Angst vor europäischer Schuldenkrise Asiens Börsen suchen Deckung
03.11.2011, 09:45 Uhr
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreo nach Gesprächen in Cannes.
(Foto: REUTERS)
Das geplante Referendum in Griechenland über das jüngst beschlossene Euro-Rettungspaket zieht die Börsen in Asien weiter nach unten. Die gerade erst besänftigten Ängste vor einem ungeordneten Zahlungsausfall des Landes sind wieder voll entfacht, heißt es.
Die Börsen in Fernost haben am Donnerstag Verluste verzeichnet. Die Angst vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in Europa drückte die Stimmung und sorgte für einen Ausverkauf von risikoreicheren Anlagen. Bei einem Krisentreffen vor dem G20-Gipfel in Cannes hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy den Druck auf Griechenland erhöht und erklärt, das Land erhalte vorerst keine weiteren Hilfen aus dem internationalen Rettungspaket.
Im Mittelpunkt steht das überraschend angekündigte Referendum in Griechenland über die neu verhandelten Hilfen. "Das ist wirklich eine schlimme Situation, da sie andere Euro-Zonen-Mitglieder in die Ecke drängen", sagte Analyst Jeremy Friesen von Societe Generale. Auch ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone galt nicht mehr als Tabubruch.
Die Börsen in Südkorea, Australien, Taiwan und Singapur lagen im Minus. Die Märkte in Japan waren wegen eines Feiertags geschlossen. Lediglich in Shanghai ging es nach oben.
Verluste in Südkorea
In Seoul fiel der Kospi 1,5 Prozent auf 1870 Punkte. Zu den stärksten Verlierern gehörte der südkoreanische Elektronikkonzern LG Electronics. Die Aktien büßten 13,9 Prozent ein. Marktgerüchte hatten den Ausverkauf befeuert. Demnach plant das Unternehmen einen Aktienverkauf im Umfang von rund 890 Mio. Dollar, um sein angeschlagenes Smartphone-Geschäft sowie die verlustreiche Flachbildschirm-Sparte zu stützen.
"Es gibt eigentlich keinen konkreten Anlass für eine Kapitalerhöhung bei LG Electronics. Nun wird aber dennoch massiv über Liquiditätsschierigkeiten oder eine Änderung der Investitionsstrategie spekuliert", kommentierte ein Analyst von Daishin Securities.
LG Display gingen 7 Prozent leichter aus dem Handel. Daneben standen auch die Aktien anderer Konzerntöchter unter Druck. LG Chem büßten 4,3 Prozent und LG Innotek 6,8 Prozent ein.
Shanghai trotzt dem Trend
Die chinesischen Börsen gingen mit einer uneinheitlichen Tendenz aus dem Handel. Während Hoffnungen auf monetäre Lockerungen in Shanghai für leichte Aufschläge sorgten, schloss die Börse in Hongkong angesichts der sich zuspitzenden Schuldenprobleme in Europa mit Verlusten. Der Shanghai Composite Index legte 0,2 Prozent zu, während der HSI in Hongkong 2,6 Prozent abgab.
"Die chinesische Regierung will über Bankanleihen und Offenmarktgeschäfte Liquidität in den Markt pumpen. Investoren kommen daher an den Markt zurück und kaufen", sagte ein Analyst von Soochow Securities. Dennoch kam der Markt auch hier deutlich von den Tageshöchstständen zurück. "Angesichts der Unsicherheiten über Griechenland kommt es auch in Shanghai zu Gewinnmitnahmen", so ein Händler.
Versicherungswerte profitierten in Sanghai von Hoffnungen auf steigende Investitionsrenditen im Zuge einer Erholung an den Aktien- und Anleihemärkten. China Life stiegen um 3 Prozent, Ping An um 0,8 Prozent und China Pacific um 0,9 Prozent.
Gewinne von mehr als vier Prozent verzeichnete hingegen der chinesische Computerkonzern Lenovo. Das Unternehmen hatte im zweiten Quartal einen überraschend hohen Gewinn verbucht.
In Hongkong zählten Bankenwerte zu den stärksten Verlierern. Die schwergewichteten HSBC fielen um 3 Prozent.
Euro weiter unter Druck
Furcht vor einer sich weiter verschärfenden Schuldenkrise hielt auch den Euro im fernöstlichen Devisenhandel weiter unter Druck. Die Gemeinschaftsdevise gab um 0,3 Prozent nach und notierte zum Dollar bei 1,3710 Dollar. Die US-Währung war hingegen als sicherer Hafen gesucht. Der Dollar notierte zum bei 78,01 Yen.
Quelle: ntv.de, rts