Friedrich Huber Aktien sind der beste Krisenschutz
26.11.2010, 15:46 UhrDie Preise von Edel- und Basismetallen wie Gold und Kupfer steigen, die Aktienmärkte brechen nach oben aus, der Dollar ist im Sinkflug: All das deutet darauf hin, dass die zweite Runde im Gelddruck-Experiment der Notenbanken tatsächlich die Inflation beflügelt. Fragt sich: Welche Anlageklassen bieten dabei den besten Mix aus Rendite und Sicherheit – Gold, Immobilien oder Aktien?

Die US-amerikanische Notenbank hat erkannt, dass sie die Märkte weiter mit unbegrenzter Liquidität und Zinsen nahe dem Nullpunkt versorgen muss. Im anderen Fall würden die USA in eine massive Wirtschaftskrise stürzen, was einen Kollaps des Banken- und Finanzsystems auslösen dürfte. Auch in Japan versucht man, mit dem Kauf von Staatsanleihen die Wirtschaft zu stimulieren.
All das wird zwangsläufig die Inflation vorantreiben. Denn Inflation bedeutet per Definition die Ausweitung der Geld- und Kreditmenge. Das führt zu Spekulationsblasen in der Finanzwirtschaft und zur Fehlakkumulation von Kapital in der Realwirtschaft. Damit der Karren nicht gegen die Wand fährt, müssen die Notenbanken mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen gegensteuern, was die Situation aber nur verschlimmert. Ein Ende wird diese Geldvermehrung erst finden, wenn die Inflation der Vermögenspreise auf die Konsumgüterpreise übergreift und damit die Endverbraucher betrifft. Am Ende einer solchen Spirale kann die Währungsreform stehen.
Anleger flüchten in Sachwerte
Langfristig denkende Investoren erkennen diese Gefahren und suchen bereits nach werthaltigen Assets. In den Fokus rücken vor allem Aktien, Gold, Rohstoffe und Immobilien. Letztere könnten jedoch auf Dauer einen Nachteil mit sich bringen: Sollte die Bankenkrise erneut aufflammen, weil immer mehr Schuldner ihre Raten nicht zahlen, wird sehr wahrscheinlich ein neues Banken-Rettungspaket geschnürt, das das erste in den Schatten stellen dürfte. Kommt es in dessen Folge zu einem Staatsbankrott, werden wohl auch die Immobilienbesitzer – gleichsam als Sündenböcke – zur Staatssanierung herangezogen.
Für Gold und andere Edelmetalle spricht, dass es sich von der Wertentwicklung her in Zeiten hoher Inflation vermutlich am besten schlägt. Einziges Problem: In einer möglichen Währungsreform könnten der Besitz von Gold verboten und wichtige Rohstoffe beschlagnahmt werden. Das bedeutet nicht, dass Anleger auf den Besitz von Edelmetallen völlig verzichten sollten. Es dürfte sich jedoch nicht empfehlen, sich ausschließlich mit Gold gegen hohe Inflation zu schützen.
Guter Kompromiss zwischen Rendite und Sicherheit
Einen guten Kompromiss zwischen der Anforderung nach Sicherheit und der nach Rendite könnten Aktien sein. Der Grund ist, dass Unternehmen und deren Aktionäre nach einer Währungsreform in der Regel weitestgehend geschützt werden, damit die Wirtschaft rasch in Gang kommt. Besitzer großer Geldvermögen werden daher alles versuchen, um ihre Guthaben und Anleihen vor dem Tag X in Aktien und andere echte Werte zu tauschen. Denn Aktien, seien sie noch so teuer erworben, bieten dann mehr Schutz als Bargeld, Anleihen oder Kapitallebensversicherungen.
Welchen Punktestand könnte der deutsche Aktienmarkt in einer solchen Konstellation erreichen? Ein historisches Extrembeispiel liefert der Bovespa-Index. Der brasilianische Aktienindex stieg in der Hyperinflation 1993/94 in gut einem Jahr um über 20.000 Prozent an. Doch selbst wenn es nicht zu einer solchen Situation kommen sollte, stehen die Chancen auf weiter steigende Aktienkurse gut.
Auch ohne hohe Inflation haben Aktien noch Potenzial
Ein guter Indikator sind die Tagesgeldzinsen: Wenn diese deutlich fallen, sind starke Haussen am Aktienmarkt die Folge. So fiel der Tagesgeldzins von Oktober 1981 bis April 1983 von 12 auf 4,9 Prozent, was einem Rückgang von 60 Prozent entsprach. Der Dax stieg in der Folge um 200 Prozent. Von April 2001 bis November 2003 ging der Zins von fünf auf zwei Prozent zurück, was ebenfalls ein Minus von 60 Prozent darstellte – der Dax kletterte um 270 Prozent. Von August 2008 bis Juli 2009 schließlich brach der Zins von 4,28 auf 0,3 Prozent ein, ein Rückgang um sage und schreibe 93 Prozent. Doch bislang hat der Dax noch nicht einmal die 100-Prozent-Marke genommen. Wir dürften also noch Raum nach oben haben.
Der Autor Friedrich Huber ist geschäftsführender Gesellschafter der Huber Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de