"Sandy" interessiert nur am Rand Zahlentrommelfeuer im Dax
30.10.2012, 17:40 Uhr
"Monstersturm 'Sandy'"
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit deutlichen Gewinnen präsentiert sich der deutsche Aktienmarkt vom schwachen Wochenauftakt erholt. Vor allem der Dax prescht nach vorn, angetrieben von mehreren überraschend gut ausgefallenen Quartalsberichten. Die Umsätze sind aber gering, die US-Börsen öffnen erst am Mittwoch wieder.
Der schwache Wochenauftakt ist am deutschen Aktienmarkt bereits wieder Geschichte. "Vor allem Quartalsergebnisse aus dem deutschen Finanzsektor verleihen kräftigen Rückenwind", sagte Marktexperte Gregor Kuhn von IG. Die US-Börsen fielen jedoch als weitere Impulsgeber erneut aus: Die New Yorker Börse blieb wegen der Auswirkungen des Hurrikans "Sandy" weiterhin geschlossen und wird erst am Mittwoch wieder öffnen: Geplant sei ein ganz normaler Handelstag, erklärte der Betreiber am Dienstag. Es werde allerdings auch ein Alternativ-Plan geprüft, aber "nur für den Fall der Fälle", hieß es.
Der Dax schloss mit 1,1 Prozent im Plus bei 7284 Punkten. Der MDax zog 0,9 Prozent auf 11.504 Zähler an, der TecDax 0,4 Prozent auf 803 Stellen.
Positiv wirkten laut Händlern auch die etwas besser als erwartet ausgefallenen Wachstumszahlen aus Spanien, wenngleich das krisengeschwächte Euroland nach wie vor in der Rezession steckt. Zudem schien sich am italienischen Anleihemarkt die Lage zu entspannen: Das Land konnte problemlos neue Anleihen zu niedrigeren Zinsen platzieren.
Zahlen sorgen für Schwung
Für Kauflaune sorgten zahlreiche Quartalsberichtsveröffentlichungen, allen voran Deutsche Bank. Dank starker Geschäfte vor allem im Anleihehandel fuhr Deutschlands größtes Finanzinstitut im dritten Quartal einen Vorsteuergewinn von 1,1 Mrd. Euro ein. Das sind gut 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Börsianer zeigten sich sehr positiv überrascht von den "durch die Bank überraschend guten Zahlen". Die Aktien verteuerten sich um 4,5 Prozent. In ihrem Sog legten zudem Commerzbank zu: 1,5 Prozent.
Auch die Papiere der Allianz standen mit einem Plus von 2,5 Prozent auf der Gewinnerliste des Leitindex. Europas größter Versicherer rechnet nun mit einem operativen Gewinn im Gesamtjahr von über 9 Mrd. Euro. Bislang hatte der Konzern 7,7 Mrd. bis 8,7 Mrd. Euro angepeilt. Münchener rückten um 0,5 Prozent vor.
Die Flaute an den Finanzmärkten macht der Deutschen Börse zu schaffen. Weil sich die verunsicherten Anleger im Handel mit Aktien und Derivaten zurückhielten, verbuchte Deutschlands größter Börsenbetreiber einen deutlichen Gewinnrückgang im dritten Quartal und kassierte seine Jahresziele. Die Papiere zogen dennoch im positiven Marktumfeld an - um 0,5 Prozent.
Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will sein Geschäft mit rezeptfreien Präparaten und Gesundheitsprodukten mit einer größeren Übernahme stärken. Für umgerechnet 920 Mio. Euro will Bayer das auf Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel spezialisierte US-Unternehmen Schiff Nutrition kaufen. Mit Schiff will Bayer seine Position auf dem wichtigen US-Markt ausbauen. 1,8 Prozent konnten die Titel zulegen.
Metro, MAN und die zweite Reihe
Aus der zweiten Reihe standen unter anderem Metro mit Zahlen im Fokus. Die Titel verteuerten sich trotz eines stark gesunkenen Quartalsgewinns an der MDax-Spitze mit einem Plus von 3,6 Prozent. Deutschlands größter Handelskonzern will nun im Weihnachtsgeschäft wieder die Kurve kriegen.
MAN-Aktien legten 4,1 Prozent zu und setzen sich damit an die Spitze des MDax. Der Ausblick für die Gewinnmarge liege über den Markterwartungen, betonte Analyst Albrecht Denninghoff von Silvia Quandt Research. MAN peile für das Gesamtjahr weiterhin eine operative Rendite von sechs Prozent an. Die Analystenprognosen implizierten dagegen eine Marge von 5,4 Prozent. Die Societe Generale bestätigte MAN mit einem Kursziel von 75 Euro.
Nach einem rückläufigen Betriebsgewinn im dritten Quartal fanden sich Hugo Boss dagegen auf der Verliererseite wieder. Die Aktien sanken im MDax um 3,7 Prozent und waren der mit Abstand schwächste Wert. Die Ergebnisse im dritten Quartal seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hieß es in einem Kommentar von Equinet.
Die Einengung der Prognose hielt die Aktien der Software AG im Minus mit 0,4 Prozent. Der Produktumsatz soll im Gesamtjahr nun um drei bis sechs Prozent auf insgesamt 715 Mio. bis 735 Mio. Euro steigen. Zuvor hatte der Vorstand noch eine Spanne von zwei bis sieben Prozent Zuwachs erwartet. Die Ebit-Marge soll bis zu 24 Prozent erreichen. Die Herunterschraubung der Prognose komme zwar nicht überraschend, laste aber dennoch auf den Aktien, sagte ein Händler.
Deutschlands größtes Biotechunternehmen Qiagen verschiebt wegen des Supersturms die Vorlage seiner Zahlen für das dritte Quartal. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben die Bilanz nun erst am kommenden Sonntag veröffentlichten. Ursprünglich sollten die Ergebnisse bereits am Montagabend nach US-Börsenschluss präsentiert werden. Der Aktienkurs sank um 0,1 Prozent.
Die Aktie der Telefonica-Tochter O2 feierte einen erfolgreichen Handelsstart. Die Papiere der Telefonica Deutschland Holding, die unter der Marke O2 das kleinste der vier deutschen Mobilfunknetze betreibt, starteten mit einem Kurs von 5,70 Euro in den Handel. Der Ausgabepreis lag bei 5,60 Euro. Am Abend lagen sie über 5,80 Euro. Mit einem Volumen von 1,45 Mrd. Euro ist O2 der größte Börsengang in Deutschland seit dem des Motorenherstellers Tognum im Juli 2007 und der größte in Europa seit fast eineinhalb Jahren.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts