Solarworld schockt Autoaktien ziehen Dax runter
13.08.2012, 17:40 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Kurskorrekturen am deutschen Aktienmarkt werden größer. Kursverluste bei Auto- und Technologietiteln bescheren dem Dax ein halbes Prozent Kursabschlag. Dafür sorgen auch die US-Börsen, die mit Minuszeichen auf durchwachsene Konjunktursignale reagieren. Besonders dicke Verluste verbuchen nach einem überraschenden Quartalsverlust Papiere von Solarworld.
Gemischt ausgefallene Konjunkturdaten haben den deutschen Aktienmarkt am Montag bei dünnen Handelsumsätzen zwischen moderaten Gewinnen und Verlusten pendeln lassen. Deutliche Verluste bei Aktien aus dem Automobilsektor entschieden schließlich das Rennen und zogen den Markt bis Handelsschluss ins Minus. Dabei taten auch die Verluste an den US-Börsen ihr übriges.
Der Dax beendete den Montagshandel mit einem Tagesverlust von 0,5 Prozent bei 6909,68 Punkten. Der MDax gab um 0,6 Prozent auf 10.987,55 Punkte ab. Der TecDax sackte um 1,0 Prozent ab auf 774,46 Punkte.
Noch am Nachmittag hatte der Dax einmal mehr Kurs auf die Marke von 7000 Punkten genommen. Dafür sorgten frische Konjunkturdaten aus Griechenland. Marktanalyst Christoph Schmidt von der N.M.F. AG sagte: "Dass der Dax nach mehreren Tagen Seitwärtsbewegung wieder zulegt, verdanken wir einer Mischung aus leicht positiven Daten zum griechischen Bruttoinlandsprodukt und dem Zufall." Die Wirtschaftsleistung ist zwar im zweiten Quartal um kräftige 6,2 Prozent eingebrochen. Das war jedoch deutlich weniger als mit zuletzt 7,0 Prozent erwartet worden war.
Als stärkster Dax-Wert ging am Montag der Pharmakonzern Merck aus dem Rennen. Am Vorabend frischer Quartalszahlen legten die Aktien um 1,8 Prozent zu. Deutsche-Bank-Analyst Holger Blum rechnet in sämtlichen Sparten mit einem soliden zweiten Quartal und steigenden Gewinnerwartungen der Analysten für das Gesamtjahr.
Eon musste dagegen Federn lassen, nachdem es im Zuge solider Quartalszahlen zwischenzeitlich an der Gewinnerspitze notiert hatte. Der größte Energieversorger der Republik schloss mit einem Kursminus von 0,9 Prozent bei 17,645 Euro. Eon hatte einen 230-prozentigen Gewinnanstieg auf 3,1 Mrd. Euro gemeldet. Die Zahlen und auch der Ausblick seien wie erwartet ausgefallen, erklärten die Analysten von Equinet, die ihre Anlageempfehlung mit "accumulate" und einem Kursziel von 20 Euro bekräftigten. "Nach den erfolgreichen Verhandlungen mit Gazprom sehen wir die Gesellschaft, auf Basis der guten Zahlen, auf einem guten Weg für zukünftiges Wachstum", stellte auch DZ-Bank-Analyst Hasim Sengül fest, der seine Kaufempfehlung bestätigte. Allerdings bleibe die laufende Restrukturierung eines der wesentlichen Themen von Eon.
Dicke Abschläge verbuchten die Automobiltitel. Hier belasteten negative Prognosen von Porsche-Chef Matthias Müller für das kommende Jahr. Nachdem Auto-Aktien in den vergangenen Wochen zu den größten Gewinnern im Dax gehörten, schlossen Daimler am Montag 1,3 Prozent im Minus bei 40,83 Euro, BMW gingen mit einem Minus von 1,4 Prozent bei 59,08 Euro aus dem Handel, auch VW verloren 1,3 Prozent auf 145,90 Euro. Die Aktien der Lkw-Tochter MAN sanken um 1,6 Prozent auf 75,40 Euro. MAN hatte schon Ende Juli angekündigt, wegen der europäischen Schuldenkrise weniger Laster zu produzieren. Porsche gaben um 1,5 Prozent auf 42,365 Euro nach.
Größter Dax-Verlierer war Infineon mit einem Minus von 1,8 Prozent. Analysten der Citigroup äußerten sich zurückhaltend zu den Papieren. Langfristig seien sie zwar ungebrochen optimistisch gestimmt, so die Analysten. Kurzfristig rechneten sie aber mit einer Phase der "Moderation". Sie senkten daher ihre Einstufung von "Buy" auf "Neutral" und reduzierten das Kursziel um 50 Cent auf 6 Euro.
Die Anteilsscheine des wohl im September wieder in den Dax aufsteigenden Reifenherstellers Continental gaben um 0,8 Prozent nach. Ein Händler verwies auf Aussagen von Finanzchef Wolfgang Schäfer in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Schäfer hatte gesagt, dass der Umsatz des Reifenherstellers im dritten Quartal saisonbedingt etwas unter dem Niveau des zweiten liegen dürfte.
Solarworld zappenduster
Für besonderen Gesprächsstoff sorgten im TecDax die Zahlen von Solarworld. Die Bonner mussten völlig überraschend für das erste Halbjahr einen Verlust ausweisen und rechnen für das Gesamtjahr ebenfalls mit roten Zahlen. "Die Zahlen sind richtig übel, der dicke Verlust kam aus heiterem Himmel", sagte ein Händler. "Man sieht mal wieder, dass die Krise in der Solarindustrie überall ihre Spuren hinterlässt - auch Solarworld ist davor nicht gefeit." Solarworld-Aktien stürzten um 12,2 Prozent auf 1,163 Euro ab.
Nach einem Gewinnrückgang im zweiten Quartal trennten sich Anleger auch von QSC -Aktien. Die Papiere brachen um 7 Prozent auf 2,04 Euro ein und waren damit zweitschwächster TecDax -Wert. Die Zahlen lägen insgesamt leicht unter den Erwartungen, schrieb LBBW-Analyst Stefan Borscheid in einem Kommentar. Zudem sei die Guidance für 2012 ans untere Ende der Bandbreite angepasst worden.
Die Aussicht auf gut laufende Geschäfte dank eines Großauftrags verhalfen Singulus dagegen zu einem Plus von 4,1 Prozent. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Auftrag für eine neue Timaris Vakuum-Beschichtungsanlage erhalten. Der Auftragseingang liegt im Geschäftsjahr 2012 bei einer Gesamtsumme von mehr als 20 Mio. Euro. Singulus rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem positiven Segmentergebnis, nachdem dieses im letzten Geschäftsjahr noch negativ abgeschlossen hatte. Für Singulus beginne die Woche mit guten Nachrichten, sagte ein Händler.
Die im MDax gelisteten Aktien von Sky Deutschland profitieren von der Hoffnung auf die Zukunft und legten 3,2 Prozent zu: Nach einem Bericht des "Spiegel" hat Sky im zweiten Quartal einen Gewinn erwirtschaftet. Mit über 20 Mio. Euro werde das Betriebsergebnis zudem höher ausfallen, als von Analysten vorab geschätzt, hieß es. "Wenn Sky tatsächlich auf Gewinnkurs ist, wäre das mal eine schöne Überraschung", sagte ein Händler. Das Unternehmen legt am Dienstag seine Zahlen vor.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ