Marktberichte

Inside Wall Street Arm und Reich im Weißen Haus

Egal wer die Geschicke der größten Finanzmacht der Erde lenkt - im Weißen Haus regiert nicht automatisch auch persönlicher Wohlstand: Wall-Street-Korrespondent Lars Halter über die Finanzen der Präsidenten.

Anruf vom Finanzberater: "Alles in bester Ordnung, Sir."

Anruf vom Finanzberater: "Alles in bester Ordnung, Sir."

(Foto: REUTERS)

In den USA wächst der Frust über die immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Arm und Reich. Selbst nach dem Beinahe-Zusammenbruch der Finanzmärkte gibt es nur eine moderate Reform, die Unternehmen und Bosse schützt. Milliarden-Boni sind weiterhin okay. Steueranhebungen für die oberen Zehntausend gibt es auch in Haushaltskrisen nicht. Die Reichen haben Land und Politik fest im Griff – doch das war nicht immer so.

Die Analysten von "24/7 Wall Street" haben sich die Finanzen der 44 bisherigen amerikanischen Präsidenten angeschaut und erkannt: Nicht immer kam die Führungsschicht aus der finanziell stärkeren Kaste. Im Gegenteil: Die frühen Präsidenten waren Farmer, manche schlugen sich ihr halbes Leben mit Schulden herum - und manche starben ohne einen Penny zu hinterlassen.

Ulysses Grant, der von 1869 bis 1877 als 18. Präsident der Vereinigten Staaten im Weißen Haus wohnte, konnte nur dank seiner Memoiren verhindern, dass die Familie nach seinem Tod gänzlich in die Armut stürzte. Zuvor hatte er, der als General im amerikanischen Bürgerkrieg ohnehin nicht reich war, sein Geld in eine Investment-Partnerschaft gesteckt und war betrogen worden. Reisen um die ganze Welt kosteten Grant nach dem Ende seiner Amtszeit mehr als er verdiente. Dass er in den letzten Monaten seines Lebens seine Autobiografie verfasste, rettete zumindest die Nachkommen vor dem Ruin: Das Buch verkaufte sich bestens und ist bis heute eine der meist gelesenen Präsidenten-Bios.

Unglückliche Händchen

Schlechtes Investieren wurde auch Abraham Lincoln zum Verhängnis. Der bis heute meist verehrte US-Präsident - gemeinsam mit dem steinreichen George Washington - beteiligte sich als junger Erwachsener an einem Lebensmittelgeschäft, das später bankrott ging. Lincoln war zwar noch vor der Pleite ausgestiegen, blieb aber wegen des überraschenden Todes seines Partners doch auf den Forderungen der Gläubiger sitzen.

Zwei weitere Präsidenten hatten mit Konkursen zu kämpfen: William McKinley, dessen Amtszeit von 1897 bis 1901 dauerte, hatte sein Vermögen in eine Zinn-Fabrik investiert, die von der Wirtschaftskrise von 1893 überrascht wurde. McKinley saß plötzlich auf 130.000 Dollar Schulden und plante bereits einen Verkauf von Haus und Hof. Freunde kamen ihm letztlich finanziell zuhilfe, worunter McKinleys Stolz bis zu seinem Tod litt.

Rund 40 Jahre später scheiterte eine Zink-Mine, an der sich Harry Truman beteiligt hatte. Was Truman finanziell retten konnte, ging im Konkurs eines Kleidergeschäfts verloren, das die Deflation vor dem Zweiten Weltkrieg nicht überstand. Truman war noch hoch verschuldet, als er seine politische Karriere im US-Senat begann. Sein Schiksal bewegte das politische Washington später dazu, das Gehalt für den US-Präsidenten zu verdoppeln. Truman und seine Frau waren zudem die ersten Amerikaner, denen die staatliche Krankenversicherung Medicare zugute kam, die später unter Lyndon B. Johnson beschlossen werden sollte.

Pleite-Farmer an der Spitze

Auf solche Polster konnten die frühen Lenker nicht hoffen. William Henry Harrison verlor sein Geld, als er vor seiner Präsidentschaft US-Botschafter in Kolumbien war und seine Farm von dort managen musste. Erst nach seiner Rückkehr erfuhr er, wie schlecht die Ernte in den Jahren seiner Abwesenheit gewesen war. Harrison war pleite, konnte sich nie mehr richtig aufrappeln und entging der offiziellen Insolvenz nur durch seinen frühen Tod einen Monat nach Beginn seiner Amtszeit im Weißen Haus.

Vor Harrison hatte schon Präsident James Monroe seine Plantage in den Ruin gewirtschaftet, und James Madison ging es nicht besser: Sein landwirtschaftlicher Betrieb fuhr zwar immer wieder Gewinn ein, war aber auf lange Sicht nicht profitabel. Dass sein Sohn ein Spieler war, verschärfte die Situation für Madison, der - wie später Grant - seine Memoiren letztlich nur schrieb, um mit den Tantiemen daraus zumindest seinen Nachkommen ein finanziell stabileres Leben zu ermöglichen.

Diskreter Reichtum

In der jüngeren Vergangenheit war kein US-Präsident mehr von Armut bedroht. Viele kamen aus der finanziellen Oberschicht und waren schon frühzeitig durch beträchtliche Erbschaften abgesichert, darunter Theodore Roosevelt, Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy und die beiden Präsidenten Bush. Bill Clinton schuf wiederum seinen Wohlstand selbst: Der Großteil seines Vermögens stammt aus dem Verkauf seiner Memoiren, die er - anders als die frühen Präsidenten - nicht erst kurz vor seinem Tod, sondern unmittelbar nach dem Ende seiner Präsidentschaft schrieb.

Noch früher war Barack Obama dran. Der amtierende 44. Präsident der USA hatte bereits vor Amtsantritt zwei Bücher auf dem Markt, die sich millionenfach verkauften. Obama und seiner Familie wird es finanziell stets gut gehen, zumal er nach seinem Abschied von Amt weiter schreiben - und sprechen - dürfte. So reich wie sein frühester Vorgänger wird es jedoch kaum werden: Der Wohlstand von George Washington, einem Farmer und Gentleman aus Virginia, wird inflationsbereinigt auf mehr als eine halbe Milliarde Dollar geschätzt.

Quelle: ntv.de

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