Marktberichte

Autowerte sacken ab Ausverkauf beginnt im Dax

Zugegeben, die BMW-Zeiten in der Formel 1 sind längst vorbei, aber auf der Bremse stehen die Bayern wohl auch in China, wenn man einem Pressebericht glauben will.

Zugegeben, die BMW-Zeiten in der Formel 1 sind längst vorbei, aber auf der Bremse stehen die Bayern wohl auch in China, wenn man einem Pressebericht glauben will.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein abruptes Ende findet die Rally am deutschen Aktienmarkt. Die Kurse geben deutlich nach, getrieben von den Abschlägen der Autowerte. Die 7000er Marke beim Dax hält zwar dem ersten Konsolidierungsdruck stand. Am Markt gibt es aber bereits erste Stimmen, die einen Ausverkauf herannahen sehen.

"Das ist noch nicht vorbei. Ich prognostiziere zwar keinen Ausverkauf, ein paar Prozent wird es aber noch nach unten gehen", sagte ein Händler mit Blick auf die Kursverluste am deutschen Aktienmarkt am Dienstag. Viele Werte sähen aus technischer Perspektive angeschlagen aus, daher gehe er davon aus, dass die am Mittag unter starkem Druck stehenden Automobilwerte lediglich den Auftakt gemacht hätten.

Am Vormittag fiel der Dax bis auf 7047 Punkte, aus dem Handel ging er mit 7055 Zählern und einem Minus von 1,4 Prozent. Der MDax verlor 1,3 Prozent auf 10.576 Punkte und der TecDax sackte 1,1 Prozent auf 788 Stellen weg. Bei den Vorgaben aus Asien fehlte ein wichtiger Impulsgeber: Die Börse in Tokio blieb feiertagsbedingt geschlossen. Die Japaner ehren den Frühlingsbeginn mit einem arbeitsfreien Tag.

Eine erste Unterstützung für den deutschen Leitindex stellt einem Marktteilnehmer zufolge die "runde" Marke von 7000 Punkten dar, darunter liege die nächste Anlaufmarke um 6970 Punkte.

Probleme am US-Immobilienmarkt

Die Zahl der Baubeginne in den USA fiel im Februar im Vergleich zum Vormonat um 1,1 Prozent auf annualisiert 698.000. Ökonomen hatten einen Anstieg um 1,3 Prozent prognostiziert. Allerdings wurde die Vormonatsentwicklung deutlich nach oben revidiert. Im Januar stieg die Zahl der Baubeginne demnach um 3,7 Prozent, vorläufig war ein Zuwachs von 1,5 Prozent genannt worden.

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen erhöhte sich im Februar um 5,1 Prozent auf 717.000. Hier hatte die Prognose auf ein Plus von nur 1,2 Prozent gelautet. Die Baugenehmigungen gelten als Vorlaufindikator für die künftige Bauaktivität.

Autowerte ausgebremst

Die Verliererliste führten die Autowerte an: Grund ist laut Händlern ein Medienbericht über China-Absatzzahlen unter den Prognosen. Die Aktien von BMW, Daimler und Volkswagen rutschten ans Ende des Dax. BMW büßten mit 6 Prozent am deutlichsten ein, Daimler und VW verloren je 4,4 Prozent. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge rechnet der chinesische Automobilverband nicht mehr damit, dass die Verkäufe 2012 wie gedacht um acht Prozent zulegen. Das Plus könne wegen der "schwierigen" Konjunktur sogar bei weniger als fünf Prozent liegen. Ein Börsianer wies zudem darauf hin, dass durch den harten Wettbewerb BMW & Co. in China immer größere Rabatte gewähren müssten.

Bankensektor unter Druck

Schwäche zeigte auch der europäische Bankensektor. "Es gibt wieder wachsenden Bedenken wegen des Kapitalbedarfs der Banken", meinte ein Händler. Deutsche Bank wiesen ein Minus von 1,8 Prozent auf - das Gehaltsplus von Josef Ackermann spielte dem Markt zufolge indes keine Rolle -, Commerzbank von 2,2 Prozent.

Short-Squeeze-out bei Metro

Einen starken Short-Squeeze machten Händler als Grund für den Kurssprung von Metro aus. Die Titel waren der einzige nennenswerte Gewinner im Leitindex am Mittag. Die Aktien legten zeitweise mehr als 2 Prozent zu - am Handelsende waren es 0,9 Prozent. "Da hatten doch einige auf schlechtere Zahlen gesetzt", sagt ein Händler. Die Aktie hat nach Zahlen und Ausblick am Morgen zunächst deutlich im Minus eröffnet, ist dann aber deutlich nach oben gezogen. Operativ sei es im vierten Quartal besser gelaufen als erwartet, vor allem die Elektronikmärkte hätten nicht wie befürchtet negativ überrascht, so der Händler.

MDax folgt Dax-Beispiel

Im MDax gaben die Zulieferfirmen im Einklang mit den Autobauern nach. Continental, Leoni und Rheinmetall verloren 4,6 und 2,7 Prozent. "Die heutigen Prognosen von Leoni waren zwar schön, aber das bringt den Aktien erstmal gar nichts", sagte ein Händler. Der Bordnetz- und Kabelspezialisten äußerte sich vorsichtig optimistisch für 2012 und will seinen Umsatz bis 2016 auf fünf Milliarden Euro steigern.

Auch Vossloh schlossen im MDax leichter, allerdings hatten die Titel lange Zeit die zugegebenermaßen kurze Gewinnerliste angeführt. Das Bundeskartellamt genehmigte den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung durch den Knorr-Bremse-Eigner und Vossloh-Großaktionär Heinz Hermann Thiele. Wie Reuters von einer mit der Angelegenheit vertrauten Person erfuhr, hat Thiele seinen Anteil an Vossloh inzwischen auf 19,5 Prozent von zuletzt über 15 Prozent aufgestockt. "Herr Thiele greift bei Vossloh ordentlich zu und will mehr Einfluss gewinnen, aber was genau er vorhat, das weiß keiner so genau", sagte ein Händler.

Im TecDax ragten Evotec mit einem Plus von 2,9 Prozent heraus. Die Biotechfirma steigerte ihren Umsatz 2011 um 45 Prozent auf 80,1 Mio. Euro und profitierte von Forschungsallianzen mit großen Pharmakonzernen.

Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 1,70 nach 1,69 Prozent am Montag. Der Rentenindex Rex sank leicht um 0,03 auf 129,86 Punkte. Der Bund Future rückte um 0,10 auf 135,74 Punkte vor.

Bange Blicke gen USA

Am Nachmittag könnte ein Vortrag von US-Notenbank-Chef Ben Bernanke an der George Washington University School of Business für neue Impulse sorgen. Dort spricht er zum Thema "Die Federal Reserve und ihre Rolle in der heutigen Wirtschaft". Damit macht der ehemalige Princeton-Professor den Auftakt zu einer Reihe von insgesamt vier Universitätsvorträgen.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa/DJ

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