Marktberichte

Dax-Vorschau Anleger auf dem Trockenen

Schmerzhafte Spitze nach unten: Der Dax am Freitag.

Schmerzhafte Spitze nach unten: Der Dax am Freitag.

(Foto: REUTERS)

Der Bernanke-Schock sitzt Märkten in den Knochen. Das es aber erneut zu einer überzogenen Reaktion wie am Freitag kommt, halten Analysten für unwahrscheinlich. Den Anlegern werde nichts anderes übrig bleiben, als sich auf das Ende der billigen Liquidität einzustellen, meinen sie. Immerhin gibt es ein Zückerchen: Das Kion-IPO.

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Nachdem US-Notenbankchef Ben Bernanke das Ende der ultralockeren Geldpolitik eingeläutet hat, setzen sich die Anleger selbst auf Entzug. "Das billige Geld als Doping der Finanzmärkte wird künftig reduziert - das Thema wird die Börsen weiter beherrschen", sagt Marktstratege Tobias Basse von der NordLB. "Da kommende Woche lediglich Wirtschaftsdaten aus der zweiten Reihe anstehen, werden die Märkte vorerst weiter die Fed-Sitzung verdauen", erklärt auch Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Einen erneuten Ausverkauf erwarten Experten in den nächsten Tagen zwar nicht, allerdings könnte es durchaus zu größeren Kursschwankungen kommen.

Bernanke hatte am Mittwochabend angekündigt, die Zentralbank Fed könnte ihren geldpolitischen Kurs noch in diesem Jahr verlassen und ihre monatlichen milliardenschweren Anleihekäufe bis Mitte kommenden Jahres beenden. Obwohl die Drosselung damit langsam und über einige Monate hinweg passieren würde, reagierten die Investoren prompt und warfen Aktien, Anleihen und Rohstoffe aus den Depots. Vor allem in den Schwellenländern gingen die Kurse in die Knie, da diese zuletzt besonders von der Liquiditätsflut der Notenbanken profitiert hatten. Auf Wochensicht hat der Dax rund 340 Punkte oder 4,2 Prozent eingebüßt und ist auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten gefallen. Das billige Geld hatte die Indizes über Monate nach oben getrieben - bis Ende Mai waren Dax und Dow von einem Hoch zum nächsten geeilt.

Strategen sehen Aktien weiter im Aufwind

Im Vergleich zu den Verlusten am US-Anleihemarkt zeigten sich die Aktienanleger allerdings weniger verunsichert durch die Drosselung des Ankaufprogramms, konstatieren die Analysten der Landesbank Berlin (LBB). Sie rechnen deshalb nicht mit einer Trendwende. "Falls sich die Prognosen der Währungshüter als richtig herausstellen sollten und die Wirtschaft mit abnehmender Stimulierung stetig wachsen kann, wird es nach der unvermeidlichen Anpassungsphase auf dem Aktienmarkt weiter nach oben gehen", heißt es bei der LBB. Auch Marktstratege Basse sieht Aktien gegenüber anderen Anlageklassen weiter im Vorteil. "Teile der Rally waren zwar liquiditätsgetrieben, aber die von der Fed prognostizierte Erholung am Immobilien- und Arbeitsmarkt wird sich am Aktienmarkt positiv niederschlagen." Anders als etwa bei den US-Staatsanleihen gibt es aus seiner Sicht keine Kursübertreibungen. "Deshalb werden sich Aktien mittelfristig auch besser entwickeln."

Völlig offen ist aus seiner Sicht, wie die Anleger auf die anstehenden US-Konjunkturdaten reagieren. "Es ist die Frage, ob gute Daten auch positiv gewertet werden oder zu Kursverlusten führen, weil dann ein noch schnellerer Fed-Ausstieg erwartet wird", fasst Basse zusammen. Unter anderem steht am Dienstag der Auftragseingang der langlebigen Güter auf der Agenda, hier rechnen Experten mit deutlich mehr Bestellungen als im Vormonat. Am Freitag folgen der Chicago Einkaufsmanagerindex und das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan. Hierzulande werden Investoren noch den Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag beachten. Die Analysten der Commerzbank rechnen auf bereinigter Basis mit einer Seitwärtsbewegung des Barometers, womit der Ifo eine Fortsetzung der zögerlichen Erholung signalisieren würde.

Gute Vorzeichen für Kion

Bei den Unternehmen bleibt das Ringen des US-Kabelriesen Liberty Global und Vodafone um Kabel Deutschland spannend. Am Donnerstag legt Kabel Deutschland seine Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Anleger warten auf Signale, welcher der beiden Bieter vom Management bevorzugt wird. Zuletzt hatte sich die Ratingagentur Moody's auf die Seite von Vodafone geschlagen und eine Übernahme durch die Briten als positiv für die Kreditposition von Kabel Deutschland bezeichnet, während die niedrige Bonitätsnote von Liberty Global eher hinderlich wäre.

Für Freitag ist der bis zu drei Mrd. Euro schwere Börsengang des weltweit zweitgrößten Gabelstapler-Herstellers Kion geplant. Laut mit dem Vorgang vertrauten Bankern zeichnet sich eine hohe Nachfrage für die in einer Spanne von 24 bis 30 Euro offerierten Aktien ab: das Orderbuch sei schon einmal gefüllt, hieß es am Freitag. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis Mittwoch.

Indexänderungen treten in Kraft

Am kommenden Montag treten zudem die jüngsten Änderungen bei den Indexzusammensetzungen der Deutschen Börse in Kraft. Dann zieht mit LEG der sechste Immobilienwert in den Nebenwerte-Index MDax ein. Der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA steigt in den Kleinwerte-Index SDax ab. Dort zieht auch die RTL Group ein, verlassen müssen den Index Constantin Medien und IVG Immobilien. Die Zusammensetzung im Dax bleibt unverändert, allerdings werden bei dem sogenannten Verkettungstermin jüngste Änderungen bei Aktienanzahl und Streubesitz eingerechnet. Nach den Kapitalerhöhungen bei Deutscher Bank und Commerzbank erhöhe sich deshalb das Dax-Gewicht beider Institute deutlich, erklärt Investmentanalyst Uwe Streich von der LBBW.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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