der privaten Nachfrage getrieben wird. Malaysia ist als stark handelsabhängige Volkswirtschaft besonders anfällig für Schwächesignale aus den USA. Hinzu kommt, dass auch Japan, das nach den USA und Singapur drittwichtigste Exportziel einem uneinheitlichen wirtschaftlichen Trend folgt, der die Handelspartner nicht stabilisieren kann.
Längerfristige Ziele verliert die Regierung ebenfalls nicht aus den Augen. Ein zentrales Ziel ist die Positionierung Malaysias als internationales Zentrum für „Islamic Banking“. Hierzu wurden vor allem steuerliche Anreize geschaffen, um die Ansiedlung neuer Anlagegesellschaften zu fördern. Diese Strategie dürfte zusammen mit der wachsenden Attraktivität Malaysias für ausländische Investoren im Zuge der Privatisierungs- und Liberalisierungsstrategie der Regierung den freundlicheren Trend der Nettozuflüsse an Direktinvestitionen stützen. Aufgrund der gestiegenen Auslandsaktivitäten der malayischen Unternehmen verdeckt die Netto-betrachtung die bereits sehr positive Entwicklung der Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen seit 2005. Diese Trendwende unterstreicht die grundsätzlich positiven Impulse der Wirtschaftspolitik der Regierung von Ministerpräsident Abdullah Badawi. Es ist daher gut möglich, dass die Wahlen vor dem spätesten Termin im April 2009 stattfinden.
Von Seiten der Geldpolitik ist kaum überraschenden Zinserhöhungen zu rechnen. Der Leitzins dürfte zunächst bei 3,5% konstant gehalten werden. Eine deutlichere Abschwächung der Weltkonjunktur und stärkere Zinssenkungen in den USA würden vermutlich auch in Malaysia eine Zinssenkung nach sich ziehen. Bislang ist das aber nur ein Risikoszenario. Die Währung dürfte von Portfoliozuflüssen und Direktinvestitionen im Zuge des robusten Wachstums profitieren.
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Quelle: ntv.de