Marktberichte

Zwischen Fed und Schuldenkrise Brent so billig wie lange nicht

Der Ölpreis fällt: Das könnte die Verbraucher über kurz oder lang entlasten.

Der Ölpreis fällt: Das könnte die Verbraucher über kurz oder lang entlasten.

(Foto: REUTERS)

Die Notierungen im Rohstoffhandel steigen und fallen mit den konjunkturellen Perspektiven der großen Verbraucherstaaten. Nach den neuen Signalen aus Europa und den USA sickern die Preise für Rohöl nun in immer tiefere Schichten. Auch Gold und Kupfer werden billiger.

Schwache Konjunkturaussichten haben dem Ölpreis am Donnerstag zugesetzt. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 1,8 Prozent auf 91 Dollar und notierte damit so niedrig wie seit Dezember 2010 nicht mehr. Der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI  fiel um 1,9 Prozent auf 79,92 Dollar.

"Die US-Wirtschaft ist in keinem guten Zustand, von Europa müssen wir gar nicht erst reden, und dann sind in den USA auch noch die Öl-Bestände deutlich höher als die Nachfrage", erklärte Ken Hasegawa, Rohstoff-Stratege bei Newedge Japan. Er sei für den Ölpreis sehr pessimistisch und sehe weit und breit keine Unterstützung. Brent hatte im März noch mehr als 128 Dollar je Fass gekostet. 

Die Fed hatte am Vorabend einen deutlich skeptischere Analyse für Arbeitsmarkt und Konjunktur als noch im Frühjahr veröffentlicht. Die Notenbank senkte ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr kräftig und rechnet zugleich mit einem langsameren Abbau der Arbeitslosigkeit als im April. Die schwache Konjunktur und hohe Preise haben in den USA schon dazu geführt, dass die Öl-Lager voll sind. So waren in der vergangenen Woche laut Energieministerium (EIA) die Rohöl-Bestände deutlich gestiegen. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang gerechnet. 

In China verliert die Industrie offenbar ebenfalls weiter an Fahrt, wie aus dem Einkaufsmanager-Index der britischen Großbank HSBC hervorgeht. Er war im Juni auf ein Sieben-Monats-Tief von 48,1 Punkten gefallen. Damit notiert das Barometer bereits seit acht Monaten unter der Schwelle von 50 Punkten, was eine schrumpfende Geschäftstätigkeit signalisiert. Wegen der Schuldenkrise befindet sich in Europa unter anderem Spanien in der Rezession. In der gesamten Euro-Zone setzte sich der Abschwung der Industrie den Einkaufsmanagerindizes des Markit-Instituts zufolge im Juni den fünften Monat in Folge fort.

Gold fällt nach Fed-Entscheidung 

Gold verbilligte sich ebefalls. Der Preis für das gelbe Metall gab 0,6 Prozent auf 1596,69 Dollar je Feinunze nach. Einige Anleger seien enttäuscht, dass die Fed nicht mit einer dritten Auflage ihres Anleihe-Aufkaufsprogramms (QE3) aufgewartet hätte. Gold gilt als sicherer Hafen gegen die durch eine solche Maßnahme entstehende Inflationsgefahr. Die Fed verlängerte aber nur ihr "Twist"-Programm, bei dem sie Anleihen mit kürzeren Laufzeiten gegen solche mit längeren verkauft, um die Zinsen am langen Ende niedrig zu halten. Doch sei QE3 noch nicht vom Tisch und könnte über kurz oder lang Gold wieder attraktiv machen, erklärte ein Börsianer.

Angesichts der schwachen Konjunkturerwartungen für die USA und Europa und sogar China gaben auch die Preise für die Industriemetalle nach. Kupfer verbilligte sich um 1,7 Prozent auf 7417 Dollar je Tonne.

Quelle: ntv.de, rts

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