Sorgen um Weltkonjunktur China-Daten pfeifen Dax zurück
10.08.2012, 17:40 Uhr
(Foto: REUTERS)
Überraschend schwache Exportzahlen Chinas nähren Konjunktursorgen am deutschen Aktienmarkt und lassen die Kurse nachgeben. Gegen den Trend stemmen sich ThyssenKrupp mit Quartalszahlen. Für die Commerzbank geht es dagegen weiter in den Keller.
Die Kurse am deutschen Aktienmarkt haben sich nach zwei Handelstagen ohne klare Tendenz für Kursverluste entschieden. Zwar konnte sich der Markt auch am Freitag zum Handelsschluss von den stärksten Minuszeichen erholen. Den Schlusskurs des Vorabends, auf den sich der Dax am Mittwoch und Donnerstag retten konnte, konnte sich der Dax jedoch am Freitag nicht mehr retten.
Der Dax ging mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 6944,56 Punkten aus dem Handel. Zwischenzeitlich war der Leitindex am Freitag bis auf 6891 Punkte gefallen. In der Wochenbilanz schloss der Dax jedoch dank Kursgewinnen in der ersten Wochenhälfte 1,1 Prozent im Plus. Der MDax gab am Freitag 0,1 Prozent auf 11.054,55 Punkte nach. Der TecDax verlor 0,5 Prozent auf 782,50 Punkte.
Beherrschendes Thema an den Märkten war die enttäuschende Exportbilanz aus China. Im Juli stiegen die Ausfuhren des Exportweltmeisters nur um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Importe nahmen um 4,7 Prozent zu. Analysten hatten mit deutlich höheren Steigerungsraten gerechnet. Bereits im Juni waren Exporte und Importe Chinas hinter den Erwartungen geblieben.
"Die Diskrepanz zwischen Prognose und Realität ist diesmal schon fast erschreckend", sagte ein Händler. Die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sind im Juli lediglich um ein Prozent (Juni: 11,3) gestiegen, Analysten hatten ein Plus von knapp neun Prozent vorhergesagt. Diese schwachen Daten schreckten selbst Experten auf. Viele von ihnen gingen davon aus, dass die chinesische Zentralbank schon in Kürze weitere Hilfen für die Wirtschaft ankündigen wird. Den Börsenkursen halfen diese Aussichten allerdings nicht. "Es ist ja toll, wenn die Notenbank die Zinsen senkt, aber das hilft den Chinesen im besten Fall, ihre eigene Konjunktur in Schwung zu bringen. Als Anlasser für die Weltkonjunktur scheiden sie damit aber aus", brachte der Händler die Meinung der Anleger auf den Punkt.
Auch in Europa und in den USA setzen Investoren derzeit auf billiges Geld von den Zentralbanken, um die maue Wirtschaft wieder anzukurbeln. Seit EZB-Chef Mario Draghi vor gut zwei Wochen ein stärkeres Eingreifen in der Euro-Schuldenkrise signalisiert hat, ist der Dax um knapp acht Prozent gestiegen. Zeitweise hatte er sich bis auf wenige Punkte sogar der Marke von 7000 Zählern genähert. Um sie zu knacken, fehlten dann aber doch neue Impulse.
Starke Zahlen treiben ThyssenKrupp
Unter den Einzelwerten sorgten vor allem Quartalsbilanzen für Bewegung. ThyssenKrupp eroberten mit einem Plus von 5,1 die Dax-Spitze, zwischenzeitlich fiel das Plus noch deutlich größer aus. Die Aktien kosteten damit so viel wie seit drei Monaten nicht mehr. Thyssen hatte im dritten Quartal zwar Einbußen hinnehmen müssen, Analysten hatten allerdings mit deutlicheren Einschnitten gerechnet. Wegen der Probleme in der Stahlsparte sei das nicht zu erwarten gewesen, sagte ein Händler. Zusätzlich half den Papieren am Nachmittag die Nachricht, dass die Bauelemente-Aktivitäten an Kingspan verkauft werden.
Auf der Verliererseite standen dagegen Commerzbank -Papiere ganz oben. "Aufgrund der vorsichtigeren Management-Guidance und der sinkenden Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Belebung des Kapitalmarktgeschäfts haben wir unsere Gewinnschätzungen reduziert", schrieb DZ-Bank-Analyst Christoph Bast. Er stufte die Aktien herunter auf "Halten" von "Kaufen". Die Papiere verloren 3,2 Prozent, nachdem sie am Donnerstag nach der Vorlage der Quartalszahlen bereits um 4,2 Prozent abgesackt waren.
Deutlich auf Talfahrt ging Hannover Rück : Sie verloren am unteren Ende im MDax 2,3 Prozent. Der Konzern hatte im zweiten Quartal einen Dämpfer hinnehmen müssen und deutlich schlechter als Marktführer Münchener Rück abgeschnitten.
Nach zwischenzeitlichen Kursgewinnen drehten auch die Papiere von Rheinmetall deutlich ins Minus und verloren 2,2 Prozent. Die Quartalszahlen des Konzerns waren bereits zuvor teils auf Skepsis gestoßen. Während die DZ-Bank von soliden Zahlen spricht, zweifelt das Bankhaus Metzler an der Ergebnisqualität. Analysten von Equinet senkten ihre Einschätzung der Aktie von "Buy" auf "Accumulate" und kündigten an, das Kursziel von derzeit 42 Euro überprüfen zu wollen.
Als negatives Signal für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland wertete ein Händler das deutliche Minus beim Flughafenbetreiber Fraport im Frachtgeschäft. "Das Cargo-Geschäft ist ein Frühindikator für die Konjunktur", sagt der Marktteilnehmer. Bereits am Vortag haben die Verkehrszahlen des größten Kunden Lufthansa darauf hingedeutet, dass einem steigenden Passagieraufkommen ein Minus im Frachtgeschäft gegenübersteht. Die Fraport-Aktie gab um 0,3 Prozent nach.
Bechtle erfüllten nicht ganz die Erwartungen, die Anleger an schwäbische Unternehmen stellen. "Der Gewinn ist im zweiten Quartal schwächer als erwartet ausgefallen", stellt Analyst Thorsten Reigber von der DZ-Bank fest. Die Aktie des Neckarsulmer IT-Dienstleisters verlor 1,5 Prozent.
Am unteren Ende im TecDax setzte Gigaset seinen Kursrutsch fort und verlor 3,2 Prozent. Das Unternehmen hatte in dieser Woche rote Zahlen vorgelegt und daraufhin negative Analystenkommentare kassiert.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ/dpa/AFP