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Markus Zschaber, V.M.Z. Megazyklus - Globalisierung

Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung.

Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung.

Der wirkliche Megazyklus der vergangenen zwei bis drei Dekaden ist nach meiner Einschätzung die Globalisierung und der damit verbundenen Internationalisierung der Produktions- und Handelszyklen. Die Arbeitsteilung auf globaler Betrachtungsebene führte zu neuen Güter- und Liquiditätsströmen, welche sich gerade in den letzten zehn Jahren durch die neuen Kommunikationswege nochmals intensivierten.

Interessanterweise gelten die Produktions- und Handelsprozesse bereits als so miteinander verknüpft, dass nicht nur die Endprodukte weltweit exportiert bzw. importiert werden, sondern auch Vorleistungsgüter oder Investitionsgüter in einer ähnlich hohen Dynamik an internationaler Nachfrage gewonnen haben. Die Weiterverarbeitungen haben sich aufgrund der Maximierung der ökonomischen Effizienz weiterentwickelt und gelten per heute als internationalisiert. Die globalen Wertschöpfungsketten und deren strukturelles Potenzial stiegen in der Struktur des Welthandels in wenigen Jahren in noch vorhergesehenen Tempo auf. Das globale Wirtschaftswachstum, gemessen am Bruttoinlandsprodukt der Staaten, weist seit Mitte der 90er Jahre eine messbare Dynamisierung sowie einen expotenziell anwachsenden Beitrag des Handels an. Außerdem wurden angesichts des sich weiterentwickelnden Globalisierungsstatus auch die Nachfragepräferenzen immer breiter und tiefer in den jeweiligen Strukturen, da natürlich der anwachsende Wohlstand der Konsumenten eine größere Produktvielfalt verlangt. Das globale wirtschaftliche Geflecht hat die Wertschöpfung und deren Verkettungen auf neue Levels gehoben und neue Konsumschichten hervorgebracht, welche nicht ihre Entstehung in den 60er, 70er, 80er Jahren hatten, sondern in den 90er Jahren bzw. im 21 Jahrhundert entstanden. Diese neuen Käufer- und Konsumschichten haben den Megazyklus neu dynamisiert und gelten nach meinen Einschätzungen als Ökonom mit Sicherheit als Transporteur zukünftiger Expansion.

Dennoch hat auch die schlimmste Weltwirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg Risse in das Fundament der Globalisierung und des Welthandels mit sich gebracht. Der Welthandel wird in diesem Jahr den stärksten Rückgang mit einer negativen Bewegung von minus zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr der Nachkriegszeit verzeichnen. Die Fragen, welche für alle Ökonomen meines Erachtens entscheidend sind, sind folgende: Gelten die Antriebseffekte der vergangenen zwanzig Jahre durch die Krise als erloschen, bestehen neue Stimuli, welche es zu identifizieren gibt oder kehrt sich dieser Trend um? Fakt ist, dass die Antriebskräfte der Vergangenheit die Globalisierungsprozesse waren, die durch die Internationalisierung neue Absatzzyklen, neue Produktionszyklen und neue Investitionszyklen ermöglichten. Vor allem die asiatische Region gilt als einer der Hauptakteure und Profiteure der Globalisierung. Zu erwähnen gilt außerdem, dass die politische Ausrichtung in den westlichen Staaten ebenfalls die Globalisierung maßgeblich durch die Liberalisierung der Handelswege unterstützte und früh erkannte, welche Wachstumsmöglichkeiten dadurch entstehen können.

Dennoch steht nach meiner Meinung eindeutig fest, dass eine in den Jahren 2006 und 2007 viel zitierte Abkoppelung der Emerging Markets von den USA weder bestand noch in naher Zukunft möglich sein wird. De facto kann sogar heutzutage ökonomisch nachgewiesen werden, dass das überproportionale internationale Handelswachstum, aufgrund der sich stetig effizienter strukturierten Güterströme, in den guten Jahren das Wachstum ermöglichten, in der Krise aber sogar als Brandbeschleuniger wirkten, so dass die Finanzkrise schlagartig in eine Weltwirtschaftskrise mündete. Dennoch bewerte ich die Welthandelsstrukturen als maßgebliche Wachstumslokomotive der Zukunft und eine Einschränkung bzw. Beschneidung dieser Güter- und Liquiditätsströme durch neu aufkommenden Protektionismus erachte ich als extrem fahrlässig und als nachhaltig falsch. Betrachtet man den Markt der Vorleistungsgüter, so werden diese oftmals in Niedriglohnländern vorgenommen. Natürlich hat es diesbezüglich eine Verschiebung von Arbeitsmarktstrukturen von Hochlohnnationen wie beispielsweise Deutschland zu Niedriglohnstaaten wie beispielsweise Rumänien gegeben, was am Fall Nokia zum Beginn des Jahres 2008 auch in den deutschen Medien für einen Skandal sorgte.

Die globalisierte Welt verlangt auch eine bestmögliche globale Allokation aller Ressourcen auf weltweiter Ebene, denn wir dürfen nicht vergessen, dass die deutschen Unternehmen bereits heute einen Großteil ihres Gewinns im Ausland erzielen und nur solange konkurrenzfähig bleiben können, so lange sie sich den globalen Absatzmärkten von der Preisebene und der Kostenebene annähern können. Für mich steht fest: Eine Sättigung der Globalisierung ist noch lange nicht erreicht und die Chancen und Möglichkeiten sind in ihrer Funktionalität noch nicht ansatzweise ausgeschöpft, so dass  vielschichtiges Potenzial diesbezüglich für das Weltwirtschaftswachstum vorhanden ist. Die weltweit sich noch ausweitende Arbeitsteilung sowie der sich innovativ weiterentwickelnde Wettbewerb in allen Unternehmenssektoren wird auch zukünftig als Antriebsfaktor für das Trendwachstum gelten und die jüngsten protektionistischen Aktivitäten werden sehr zeitnahe wieder aufgehoben sein, denn keine westliche Volkswirtschaft kann es sich leisten nicht an der Globalisierung zu partizipieren.

Ich erwarte, dass sich der Welthandel in den kommenden Jahren durchschnittlich um fünf bis 6,5 Prozent pro Jahr dynamisieren wird, außerdem steht für mich fest, dass der Trend zur Globalisierung nach wie vor, auch im Hinblick auf die Weltwirtschaftskrise, intakt ist. Die in den vergangenen Quartalen sich angehäuften Handelshemmnisse stellen für die Internationalisierung und Globalisierung keine ernsthafte Gefahr. Für mich als Ökonom, aber auch als Vermögensverwalter steht fest, dass unser weltweites Wachstumsmodell in seiner Funktionalität noch nicht perfektioniert ist und genau dieser Faktor ermöglicht in den kommenden Jahrzehnten ein potenzielles Weltwirtschaftswachstum, was wiederum die Antriebskräfte für die Kapitalmärkte sein wird.

Ihr Markus Zschaber

Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Zwei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden, zuletzt das Buch "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv.

Quelle: ntv.de

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