Marktberichte

Es hat gereicht Dax jubelt sich ins Wochenende

Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt bleibt auch zum Ende der Handelswoche ausgesprochen positiv. Die 7000-Punkte-Marke wird zwar nicht erreicht, dennoch steht am Ende ein Plus in den Handelsbüchern. Und das hat mehrere Gründe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der deutsche Aktienmarkt versucht, sich mit einem Paukenschlag ins Wochenende zu verabschieden - am Ende reicht es immerhin zu einem Trommeln. Die ins Visier genommene 7000er Marke wurde zwar nicht erreicht - das Tageshoch lautete auf 6985 Zähler - am Ende reichte es aber im Dax zu einem Plus von 0,2 Prozent auf 6946 Punkte. Der MDax kletterte ebenfalls um 0,2 Prozent auf 10.192 Zähler. Am deutlichsten legten die Hightech-Werte zu: Der TecDax verbuchte ein Plus von 0,7 Prozent auf 906 Punkte.

Die positive Eröffnung der US-Börsen hatte dem deutschen Aktienmarkt am Nachmittag und frühen Abend noch einmal einen positiven Impuls gegeben: Nach einem Gewinnsprung beim Software-Konzern Oracle notierten der Dow-Jones-Index und der S&P 500 je 0,7 Prozent fester. Der Nasdaq-Composite kletterte um 0,9 Prozent.

Händler sprachen angesichts der weit vom Tageshoch entfernten Schlusskurse im Dax von Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende. "Außerdem wird der erneute Anstieg des Futures an die 7000er-Marke zum Absichern genutzt", so ein Marktteilnehmer. Die Umsätze seien dünn. Die anhaltenden Probleme in Japan und dem Nahen Osten sowie die hinzu gekommene Unsicherheit in Portugal verleiteten einige Anleger nach dem jüngsten Kursanstieg dazu, Kasse zu machen.

"Toppiger Future"

"Aus technischer Sicht sieht der Future in der Intraday-Betrachtung etwas toppig aus", so ein Händler. Der Future habe knapp über 7000 ein kleines Doppel-Top ausgebildet, dessen Ziel mit dem Tagestief von 6945 Punkten allerdings bereits etwa erreicht sei. Seit dem Erdbeben in Japan vor zwei Wochen hat der Dax nicht mehr über der Marke von 7000 Punkten notiert.

Die Beschlüsse des EU-Gipfels in Brüssel zum Euro-Rettungsfonds brächten Ruhe - vor allem in die Devisenmärkte, hieß es am Markt. Positiv sei auch, dass dem S&P-500-Index an der Wall Street der Sprung über die wichtige 1300er-Marke gelungen sei. Der US-Markt habe sich marktbreit erholt, besondere Sektortendenzen seien dabei nicht aufgefallen. "Das ist eine Erholungsrally auf breiter Basis", meinte ein Händler.

Verunsicherung bleibt - Ifo ohne Impulse

"Die Verunsicherung am Markt ist trotz der gestrigen Aufwärtsbewegung aber noch lange nicht verschwunden", warnte ein anderer Händler. Einem weiteren Börsianer zufolge ist die Nachrichtenlage weiterhin alles andere als gut, weshalb mit erneuten Rücksetzern zu rechnen sei. "Daran ändert auch nichts, dass einige große Investoren nach den jüngsten Kursaufschlägen gezwungen waren, auf den fahrenden Zug aufzuspringen."

Vom Ifo-Geschäftsklimaindex gab es kaum Impulse: Erstmals seit einem Jahr trübte sich die Stimmung demzufolge in der deutschen Wirtschaft zwar ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank von 111,3 auf 111,1 Punkte. Der Rückgang des Index fiel aber schwächer aus als erwartet. Dagegen spielte die Herunterstufung der Bonitätsnote Portugals durch die Ratingagentur S&P am Aktienmarkt nur eine untergeordnete Rolle.

SAP profitieren von Oracle   

Einer der größten Gewinner war die Aktie von SAP mit einem Plus von 1,9 Prozent: Die Titel des Softwarekonzerns profitierten von guten Zahlen des US-Erzrivalen Oracle. Die Kaufbereitschaft der Konzerne bleibe offenbar groß, schrieb DZ-Bank-Analyst Oliver Finger in einem Kurzkommentar. hatte am Donnerstagabend im wichtigen Geschäft mit neuen Softwarelizenzen erneut zugelegt. Zudem erhöhte der SAP-Konkurrent die Dividende. Auch eine Heraufstufung durch HSBC auf "Overweight" von "Neutral" half der SAP-Aktie.

BASF legten 1,1 Prozent zu. Der weltgrößte Chemiekonzern hat von den chinesischen Behörden grünes Licht für den Bau einer weiteren Anlage bekommen. Der Komplex soll von 2014 an in Chongqing eine Komponente für den Schaumstoff Polyurethan produzieren. Der Chemiekonzern betreibt in China 23 Tochterunternehmen und 16 Gemeinschaftsfirmen.

Siemens bewegt doppelt

Zulegen konnten auch die Anteilsscheine des Dax-Schwergewichts Siemens, die um 1,0 Prozent anzogen. Das Management will einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge dem Aufsichtsrat am Montag vorschlagen, die Lichttechniktochter Osram an die Börse zu bringen.

Siemens spielt auch beim festeren Kuka-Kurs eine Rolle. Spekulationen über einen Einstieg von Siemens trieben die Titel um 4,7 Prozent in die Höhe und machten sie damit zum größten SDax-Gewinner. "Es gibt im Markt Spekulationen, dass Siemens 20 Euro je Kuka-Aktie bieten könnte", sagte ein Händler. Auch weitere Börsianer berichteten von den Spekulationen. Ein Siemens-Sprecher erklärte, das Unternehmen äußere sich nicht zu Marktgerüchten.

Gagfah weiter auf Tauchstation

Im MDax gerieten dagegen die Papiere von Gagfah unter Zugzwang, die 2.9 Prozent verloren. Die Stadt Dresden hat beschlossen, den Wohnungskonzern auf eine Vertragsstrafe zu verklagen. Auch Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern Salzgitter kämpfte mit Abschlägen: Das Unternehmen belastet die Rohstoff-Rally und die damit gestiegenen Kosten. Der Aktienkurs gab 1,4 Prozent nach.

Dagegen gewannen Gildemeister 7 Prozent und profitierten damit von der Ankündigung einer Kapitalerhöhung. Gildemeister erhöht sein Kapital um 20 Prozent. Zehn Millionen neue Inhaber-Stückaktien werden den Aktionären nach Konzernangaben im Verhältnis fünf zu eins zum Bezug angeboten, der Bezugspreis beträgt 13,66 Euro. Die Analysten von Equinet bekräftigten ihre Kaufempfehlung für die Aktien. Sie gehen davon aus, dass der Konzern im ersten Quartal auf Wachstumskurs sein dürfte.

Leoni weiter stark

Spekulationen auf eine Anteils-Aufstockung des Eigentümers von Knorr-Bremse, Heinz Hermann Thiele, an Vossloh stützten die Aktien des Bahntechnikkonzerns: plus 0,8 Prozent. Laut "FTD" vermuten Branchenexperten, dass Thiele weitere Vossloh-Anteile kaufen könnte, um mittel- oder langfristig Mitspracherechte zu bekommen.

Leoni setzte den Aufwärtstrend ungebremst fort. Die Titel des Autozulieferers legten um 2,6 Prozent zu. In den vergangenen zwei Wochen hat sich das Kursplus damit auf über sechs Prozent summiert. Zusätzliche Unterstützung erhielten die Papiere durch eine Hochstufung der WestLB auf "Buy" von "Add".

Bauwerte-Hausse

Auch Bau-Werte setzten ihre Rally fort - europaweit. Unter anderem verteuerten sich Heidelbergcement um 1,9 Prozent und notierten damit an der Spitze der Dax-Gewinner. Hochtief zogen 0,2 Prozent an, hatten aber am Donnerstag ein neues Jahreshoch erreicht. Nachrichtlich profitiere die Branche von der Wiederaufbaufantasie in Japan. Zusätzlich bauten die Aktien die Abschläge ab, die sie unabhängig von der Branche mit den Konjunkturzyklikern nach dem Erdbeben in Japan hinnehmen mussten. "Das ist einfach Abbau von Risikoprämie", so ein Händler. 

Dividende und Kursabschlag

Der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer wartete nach dem Krisenjahr 2009 dank der weltweiten Nachfrageerholung wieder mit einem deutlichen Umsatz- und Gewinnplus auf. Der SDax-Konzern kündigte nach zwei dividendenlosen Jahren die Ausschüttung von 0,30 Euro je Anteilsschein an. Die Anleger schicken die Titel dennoch auf Talfahrt: Das Minus betrug 7 Prozent.

Singulus zeigten sich sehr fest im Markt mit einem Plus von 6,4 Prozent. "Der Titel ist vor der Jahres-PK in der kommenden Woche gesucht", so ein Händler. Marktteilnehmer sähen in Singulus eine Restrukturierungs-Story und setzten auf Aufträge aus dem Solar- und Blue-Ray-Bereich.

Quelle: ntv.de, dpa/DJ/rts

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