Fed wirkt nach Bilanzsorgen drücken Wall Street
12.07.2012, 22:30 UhrDie Pfeile an den US-Aktienmärkten zeigen erneut nach unten. Zu der anhaltenden Enttäuschung über die zögerlichen Äußerungen der US-Notenbank zu weiteren Wachstumshilfen gesellt sich auch die Furcht, dass eine konjunkturelle Abschwächung sich bereits in den auf Quartalsbilanzen niederschlägt, die in diesen Wochen auf die Anleger warten.
Sorgen um eine globale Konjunkturabschwächung haben am Donnerstag an Wall Street die Kurse ins Minus gedrückt. Zudem wirkte das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank vom Vorabend noch nach, welches entgegen den Erwartungen des Marktes keine Hinweise auf weitere geldpolitische Maßnahmen enthielt. Dazu kamen Sorgen bezüglich des weiteren Verlaufs der Berichtssaison, die nun langsam an Fahrt gewinnt. Die wesentlich besser als erwartet ausgefallenen wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stützten die Stimmung kaum. Im Verlauf erholte sich der Dow-Jones-Index zwar deutlich von seinen Tagestiefs, was aber vor allem mit den Aufschlägen bei Merck & Co und Procter & Gamble begründet wurde.
Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 12.573 Punkte, nachdem er im Tagestief schon bis auf 12.492 Punkte gefallen war. Es war bereits der sechste Handelstag in Folge mit Abgaben. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,5 Prozent auf 1.335 Punkte und der technologielastige Nasdaq-Composite fiel um 0,8 Prozent auf 2.866 Punkte.
Vor allem die Sorge vor einer Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums belastete das Sentiment. Daher wurde mit Enttäuschung auf das Protokoll der jüngsten Sitzung des US-Notenbank reagiert, dass keine Hinweise für weitere geldpolitische Maßnahmen lieferte. "Es herrschte in den vergangenen Monaten die Vorstellung, dass der Rest der Welt sich im Sinkflug befindet und die USA hingegen relativ isoliert sind", so Barry Knapp von Barclays. Dieses Bild werde nun etwas gerade gerückt. So haben der Beginn der Berichtssaison und einige negative Aussagen von Unternehmen wieder für etwas Realität gesorgt.
"Wir befinden uns in der kritischen Sommer-Periode, in der die Anleger sich verstärkt mit der Frage beschäftigen, was im weiteren Jahresverlauf noch passieren könnte", sagte Joe Costigan von Bryn Mawr Trust. Gespannt wird am Markt daher auch auf China geschaut, das am Freitagmorgen die Wachstumsrate für das 2. Quartal veröffentlicht. Sollte das Wachstum unterhalb der 2012er Vorgabe von 7,5 Prozent ausfallen, dürfte wohl eine weitere Verkaufswelle an den Börsen folgen.
Bei den Einzelwerten stiegen die Aktien von Merck & Co um 4,1 Prozent. Der Konzern hat am Vortag nach Börsenschluss positive Zwischenergebnisse in einer Studie zu ihrem Osteoporose-Medikament Odanacatibin berichtet. Die Versuche zeigten bereits in einem frühen Stadium, dass das Knochenbruch-Risiko bei älteren Frauen mit dem Mittel sinke. Procter & Gamble verbesserten sich um 3,7 Prozent. Laut einem Medienbericht soll der Investor Bill Ackman einen größeren Anteil an dem Unternehmen übernommen haben.
Die Berichtssaison hat am Freitag mit den Ergebnissen von JP Morgan das nächste Highlight. Analysten rechnen bei der vorbörslichen Bekanntgabe der Zahlen mit einem Gewinn je Aktie von 0,78 Dollar. Die Titel schlossen mit einem Abschlag von 1,6 Prozent. Ebenfalls mit roten Vorzeichen zeigten sich die Technologiewerte. So verlor die Intel-Aktie 2,6 Prozent und die Titel von Cisco gaben um 2,4 Prozent nach.
Die Titel von Supervalu brachen um 49 Prozent ein, nachdem der Einzelhandelskonzern seine Umsatz- und Gewinnprognosen gesenkt und die Dividende gekürzt hat. Gleichzeitig kündigte Supervalu an, "strategische Alternativen für sein Geschäft zu prüfen". Möglicherweise will sich das Unternehmen, zu dem Supermärkte wie Albertsons und Save-A-Lot gehören, damit selbst zum Verkauf stellen.
Nach dem überraschenden Rücktritt von Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke verlor die Aktie des Mutterkonzerns GM 2,9 Prozent. Im Aufsichtsrat und bei Experten sorgte der Paukenschlag für Verwunderung - besonders, weil ein Nachfolger offenbar erst gesucht werden muss.
Quelle: ntv.de, DJ/rts