Dax-Vorschau Anleger müssen sich entscheiden
26.03.2011, 11:17 UhrDer deutsche Aktienmarkt beendet eine eindrucksvolle Handelswoche. Aber wie wird der Start in die neue aussehen? Noch sind die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Die Erholung steht aber - nicht zuletzt wegen Themen wie Japan, Libyen und Portugal - auf wackeligen Beinen. Einige spannende Entscheidungen stehen an.
Fast könnte man den Eindruck gewinnen, die vielen Krisen überfordern die Investoren und deshalb schauen sie einfach nicht mehr hin: Japan kämpft verzweifelt gegen den atomaren GAU, in Libyen lässt ein Diktator auf sein Volk schießen, die portugiesischen Schuldenprobleme sind nach wie vor nicht gelöst. Dennoch hat der Dax in der ablaufenden Woche gut vier Prozent an Wert gewonnen. Die Schwelle von 7000 Punkten ist nur noch wenige Zähler entfernt, und Experten prognostizieren, dass sie in den nächsten Tagen wieder überschritten wird. Damit wäre der Leitindex in etwa wieder da, wo er vor dem Japan-Beben war.
"Es sieht wirklich so aus, als sei der Aktienmarkt im Moment sehr krisenresistent", sagt Stratege Carsten Klude von MM Warburg. "Viele Anleger denken offenbar, die Weltwirtschaft wächst robust genug, um das alles abfedern zu können."
Wachstumslokomotive ruckelt
Verfügbare Daten gäben den Investoren bislang auch recht. Die globale Wachstumslokomotive könnte zwar etwas ins Rucken geraten, nennenswert an Fahrt verlieren werde sie aber voraussichtlich nicht. "Natürlich lässt sich die Situation in Japan nach wie vor schwer beurteilen, aber zumindest entsteht im Moment der Eindruck, sie spitzt sich nicht weiter zu", so Klude. Die Krise in Libyen sei durch den Einsatz der Alliierten adressiert. Dennoch bleibt Vorsicht angebracht, warnen unter anderem die Strategen der Landesbank Berlin. Sollte sich die Lage in Japan oder die im Nahen Osten verschärfen, könnten panikartige Reaktionen die Aktienmärkte schnell wieder nach unten reißen.
US-Arbeitsmarkt mit mehr Schwung
Rückenwind könnte der Markt in den kommenden Tagen von US-Daten erhalten. Aus der weltgrößten Volkswirtschaft stehen mit dem ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und dem Arbeitsmarktbericht die ersten aussagekräftigen Konjunkturdaten seit dem schlimmen Erdbeben an. "Die Katastrophe in Japan dürfte die amerikanische Industrie kaum belastet haben", schätzt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Er erwartet, dass der Einkaufsmanagerindex ähnlich gut wie im Februar ausfällt und es am Arbeitsmarkt weiter aufwärts gegangen ist. Auch aus Japan kommen einige Daten, Experten ordnen diesen allerdings eine recht geringe Aussagekraft zu, da sie allesamt die Entwicklung vor dem Beben darstellen.
Bilanzen aus der zweiten Reihe
Impulse von der Bilanzsaison werden weniger. Vorwiegend Unternehmen aus den hinteren Reihen legen noch Zahlen vor, unter anderem informieren Bilfinger Berger, Hugo Boss oder ElringKlinger über ihre Geschäftsentwicklung 2010. "Investoren interessiert schon viel mehr, wie das erste Quartal gelaufen ist", sagt Klude. "Sie wollen wissen, inwiefern die Margen wegen der steigenden Rohstoffpreise schon unter Druck geraten. Die große Frage ist, ob die Gewinnschätzungen zu optimistisch sind."
Neuzugänge im Blick
Interessant wird wohl die Pressekonferenz der Porsche Holding am Montag in Salzburg. Investoren erhoffen sich von VW-Chef Martin Winterkorn Informationen darüber, wie genau das Autohandelsunternehmen in den Konzern integriert werden soll.
Auch das Thema Börsengänge bleibt in den Wochen vor Ostern spannend. Am Montag entscheidet Kreisen zufolge der Aufsichtsrat von Siemens, ob die Lichttechnik-Tochter Osram an die Börse gebracht werden soll. Wahrscheinlich ist die Platzierung eines Minderheitsanteils wie seinerzeit bei Infineon. Der tatsächliche Sprung aufs Parkett würde dann aber wohl erst im Herbst erfolgen.
Für die Aktien des chinesischen Börsenkandidaten Powerland beginnt unterdessen am Donnerstag die Zeichnungsfrist. Der Taschenhersteller will am 11. April in Frankfurt an der Börse starten und dabei bis zu 120 Millionen Euro bei den Investoren einsammeln.
Politik wirft Schatten
Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg dürften vor allem auf die potenziellen Änderungen in der Energiepolitik abgeklopft werden. "Ich glaube aber fast nicht, dass das am Markt wirklich noch einmal ein großes Thema sein wird", sagt Klude. "Die Versorger sind schon abgestraft worden, viel mehr ist nicht zu erwarten."
Quelle: ntv.de, rts