Ralf Goerkes Aktienklima 01/11 Momentumverlust
14.01.2011, 16:57 Uhr
(Foto: Reuters)

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de
Wer in der Lage ist, das Aktienklima eindeutig zu bestimmen, kann sich entsprechend an den Börsen positionieren: In der Hausse wird das Depot zu 100% mit guten, trendstarken Aktien bestückt, in der Baisse ist man nicht mehr investiert oder setzt gar auf fallende Kurse, erklärt Momentuminvestor Ralf Goerke.
"Deutsche Aktien en vogue" lautete die Überschrift dieser monatlichen Kolumne zum allgemeinen Aktienklima vor vier Wochen. Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass in der fulminanten Jahresendrally 2010 gerade deutsche Aktien besonders gefragt waren.
Dies ließ sich einfach daran erkennen, dass in der relative Stärke-Tabelle der letzten Analyse drei der vier deutschen Teilindizes (DAX, MDAX und SDAX) unter den zwölf stärksten Indizes zu finden waren (s. Kolumne vom 17. Dezember 2010). Eine solche Kulmination deutscher Indizes im oberen Viertel einer solchen Rangliste ist ein eher selten anzutreffendes Ereignis. Damals lautete das Fazit, dass das weltweite Aktienklima keinen Anlass zur Kritik bot, so dass Positionen weiter gehalten werden sollten.
Tatsächlich setzte sich die allgemein freundliche Tendenz an den Börsen seit der letzten Einschätzung weiter fort. Im Durchschnitt legten internationale Indizes seither um 2,6 Prozent zu. Die deutschen Indizes waren zum Teil sogar noch etwas besser: TecDAX +6,0 Prozent, MDAX +3,9 Prozent, SDAX +2,4 Prozent und der DAX +1,3 Prozent. Das Verhältnis der Gewinner- zu den Verliererindizes betrug in den vergangenen vier Wochen 39:11. Die Bullen hatten also die Oberhand.
Ein Blick auf das Aktienklima-Modell in der nebenstehenden Abbildung 1 zeigt Ihnen, dass der Indikator nun schon seit Mitte November nur noch mehr oder weniger seitwärts tendiert. Dabei kreuzte er seinen gleitenden Durchschnitt etliche Male sowohl in die eine als auch in die andere Richtung (s. Pfeil). Diese Tendenzlosigkeit ist ein Zeichen dafür, dass sich die Märkte zurzeit in der Phase einer Konsolidierung befinden. Und das ist auch gut so. Schließlich müssen die Kurssteigerungen der vergangenen Wochen erstmal verdaut werden. Eine weitere Konsolidierung wäre also nicht nur wünschenswert, sondern auch absolut normal und gesund.
Im DAX ist gegenüber der Einschätzung von vor einem Monat ein deutlicher Momentumverlust festzustellen (Abbildung 2). Keines der Histogramme in den ersten drei Indikatorenfenstern liegt noch über den oberen (schwarzen) Bändern. Letzteres wäre ein Zeichen von Stärke. Eine irgendwie geartete Trendstärke ist momentan nicht feststellbar. Rein charttechnisch ist der seit Ende August 2010 laufende Aufwärtstrend Ende des Jahres im DAX nach unten gebrochen worden (s. Trendlinie). All dies macht deutlich, dass sich der Markt derzeit in der Phase einer allgemeinen Konsolidierung befindet. Allerdings ist ein solches Marktverhalten nach einem Anstieg wie dem der letzten Wochen auch als vollkommen normal einzustufen. Es kann durchaus sein, dass das aktuelle Marktstadium noch eine Zeit lang anhält. Erst ein Anstieg über das bisherige Hoch und über die Aufwärtstrendlinie mit Schlusskursen über 7.100 Punkten würde für eine Fortsetzung der Rally sprechen.
Die Situation im internationalen Umfeld hat sich gegenüber der vor einem Monat nicht verändert. Der Global Market-Indikator, der die technische Verfassung einer großen Anzahl deutscher und internationaler Aktien als Durchschnittswert widergibt, liegt immer noch im grünen Bereich (Abbildung 3).
Fazit:
Das internationale Aktien- und Rohstoffklima zeigt sich auch zu Beginn des neuen Jahres in einem unverändert guten Zustand. In einigen Märkten ist jedoch ein fortschreitender Momentumverlust zu beobachten, der eine allgemeine Konsolidierung einleiten könnte. Eine ernsthafte Gefahr für die bestehenden Trends ist allerdings derzeit noch nicht auszumachen: Halten!
Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter www.momentumstrategie.de.
Quelle: ntv.de