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Überflieger soll BER retten Mehdorn macht den Superman

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Soll den BER retten: Hartmut Mehdorn.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Eines muss man den Verantwortlichen rund um den Flughafen BER lassen: Dass Hartmut Mehdorn künftig das völlig verkorkste Projekt verantwortet, ist großes Kino. Schließlich empfehlen Profis jungen Drehbuchschreibern: Ein Film muss mit einer Explosion beginnen - und sich dann langsam steigern.

Die Verantwortlichen rund um die Großbaustelle des neuen Berliner Flughafens stellen eindrucksvoll ihre beiden herausragenden Qualitäten unter Beweis: Konsequenz, gepaart mit subtilem Sinn für abgründigen Humor: Hartmut Mehdorn wird neuer Chef des Berliner Pannenflughafens BER.

Mehr noch, plötzlich ergibt alles Sinn: Verzögerungen, Pannen, Streitereien – was als Chaos erscheint, folgt offenbar einem ausgeklügelten Drehbuch, dessen Raffinesse sich nun langsam zeigt.

Alles beginnt an jenem herrlichen Septembervormittag im Jahre 2006, als sechs Männer im märkischen Sand buddeln und damit den Startschuss für den Bau des Großflughafens geben. Neben Klaus Wowereit und Matthias Platzeck schwingt auch der Mann seinen Spaten, für den sich nun ein Kreis schließt: Hartmut Mehdorn.

Damals war Mehdorn noch Chef der Bahn, also eines Unternehmens, das mittlerweile darüber nachdenkt, Schadenersatz von der Flughafengesellschaft zu fordern. Schließlich hat der bundeseigene Konzern Milliarden für einen unterirdischen Bahnhof unter dem Terminal ausgegeben, den niemand nutzt. Zwischenzeitlich wurde Mehdorn Chef von Air Berlin, also eines der vielen Unternehmen, die bereits auf Schadenersatz klagen. Und nun sitzt Mehdorn im Chefsessel des Flughafens, um das Projekt zu retten. Das ist ganz großes Kino.

Dazu kommt: Ob Planungsfehler, Terminabsagen, Verspätungen oder zickende Technik - jede erdenkliche Hiobsbotschaft dürfte für Hartmut Mehdorn ihren Schrecken verloren haben. Der Mann hat alles schon gesehen. Wer erlebt, dass seine hochmodernen Züge reihenweise ausfallen, weil es im Sommer heiß und im Winter kalt wird, bei dem sorgt selbst eine völlig vermurkste Brandschutzanlage eines Großflughafens nur für gelangweiltes Schulterzucken.

Wenn der Aufsichtsratschef plötzlich eine 180-Grad-Kehrtwende hinlegt und fröhlich ein konsequenteres Nachtflugverbot erwägt, ein als Heilsbringer gehandelter Flughafenmanager entnervt das Handtuch wirft, der Eröffnungstermin des milliardenschweren Prestigeobjekts noch immer in den Sternen steht, würde sich Otto-Normal-Verantwortlicher Tabletten gegen den drohenden Infarkt einwerfen. Nicht so Hartmut Mehdorn.

Der 70-Jährige hat eindeutig Nehmerqualitäten. Er wird gemeinsam mit Berlin, Brandenburg und dem Bund dafür sorgen, dass der Großflughafen weiterhin für jede Menge erstklassige Unterhaltung sorgt. Fliegen kann man ja auch von Tegel.

Quelle: ntv.de

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