Inside Wall Street Bailout für die Post?
29.01.2009, 17:11 UhrDie Finanzkrise fordert ein weiteres Opfer: den United States Postal Service. Die Post leidet unter einem dramatischen Einbruch im Brief- und Paketversand, steht vor einem Milliardenverlust und hofft auf Geld aus den Rettungstöpfen in Washington. Einzige Alternative: Man will den Zustelldienst zurückfahren und Briefe nur noch fünf Mal die Woche ausliefern.
Ein solcher Schritt dürfte der amerikanischen Post (USPS) nicht leicht fallen. Immerhin ist der tägliche Zustellbetrieb von Montag bis einschließlich Samstag seit mehr als 20 Jahren im Gesetz verankert. Doch Gesetze können geändert werden, und genau das strebt der Postmaster General an. John E. Potter hat die Regierung bereits darüber informiert, dass im Zusammenhang mit der Rezession die Postmenge derart eingebrochen ist, dass man nicht mehr profitabel arbeiten könne.
Im Kalenderjahr 2008 sei das Postaufkommen um neun Mrd. Stück gefallen - gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzeinbruch von 4,5 Prozent. Der Schaden in der Bilanz ist groß; USPS blickt auf einen Jahresverlust von 2,8 Mrd. Dollar. Für das laufende Jahr rechnet man mit einem Verlust von sechs Mrd. Dollar, wenn nicht schleunigst eingegriffen werden darf.
Dabei sind sich Experten nicht einig, ob der Wegfall eines Zustelltages - es wäre wohl der Samstag - ein guter Zug wäre. Michael Crew, ein auf Regulierungen spezialisierter Wirtschaftprofessor der Rutgers University in New Jersey warnt, dass USPS deutlich an Attraktivität verlieren könnte, und zwar bei Geschäfts- und bei Verbraucherkunden. Vor allem erstere könnten immer mehr Post über alternative Dienste wie Fedex oder UPS verschicken. Dann wäre der Post nicht geholfen.
Die Lösung des Problems könnte, wie so oft, in einem Kompromiss liegen: die Post könnte in Ballungszentren nach wie vor sechsmal die Woche ausgetragen werden, und auf dem Land nur fünfmal. Man könnte auf diese Weise wohl genug einsparen, um profitabel zu arbeiten, wenn über andere Wege Unterstützung fließen könnte. So ist die Post zurzeit zu außergewöhnlich hohen Sozialabgaben für die Angestellten verpflichtet. Vor allem die hohen Vorauszahlungen für die Krankenversicherung für Rentner scheinen ein Geschenk an die Versicherer zu sein, das andere Unternehmen nicht leisten müssen. Hier könnten Verbindlichkeiten eingeschränkt werden.
Oberpostler Potter besteht auf rasche Hilfe aus Washington - und, im Gegensatz zu anderen Empfängern von Bailout-Geldern, dürfte er sich der Unterstützung der Bevölkerung sicher sein. Denn ein eingeschränkter Service wäre für die Amerikaner ein Albtraum; schon jetzt muss jede Menge Geduld mitbringen, wer in der Filiale persönlich ein Paket aufgeben oder eine Auskunft erfragen will.
Quelle: ntv.de