Ägypten-Krise treibt Ölpreis 100-Dollar-Marke geknackt
01.02.2011, 07:30 UhrDer Ölpreis steigt. Angefeuert von den Unruhen in Ägypten klettert Brent über die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar. Und der Anstieg könnte sich fortsetzen, wenn die Krise in Ägypten den ganzen Nahen Osten in eine instabile Lage versetzt, wie Anleger befürchten.
Die Unruhen in Ägypten haben den Ölpreis erstmals seit fast zweieinhalb Jahren wieder über die Marke von 100 Dollar je Barrel (159 Liter) getrieben. Nachdem ein Fass der Sorte Brent sich am Montag zwischenzeitlich um mehr als 1,3 Prozent auf 100,77 Dollar verteuerte, hält er auch am Dienstag dieses hohe Niveau: Ein Barrel Brent zur Auslieferung im März kostete am Morgen 100,62 US-Dollar. Das waren 39 Cent weniger als am Montag. Zuletzt hatte Öl im Oktober 2008 - kurz nach der Lehman-Pleite - mehr als 100 Dollar gekostet.
Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg am Morgen um sechs Cent auf 92,25 Dollar.
Anleger sorgen sich, die Krise in Ägypten könnte den ganzen Nahen Osten in eine instabile Lage versetzen. Das würde Öllieferungen durch den strategisch wichtigen Suez-Kanal gefährden. Bisher kam es indes nicht zu Verkehrsbeeinträchtigungen auf der Wasserstraße.
Steigende Nachfrage pusht auch
Ägypten selbst produziert zwar kein Öl, jedoch kontrolliert das Land die kürzeste Seeverbindung zwischen Europa und Asien - den 192 Kilometer langen Suez-Kanal. Über ihn läuft fast ein Zehntel des weltweiten Seehandels, darunter ein erheblicher Teil an Öllieferungen.
Doch auch schon vor der Ägypten-Krise hatte sich der Preis für Öl stetig verteuert. Im August hatte der Preis noch bei 70 Dollar gelegen. Experten haben den Anstieg mit der weltweiten wirtschaftlichen Erholung und der damit ansteigenden Nachfrage erklärt. Auf ein Rekord-Hoch wird der Preis nach Einschätzung von Analysten aber zunächst wohl nicht steigen: Im Juli 2008 hatte der Rohstoff 147 Dollar pro Barrel gekostet, bevor die Wirtschaftskrise die Nachfrage einbrechen ließ.
Opec bleibt gelassen
Der Generalsekretär der erdölexportierenden Länder (Opec), Abdullah al-Badri, kündigte für den Fall eines wirklichen Lieferengpasses eine Anhebung der Produktion an. Ein solcher Schritt wurde tendenziell den Preis drücken, weil es ein größeres Angebot gibt. Al-Badri betonte aber, er rechne nicht damit, dass die Unruhen die Öllieferungen durch den Suez-Kanal oder die Sumed-Pipeline beeinträchtigen würden.
Auch die Internationale Energieagentur (IEA) bemühte sich, die Wogen zu glätten. Auf den Ölmärkten gebe es trotz der Krise in Ägypten noch keine Notlage, betonte IEA-Chef Nobuo Tanaka. Nur wenn es tatsächlich zu Lieferschwierigkeiten kommen sollte, müssten IEA und Opec reagieren. Bisher laufe der Betrieb des Suez-Kanals aber normal. Und selbst eine Schließung des strategisch wichtigen Transportwegs wegen der Unruhen in Ägypten würde keinen realen Mangel an den Märkten auslösen. Durch längere Schifffahrtswege würden lediglich die Transportkosten steigen.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa