Wall Street sei dank Befreiungsschlag in Asien
11.03.2009, 12:00 UhrDie gestrige Rally an der Wallstreet und die Meldung der angeschlagenen Citigroup, in den vergangenen beiden Monaten einen operativen Gewinn erzielt zu haben, waren Balsam auf die Seelen der asiatischen Anleger. Viele von ihnen zeigten sich davon überzeugt, dass der Pessimismus der vergangenen Monate hinsichtlich der weltweiten Systemrisiken übertrieben gewesen sein könnte. Dementsprechend wurden asienweit vor allem Bankenwerte zugekauft. Daneben steckten die Marktteilnehmer ihr Geld in Technologiewerte und andere zyklische Papiere, die in den letzten Monaten besonders stark zurückgekommen sind.
Der japanische Nikkei schoss um 4,55 Prozent auf 7.376 Punkte nach oben; der breiter gefasste Topix legte 2,7 Prozent auf 722 Zähler zu. Von den positiven Meldungen um die Citigroup profitierten selbstverständlich die japanischen Bankenwerte. Sumitomo Mitsui stiegen um 4,8 Prozent, Mitsubishi UFJ verteuerten sich um 5,6 Prozent und die Aktie des Brokers Nomura sogar um 9,4 Prozent. Daneben legte sich auch für die Exportwerte der allgemeine Pessimismus. Der größte Gewinner war hier mit einem Aufschlag von 9,5 Prozent die Aktie von Toshiba. Einer Meldung der Zeitung „Nikkei“ zufolge kann der Elektronikkonzern im kommenden Geschäftsjahr operativ wieder Gewinne erzielen. Fujitsu legte 8,6 Prozent zu; TDK verbuchten einen Anstieg von 8,3 Prozent; Sharp stiegen um 5,3 Prozent. Auch die Autobauer waren gefragt. Nissan legten 7,3 Prozent und Honda Motor 6,3 Prozent zu. Auf der Verliererseite waren eher die konservativen Titel zu finden. Die Aktie von KDDI - Japans zweitgrößtem Telekomkonzern - büßte 5,6 Prozent ein, NTT verloren vier Prozent an Wert.
Die Erholung an der Wall Street kam auch dem koreanischen Aktienmarkt zugute. Der Kospi zog um 3,23 Prozent auf 1.127 Punkte an. Auch und gerade die ausländischen Investoren, die die Börse in Südkorea in den letzten Wochen gemieden haben, griffen wieder beherzt zu. Dies brachte gleichzeitig den Won gegenüber dem Dollar nach oben, was dann im Umkehrschluss die gute Laune bei den Aktienanlegern weiter stimulierte. Das Geld der Anleger floss überwiegend in die eher zyklischen Marktschwergewichte. Unter den Technologiewerten verteuerten sich Samsung Electronics um 4,2 Prozent und LG Display um 1,7 Prozent. Dagegen konnten sich Hynix Semiconductor lediglich um 1,0 Prozent verbessern. Der Speicherchip-Hersteller wurde wegen Patentrechtsverletzungen zu einer Strafzahlung von knapp 400 Mio. Dollar an das US-Unternehmen Rambus verurteilt. Posco stiegen um 4,3 Prozent; die Aktie des Stromkonzerns Korea Electric Power schoss um 8,0 Prozent nach oben. Im Autosektor gewannen Hyundai Motor 0,6 Prozent und Kia Motors 7,6 Prozent hinzu. Auch die Banktitel sahen gut aus. Hier verteuerten sich etwa KB Financial um 7,3 Prozent und Shinhan Financial um 2,2 Prozent.
In Taiwan legte der TAIEX weitere 1,9 Prozent auf 4.759 Stellen zu und erreichte damit ein neues 2-Monats-Hoch. Gesucht waren in erster Linie die Finanzwerte, die die Kursgewinne ihrer Pendants in den USA nachvollzogen. Hier gewannen Cathay Financial 5,5 Prozent hinzu; Chinatrust Financial und Shin Kong Financial schossen jeweils um die in Taipeh maximal möglichen sieben Prozent nach oben. Im Technologiesektor konnten sich Taiwan Semiconductor um 3,3 Prozent verbessern, nachdem der Chipriese seine Umsatzprognose für das erste Quartal angehoben hatte und sowohl Goldman Sachs als auch die Deutsche Bank ihr Kursziel für die Aktie nach oben gesetzt hatten. Die Titel des kleineren Konkurrenten United Microelectronics stiegen um 4,0 Prozent. Die Aktie von Compal verteuerte sich um 4,8 Prozent. Der PC-Hersteller hatte angekündigt, dass sein Umsatz im ersten Quartal am oberen Ende der bisherigen Prognose liegen werde. Quanta gewannen 3,7 Prozent hinzu. Das Unternehmen wird laut Medienberichten demnächst Touch-Panel-PCs für Apple herstellen. Für die Papiere der Speicherchip-Hersteller sah man allerdings keine positiven Perspektiven mehr. Hier rutschten Powerchip um 6,5 Prozent und Nanya Technology um 2,4 Prozent ab; ProMOS brachen um sieben Prozent ein. Die Regierung hatte zuletzt Details für die für den notleidenden Sektor geplante Auffanggesellschaft bekannt gegeben.
In Hongkong zeigte sich der Hang Seng Index den zweiten Handelstag in Folge erholt. Hongkongs Leitindex verbesserte sich um zwei Prozent auf 11.930 Zähler. Dabei wurde die 12.000-Punkte-Linie vorübergehend überschritten, konnte schlussendlich aber nicht gehalten werden. Immerhin wurden mit dem Rebound der letzten beiden Tage die heftigen Abschläge vom Montag komplett annulliert. Im Blickpunkt blieb weiterhin der Bankensektor. Hier zogen HSBC, die sich bereits gestern sichtlich erholt hatten, zunächst um weitere 11 Prozent an. Gewinnmitnahmen und eine steigende Zurückhaltung im Vorfeld der geplanten Kapitalerhöhung sorgten aber dafür, dass die Aktie schlussendlich nur noch mit einem Aufschlag von 2,3 Prozent aus dem Handel ging. Unter den übrigen Hongkong-Banken verteuerten sich Hang Seng Bank um 5,5 Prozent; Bank of China Hong Kong stiegen um 2,3 Prozent. Im China-Finanzsektor legten China Life 3,7 Prozent und Ping An Insurance ebenfalls um 3,7 Prozent zu; China Merchants Bank stiegen um 2,3 Prozent. Unter den übrigen Marktschwergewichten gewannen China Mobile 2,0 Prozent hinzu; PetroChina stiegen um 2,8 Prozent. Die Aktie des Immobilienkonzerns Cheung Kong sprang um 5,5 Prozent nach oben.
In China ging es allerdings entgegen dem allgemeinen Trend nach unten. Hier belasteten die schwachen chinesischen Exportdaten. Der Shanghai Composite Index verlor 0,9 Prozent auf 2.139 Punkte.
Quelle: ntv.de