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Herausforderung Bilfinger Berger Koch geht buddeln

Am Steuer eines Baggers kippt Roland Koch - damals in seiner Funktion als hessischer Ministerpräsident - anlässlich des 1. Spatenstiches der neuen Nordwest-Landebahn am Flughafen Frankfurt eine Schaufel Erdreich aus.

Am Steuer eines Baggers kippt Roland Koch - damals in seiner Funktion als hessischer Ministerpräsident - anlässlich des 1. Spatenstiches der neuen Nordwest-Landebahn am Flughafen Frankfurt eine Schaufel Erdreich aus.

(Foto: dpa)

Roland Koch hat sich – zumindest gegenüber den Medien -  lange geziert, nun tut er es doch: Er geht in die Wirtschaft. Mehr noch: Hessens ehemaliger Ministerpräsident erklimmt sogar den Chefsessel beim zuletzt in die Negativschlagzeilen geratenen Baukonzern Bilfinger Berger.

"Es gab mehrere Kandidaten, Roland Koch war der beste", verteilt Bilfinger-Chefkontrolleur Bernhard Walter schon einmal fleißig Vorschusslorbeeren an den 52-Jährigen. Allerdings sind die Anleger nicht sonderlich begeistert. Sie hätten lieber einen neuen Vorstandschef aus der Branche an der Spitze des Mannheimer MDax-Unternehmens gesehen; ihren Unmut bekommt die Aktie zu spüren, die nach Bekanntgabe der Entscheidung erst einmal in den Keller ging.   

Koch muss nun beweisen, dass er etwas anderes kann, als sich an politischen Entscheidungen abzuarbeiten oder populistische Wahlkämpfe zu führen. Die Führung eines Baukonzerns kommt ohne Zweifel seinem Naturell entgegen. Der CDU-Politiker gilt als Mann der klaren Worte – eine Eigenschaft, die auf dem Bau bekanntlich gut ankommt. Dass er mitunter rücksichtslos sein kann, hat er im politischen Geschäft bewiesen.

Klar ist, dass nun wieder Diskussionen entbrennen, ob ein lange Zeit aktiver Politiker bereits so kurz nach seinem Rücktritt eine wichtige Position in der Wirtschaft einnehmen sollte, zumal er in ein Unternehmen wechselt, das von Entscheidungen der Wiesbadener Landesregierung profitiert hat. Koch hat dies – wahrscheinlich deshalb sein langes Zögern – mit einkalkuliert. Aber sei es drum: Deutschen Politikern wird auch seit geraumer Zeit vorgeworfen, in ihrem eigenen Biotop zu verharren und keinen Bezug zur Praxis mehr zu haben. Insofern ist Kochs Schritt schon ein Sprung ins kalte Wasser.

Denn er übernimmt nicht irgendein Unternehmen: Bilfinger Berger hat derzeit nicht den besten Ruf. Qualitätsmängel an den U-Bahn-Projekten in Köln und Düsseldorf machen den Mannheimern arg zu schaffen. In Köln stürzte sogar das Historische Archiv nahe einer Baugrube ein. Noch ist die Ursache nicht vollständig geklärt. Der Konzern bemüht sich derzeit händeringend, heil aus dieser Nummer rauszukommen.

Koch kann nun also zeigen, was er betriebswirtschaftlich auf der Pfanne hat. Nervenstärke hat er in der Politik bewiesen. Bilfinger Berger sei eines der spannendsten Unternehmen, das er kenne, sagte der gelernte Rechtsanwalt. Insgeheim wird er wohl hoffen, dass die Aufgabe nicht zu spannend wird.

Quelle: ntv.de

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