Uwe Zimmer Keine Immobilienblase in China
28.05.2010, 09:40 Uhr
Viel geschrieben wurde in den vergangenen Wochen über China und eine mögliche Immobilienblase dort. Die chinesische Zentralbank heizte entsprechende Spekulationen an, weil sie deutlich vor zu hohen und spekulativ übertriebenen Immobilienpreisen warnte.
Richtig ist, dass in China unglaublich viel und zum Teil auch architektonisch unglaublich aufwändig gebaut wird. Die Skylines ganzer Städte werden von Baukränen bestimmt – und von bereits fertig gestellten Häusern. Die Bauwirtschaft war und ist eine der wichtigsten Stützen für Chinas Wirtschaftswachstum. Und sie bietet sehr vielen Menschen Arbeit.
Zu einseitig auf Immobilien gesetzt?
Jetzt kommen Bedenken auf, dass der Staat zu einseitig auf die Baubranche gesetzt habe. Die niedrigen Zinsen und die Ausweitung der Geldmenge hätten die Immobilienpreise in die Höhe getrieben, ohne dass die Binnenkonjunktur Schritt halte. Unternehmen hätten lieber in Land und Gebäude als in Anlagen investiert.
Immer wieder wurden bereits früher Sorgen laut, dass über den Bedarf hinaus gebaut wird und sich viele Chinesen die neu entstandenen Wohnungen gar nicht leisten können. Nur wenn der Staat an seiner lockeren Haushaltspolitik und die Zentralbank an der Politik des günstigen Geldes festhalte, könne der bisherige Konsum gestärkt und erhalten werden. Und nur dann entstehe die oft beschworene Mittelschicht, die die neuen Wohnviertel und Stadtteile auch beziehen könne.
Immobilieneinbruch schädigt Weltkonjunktur
Die These: Immobilien sind so teuer geworden und die Wirtschaft hält trotz ihres immensen Zuwachses nicht mit der Entwicklung des Immobilienmarktes mit, es bilde sich also eine Blase, die irgendwann Platzen werde. Dies werde auf die chinesische Konjunktur durchschlagen und dann auch die Weltwirtschaft stark belasten. Das gelte umso mehr, als sich die Chinesen bereits Rohstoffe für weitere Jahre des Booms gesichert hätten und eine Abkühlung hier eine weltweite Abwärtsspirale in Gang brächte.
Dieses Szenario ist übertrieben. China hat in den vergangenen Jahren bereits zweimal einen empfindlichen Einbruch der Immobilienpreise hinnehmen müssen. Beide Male hatte der Preissturz nur geringe Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft. Das liegt vor allem daran, dass anders als in den westlichen Industriestaaten die Immobilien in der Regel nicht mit Krediten finanziert werden. Ein Preiseinbruch schlägt also nicht auf die Bankbilanzen und damit nicht auf die Kreditvergabe an Unternehmen durch.
Von Chinas Immobilienmarkt geht also keine Gefahr für die Weltwirtschaft aus.
Der Autor Uwe Zimmer ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Meridio und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de