Marktberichte

Aufschub für Athen, und nun? Anleger sind auf der Hut

Ein Passant in Athen spaziert an einem Graffiti entlang, auf dem steht: "Unser System ist falsch". Was genau der Graffiti-Künstler damit aussagen wollte, bliebt offen.

Ein Passant in Athen spaziert an einem Graffiti entlang, auf dem steht: "Unser System ist falsch". Was genau der Graffiti-Künstler damit aussagen wollte, bliebt offen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das gilt auch für Griechenlands möglichen Schuldentod. Börsianer haben viel Anlass, wachsam zu bleiben. Auch mit Blick auf die USA. Hier warten jede Menge Daten.

Die nicht endende griechische Odyssee sowie Unsicherheiten bezüglich des Zeitpunkts für eine Zinswende in den USA werden den Anlegern eine weitere unstete Börsenwoche bescheren. Der Zahlungsaufschub des IWF im Schuldenstreit bis Ende Juni macht eine schnelle Lösung wenig wahrscheinlich. "Allerdings hat sich Griechenland dadurch Zeit zum Verhandeln erkauft", sagt Postbank-Experte Heinz-Gerd Sonnenschein. Insofern könnte "etwas mehr Ruhe einkehren".

Auf der Suche nach Orientierung bietet der Daten- und Unternehmenskalender den Investoren wenig. "Mangels Impulsen wird sich niemand aus dem Fenster lehnen wollen, der Handel bleibt nervös und schwankungsanfällig", sagt Sonnenschein. Auch in den USA bestimmt Unsicherheit den Handel.

Widersprüchliche Konjunkturdaten fachten jüngst die Spekulationen darüber an, wann die US-Notenbank Fed den Leitzinsen wieder anhebt. Die meisten Ökonomen und Beobachter rechnen damit für September.

In Griechenland geht die Hängepartie unterdessen weiter: Der Internationale Währungsfonds IWF hat der Regierung in Athen Aufschub für eine ursprünglich am Freitag fällige Kredittranche in Höhe von 300 Millionen Euro gewährt. Das Geld muss erst am Monatsende zusammen mit den anderen im Juni noch fälligen Tranchen im Volumen von insgesamt 1,6 Milliarden Euro gezahlt werden. Ob Griechenland dies gelingt, ist aber unklar. Ohne eine Einigung mit den Gläubigern droht die Staatspleite. In der abgelaufenen Börsenwoche ging es für den Dax deswegen 1,9 Prozent abwärts. Der Dow verlor auf Wochensicht 0,9 Prozent und der S&P 0,7 Prozent, während sich die Technologiebörse Nasdaq kaum bewegte.

US-Daten im Fokus

An der Konjunkturfront stehen in der letzten vollen Woche vor der Sitzung der US-Notenbank Fed vor allem US-Daten im Fokus. "Allen Unkenrufen zum Trotz erholt sich die US-Wirtschaft", betont die Commerzbank. Vieles spreche dafür, dass sie in den ersten drei Monaten vor allem wegen Sondereffekten wie einem ungewöhnlich harten Winter geschrumpft sei und die Fed die Zinsen im September anheben werde. Am Donnerstag werden die Einzelhandelsumsätze für Mai erwartet, die zuletzt stagnierten. Diesmal allerdings rechnen Experten mit einem Zuwachs von 0,9 Prozent.

Im Euroland stehen am Freitag Zahlen zur Industrieproduktion auf der Agenda. Hier rechnen Experten mit einem soliden Anstieg von 0,4 Prozent nach einem Rückgang im Vormonat.

Bieterrennen bei Syngenta und Kaufhof

Auf der Unternehmensseite stehen nach Ende der Berichtssaison Übernahmegeschichten im Vordergrund. Ein möglicher Einstieg des Chemieriesen BASF in das Rennen um den Schweizer Pflanzenschutz- und Düngemittel-Hersteller Syngenta könnte die Kurse bewegen. Reuters hatte von Insidern erfahren, dass neben Monsanto auch BASF eine Übernahmeofferte für Syngenta erwägt.

Auch bei Metro könnte es Neuigkeiten zur Tochter Kaufhof geben. Neben Karstadt-Eigner Rene Benko könnte auch der kanadische Handelsriese Hudson's Bay bald ein Übernahmeangebot für Kaufhof vorlegen. Insidern zufolge liegt bislang eine erste, noch unverbindliche Offerte auf dem Tisch.

Einen Börsenneuling soll es mit dem Wafer-Hersteller Siltronic am Donnerstag geben. Die Tochter des Münchener Wacker-Chemie-Konzerns nimmt bereits zum zweiten Mal Anlauf auf das Börsenparkett. Der Handel soll am Donnerstag starten.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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