Devisen-Vorschau Angst vor der Dollar-Schwemme
02.10.2010, 17:46 UhrDie Spekulationen an den Finanzmärkten auf ein erweitertes Ankaufsprogramm der US-Notenbank für Wertpapiere lassen den Dollar taumeln. Nicht nur zum Euro, auch zu anderen wichtigen Währungen wertet der Greenback ab, teils mit erschreckender Dynamik.
Zur Erinnerung: Vor nicht einmal vier Monaten kostete der Euro im Tief 1,1875 US-Dollar. Wer damals zugegriffen hat, kann sich jetzt über einen Gewinn von fast 20 US-Cent oder rund 17 Prozent freuen.
Was an den hochvolatilen Aktienmärkten zu einer normalen Bewegung geworden ist, kommt an den Währungsmärkten einem Desaster für den Dollar gleich. Wirft man einen Blick auf den Dollar-Index, der den Greenback gegen einen Korb aus sechs großen Valuta bewertet, kommt der Dollar nicht viel besser weg: Allein im September fiel der Dollar gegen den Mix aus Euro, Yen, Schweizer Franken, Kanada-Dollar, Pfund Sterling und Schweden-Krone um fast sechs Prozent zurück auf den tiefsten Stand seit acht Monaten.
"Es ist die drohende Dollar-Schwemme, welche Investoren den Dollar verkaufen lässt", sagt Mario Mattera vom Frankfurter Bankhaus Metzler. Die Gefahr eines Rückfalls der US-Wirtschaft in die Rezession befeuert seit Wochen die Erwartung, die Federal Reserve Bank könnte sich - allen internen Disputen zum Trotz - tatsächlich zu einem zweiten Rückkaufprogramm für Staatsanleihen, Verbrieften Hypotheken und anderen Wertpapieren entschließen.
Suche nach Schwachpunkten
Mattera vermutet, dass diese Spekulationen den Dollar auch in der kommenden Woche tendenziell weiter unter Druck setzen: "Investoren werden jegliche Konjunkturdaten aus den USA auf Zeichen der Schwäche analysieren. Und aus dieser Schwäche die Wahrscheinlichkeit eines Eingreifens der Fed ableiten." Gleiches dürfte für Aussagen der Notenbanker um den Präsidenten Ben Bernanke zum Gesundheitszustand der US-Wirtschaft gelten.
Paul Reynolds von der Deutschen Bank sieht den Dollar nochmals um vier Prozent fallen, sollte die US-Notenbank zusätzlich Wertpapiere für eine Billion Dollar ankaufen. "Das halten wir für das Maximum, mit dem die Fed noch leben könnte", meint der Analyst. Ein solcher Schritt würde die Wirtschaftsleistung der USA in den kommenden Jahren um geschätzte 0,7 Prozentpunkte stützen und die Renditen für langlaufende Anleihen um rund einen halben Prozentpunkt nachgeben lassen.
"Unter dem Strich dürften die positiven Effekte die Kosten überwiegen und ausreichen, um die Fed von der Richtigkeit einer solchen Maßnahme zu überzeugen", meint Reynolds. Schon bei ihrer nächsten Sitzung Anfang November könne die Fed aktiv werden. Sollten die Konjunkturdaten bis dahin aber die Erwartungen deutlich übertreffen, dann könne die US-Notenbank die Hände weiter ruhig halten.
Von zentraler Bedeutung für Bernanke & Co dürfte der offizielle Arbeitsmarktbericht der Regierung für den Monat September sein, der am Freitag veröffentlicht wird. Geht es mit der Beschäftigung aufwärts, gibt der US-Konsument mehr Geld aus, lautet die simple Rechnung. Und weil rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung an der privaten Nachfrage hängen, dürfte man an den Finanzmärkten in der kommende Woche mit wachsender Spannung auf die "Payrolls" aus Washington warten.
Quelle: ntv.de, Benjamin Krieger, DJ