Marktberichte

Dow Jones im Minus Brexit-Angst zwingt Dax in die Knie

Ein Brexit wäre Gift für die Märkte.

Ein Brexit wäre Gift für die Märkte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Sorgen um einen EU-Austritt Großbritanniens lassen den Dax im späten Handel deutlich einknicken. Das Lager der Brexit-Befürworter liegt nach einer Umfrage vorne. Einen schlechten Tag erwischt zudem die VW-Aktie - trotz starker Quartalszahlen.

Belastetet von Sorgen um einen möglichen Brexit verabschiedete sich der deutsche Leitindex mit einem deutlichen Verlust aus dem Handel. Der Dax schloss mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 10.263 Punkten. Damit endete auch eine fünf Tage anhaltenden Gewinnstrecke.

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Sehr schlecht kam an der Börse die neueste Umfrage darüber an, ob Großbritannien die EU verlässt. Ein Händler verwies auf eine Telefon-Umfrage des Guardian, der zufolge 45 Prozent der Befragten für den Austritt stimmten. Nur 42 Prozent waren dagegen für den Verbleib. "Wir werden die kommenden Wochen noch einige Umfrageergebnisse sehen, die die Vola an der Börse in die Höhe treibt", erwartet ein Händler. In einer Online-Umfrage sprachen sich 52 Prozent der Teilnehmer für einen Brexit aus, 48 Prozent für den Verbleib Großbritanniens in der EU.

Für einen Dämpfer sorgte ebenfalls die schwache VW-Aktie, die nach Vorlage des Quartalsergebnisses kräftig nachgab und am Ende des Dax landete. "Das liegt aber vor allem an Gewinnmitnahmen", sagte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf. "Die Aktie ist sehr gut gelaufen. Bis gestern Abend hat sie im Mai fast neun Prozent zulegen können."

Konjunkturdaten aus den USA ließen den Dax hingegen unberührt: Die Konsumausgaben per April fielen mit einem Plus von ein Prozent leicht oberhalb der Markterwartung aus. "Eine vom Konsum getragene Fortsetzung des US-Wachstums im zweiten Quartal ist wahrscheinlich", erwartete Ralf Umlauf, Marktstratege bei der Helaba. Umlauf sieht die Fed per Juni noch nicht unter Handlungsdruck, im Juli scheint ihm allerdings eine Zinserhöhung möglich.

Kaum Einfluss auf die Kurse hatten auch die Verbraucherpreise in der Eurozone. Diese waren im Mai ungeachtet der Flut billigen Notenbankgeldes erneut gefallen. Gleichzeitig sank die Arbeitslosigkeit in der Eurozone fast auf Fünf-Jahres-Tief. Die um jahreszeitliche Schwankungen bereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 10,2 Prozent

VW Vorzüge
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Bei den Unternehmen richteten sich alle Augen auf Volkswagen. Der skandalerschütterte Autobauer hatte seine Ergebnisse für das erste Quartal nachgeliefert. Volkswagen hatte im ersten Quartal im Zuge des Abgasskandals unterm Strich deutlich weniger verdient. Nach Steuern und Dritten verblieben lediglich 2,31 Milliarden Euro, nach 2,89 Milliarden im Vorjahr. Analysten hatten dem Konzern mit 2,45 Milliarden Euro mehr zugetraut. Operativ fiel der Gewinn jedoch deutlich besser aus als von Analysten erwartet. Die Prognose bestätigte der Konzern.

Frankfurt: Stahl-Aktien in Dax und MDax ganz oben

Der Dax schloss am Ende 0,7 Prozent tiefer auf 10.263 Punkten. Für den MDax ging es um 0,2 Prozent nach unten auf 20.762 Zähler. Im Minus mit 0,2 Prozent der TecDax, der bei 1688 Punkten aus dem Handel ging. Verluste auch für den Euro-Stoxx-50, der 0,9 Prozent abgab auf 3063 Punkte.

Die Aktie von Volkswagen reagierte mit einem Minus von anfangs vier Prozent negativ auf das Zahlenwerk - im Laufe des Handelstages erholte sich das Papier jedoch leicht, schloss am Ende aber immer noch 2,6 Prozent tiefer.

Spitzenreiter im Dax waren Beiersdorf mit einem Plus von 1,1 Prozent.  Thyssenkrupp schlossen weit oben im Dax und legten 1,0 Prozent zu. Sie profitierten von Analystenempfehlungen für den Konkurrenten Salzgitter, deren Aktien im MDax mit einem Plus von 7,1 Prozent der größte Gewinner waren.

Für Rocket Internet geht es nach einem sehr positiven Start am Ende um 9,4 Prozent nach unten. "Die Stimmung hat sich komplett gedreht", sagte ein Beobachter. Stand vorbörslich noch die merklich verbesserte Profitabilität im Fokus, so liege das Augenmerk nunmehr auf dem schwachen Umsatzwachstum wichtiger Beteiligungen wie Home24 oder Westwing. "Hier sind die Umsatzsteigerungen mittlerweile nur noch prozentual einstellig". Diese Unternehmen würden aber am Markt nach wie vor als "Wachstums-Stories" wahrgenommen, entsprechend enttäuscht reagierten daher die Anleger.

USA: Dow Jones gibt nach

An der Wall Street dämpfte die Ungewissheit über den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung den Handel. Die Anleger hielten sich vor der Veröffentlichung des mit Spannung erwarteten monatlichen Arbeitsmarktberichts der US-Regierung am Freitag zurück, sagte Philip Blancato, Chef des Finanzdienstleisters Ladenburg Thalmann. "Sollten die Daten so stark ausfallen wie ich glaube, dann wird das die Erwartungen deutlich schüren, dass die Fed die Zinsen im Juni anheben kann."

Die Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, hatte vor kurzem wegen der anziehender Konjunktur eine Erhöhung in den kommenden Monaten signalisiert. Für eine solide Wirtschaftsentwicklung sprachen auch neue Verbraucherdaten. So steigerten die Amerikaner ihren Konsum im April überraschend deutlich. Das Plus von 1,0 Prozent zum Vormonat ist das stärkste seit mehr als sechs Jahren.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,5 Prozent und schloss bei 17.786 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 fiel um 0,1 Prozent auf 2097 Zähler. Der Index Nasdaq Composite stieg dagegen um 0,3 Prozent auf 4948 Stellen.

In New York trennten sich die Anleger von Disney, die 1,1 Prozent an Wert einbüßten. Hintergrund waren schwache Kritiken für den von dem Unterhaltungsriesen produzierten Film "Alice im Wunderland 2: Hinter den Spiegeln". Einen Kurssprung von 71,2 Prozent legte dagegen die Aktie des Pharmakonzerns Celator hin. Der Rivale Jazz Pharma will Celator für rund 1,5 Milliarden Dollar kaufen.

Im Fokus stand mit Allergan ein weiterer Pharmakonzern. Der Allergan-Kurs gab allerdings anfängliche Gewinne ab und schloss 0,1 Prozent höher. Anleger reagierten mit Käufen auf eine Mitteilung des Großinvestors Carl Icahn, wonach er eine "große" Beteiligung an dem Botox-Produzenten erworben hat und Unternehmenschef Brent Saunders unterstützt.

Asien: Nikkei setzt Erholung fort

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Die Aktienmärkte in Fernost haben mehrheitlich Zuwächse verbucht. Am höchsten fielen die Gewinne in China aus. Der Index in Shanghai notierte rund drei Prozent höher. Investoren spekulierten darauf, dass der US-Finanzdienstleister MSCI im kommenden Monat erstmals chinesische Papiere in seinen Emerging Market Index aufnimmt und damit die Nachfrage ankurbelt. Auch aus dem Ausland floss wieder mehr Geld in die Volksrepublik. In Tokio stieg der Nikkei-Index um knapp ein Prozent auf 17.234 Punkte.

Zur positiven Stimmung trug auch bei, dass die japanische Industrie im April trotz schwacher Ausfuhren und mehrerer Erdbeben gewachsen ist. Die Industrieproduktion legte gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent zu, wie aus Daten des Wirtschaftsministeriums in Tokio hervorgeht. Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus von 1,5 Prozent gerechnet.

Investoren halten eine Zinserhöhung in den USA schon im Juni inzwischen für möglich. Das belastet die Kurse jedoch nicht mehr. Nach einer Reihe positiver Konjunkturdaten ist die Sorge, dass die Wirtschaft bei höheren Kreditkosten in die Knie gehen könnte, mittlerweile in den Hintergrund getreten.

In Japan stützte zudem der anhaltend schwächere Yen die Kurse, von dem vor allem exportorientierte Unternehmen profitieren. Auch an den meisten übrigen asiatischen Börsen legten die Kurse zu. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag 0,6 Prozent im Plus.

Devisen: Euro bleibt unter 1,12 Dollar

Der Kurs des Euro pendelte sich nach einem leichten Anstieg wieder auf Vortagesniveau ein. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,1136 US-Dollar. Am Vormittag war der Kurs noch zeitweise bis auf 1,1122 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1154 (Montag: 1,1139) US-Dollar festgesetzt.

Im Vormittagshandel wurde eine Reihe von wichtigen Konjunkturdaten aus der Eurozone veröffentlicht, die dem Markt jedoch keine klare Richtung gaben. Am Nachmittag stützten enttäuschende Stimmungsdaten aus den USA die europäische Gemeinschaftswährung. Dort hatte sich das Geschäftsklima in der Region Chicago im Mai unerwartet eingetrübt und einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten signalisiert. Ein überraschend starker Anstieg der Konsumausgaben in den USA belastete hingegen den Eurokurs nicht.

Rohstoffe: Ölpreise zeitweise über 50 Dollar

Die Ölpreise haben im Laufe des Handelstages zum Teil erneut die 50-Dollar-Marke überschritten. Ein Barrel Brent kostete allerdings zu US-Handelsschluss nur noch 49,74 US-Dollar. Das waren 1,2 Prozent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass WTI fiel um ebenfalls 1,2 Prozent auf 49,01 Dollar.

Am Ölmarkt rückt zunehmend das Treffen des Ölkartells Opec an diesem Donnerstag in den Blick. Weitreichende Entscheidungen werden jedoch nicht erwartet. Zu groß sind die Interessengegensätze innerhalb der Gruppe, vor allem zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Darüber hinaus hat sich der hohe Angebotsüberschuss infolge einer deutlich geringeren Förderung in Kanada und Nigeria abgebaut.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/dpa/DJ

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