Anleger bewerten Bernankes Worte Euro "mittelfristig unter 1,30"
20.06.2013, 11:15 Uhr
Händler lauschen den Worten von Fed-Chef Ben Bernanke. Jetzt heißt es, die Nachricht zu verarbeiten.
(Foto: REUTERS)
Die Aussicht auf eine strengere Geldpolitik in den USA lässt den Dollar anspringen. Dagegen gerät neben Schwellenland-Währungen auch der Euro zunehmend unter Druck. Analysten rechnen mit einem mittelfristig deutlich niedrigerem Euro-Dollar-Wechselkurs.
Der Dollar ist der große Gewinner nach der Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses: Der Greenback dürfte in den kommenden Wochen zum Yen wieder tendenziell steigen, nachdem US-Notenbankchef Ben Bernanke, die Pläne zur Drosselung der Anleihekäufe konkretisiert hat. Laut Devisenexperte Daisaku Ueno von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley verlangsamt die Schwäche des Tokioter Aktienmarkts zwar etwas die kräftige Erholung des Dollar zum Yen vom Vorabend, gleichwohl sei die Einschätzung der US-Notenbank, wonach sich die wirtschaftliche Lage weiter aufhellt keine wirklich schlechte Nachricht für die Börsen. Der Markt brauche wohl etwas Zeit, die Bernanke-Aussagen zu verdauen, die auch Hinweise auf ein konkretes Ende der Anleihekäufe.
"Sobald wir in die Quartalsberichtssaison Ende Juni kommen und US-Konjunkturindikatoren weitere Verbesserungen signalisieren dürfte der Dollar weiter zulegen und der Yen zur Schwäche neigen", glaubt Ueno. Aktuell kostet der Dollar 96,94 Yen, nachdem er am Mittwoch vor den Bernanke-Aussagen mit 95,15 Yen umgegangen war. Im Tageshoch lag der Dollar bereits bei 97,18 Yen.
Ein Händler berichtet von Eindeckungen von Dollar-Short-Positionen seitens einiger Hedgefonds. Er rechnet mit einem Anstieg des Kurses auf 100 Yen noch vor den Wahlen zum japanischen Oberhaus am 21. Juli.
Mittelfristig unter 1,30 Euro
Der Euro notierte bei 1,3242 Dollar, verglichen mit rund 1,3290 im späten US-Handel. Zugleich verteuert sich der Dollar auf 97,58 Yen nach 96,40 Yen im US-Geschäft am Mittwoch.
Mit seinen Aussagen habe Bernanke Klarheit geschaffen und dem Dollar Aufwärtspotenzial eröffnet, kommentiert die Commerzbank (CoBa). Die Kombination aus optimistischerer Konjunktureinschätzung und "Guidance" sei ein starkes Signal für die US-Währung. Mittelfristig sieht die Bank den Euro auf unter 1,30 Dollar fallen und den Dollar die Marke von 100 Yen zurückerobern.
Für die nächsten Wochen und Monate dürfte am wichtigsten sein, dass der Markt nun einen "Fahrplan" für den Rückzug aus den quantitativen Lockerungen (QE) habe. Wenn sich die Rahmendaten so entwickeln, wie die Notenbank erwartet, sei eine erste Verringerung des QE-Volumens "später in diesem Jahr" zu erwarten. Und "um die Mitte" 2014 würden dann die quantitativen Lockerungen im Rahmen des Programms QE3 ganz eingestellt. Diese Aussagen seien wesentlich klarer als alles, was man bisher von der Fed zu diesem Thema gehört habe.
Kiwi wird zugesetzt
Auch die Währungen von Schwellenländern und rohstoffexportierenden Staaten standen unter Druck. Die Devisen hatten in den vergangenen Jahren von der Geldflut der US-Notenbank profitiert, weil Anleger auf der Suche nach einer höheren Rendite ihr Geld in diese Anlageklassen gesteckt hatten. Der australische Dollar fiel mit 0,9240 Dollar auf den niedrigsten Stand seit 33 Monaten. Am Mittwoch war der Aussie-Dollar schon um 2,1 Prozent abgesackt - der größte Kursrutsch seit eineinhalb Jahren.
Die Währung Australiens fiel zudem zum Euro auf das niedrigste Niveau seit fast drei Jahren: die Gemeinschaftswährung kletterte auf 1,4347 australische Dollar. Der neuseeländische Dollar sackte auf ein Zwei-Wochen-Tief von 0,7842 Dollar, nachdem Daten zudem ein schwaches Wachstum von Neuseelands Wirtschaft im ersten Quartal gezeigt hatten. Unter Druck gerieten zudem die Währungen Südkoreas, Thailands, Malaysias und der Philippinen, die jeweils mehr als ein Prozent nachgaben.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts