Marktberichte

Einschläge von allen Seiten Dax tritt Rückzug an

Auweia: Die negativen Impulse sind enorm, der Dax präsentiert sich im Minus.

Auweia: Die negativen Impulse sind enorm, der Dax präsentiert sich im Minus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aus Angst vor einem Rücksetzer der Weltwirtschaft machen Anleger einen großen Bogen um Aktien. Vor allem enttäuschende Daten aus China verunsichern die Investoren. Im Dax sorgt auch der Geschäftsausblick von Henkel für Gesprächsstoff.

Die Nachrichtenlage hat sich in den vergangenen 24 Stunden aus Börsianersicht deutlich eingetrübt. In China lahmt das Wirtschaftswachstum und auch aus der Eurozone gibt es schlechte Nachrichten von der Konjunktur. Damit aber nicht genug. Die US-Notenbank bleibt ihrem Kurs treu und reduziert ihre monatlichen Anleihekäufe weiter. Wie aus dem am Vorabend veröffentlichten Protokoll der jüngsten Notenbanksitzung weiter hervorgeht, wird darüber hinaus aber auch das Thema Zinserhöhung von einer Minderheit im Offenmarktausschuss thematisiert, was an den Börsen nicht gerne gehört wird.

Dax
DAX 23.596,98

Der deutsche Leitindex Dax verlor 0,4 Prozent auf 9618 Punkte, während der MDax 0,4 Prozent auf 16.774 Zähler einbüßte. Auch die Tech-Titel gaben unter dem Strich nach: Der TecDax fiel 0,7 Prozent auf 1260 Punkte.

In Japan waren die Exporte im Januar weniger stark gestiegen als erwartet. In China schrumpften die Geschäfte der Industrie bereits den zweiten Mal in Folge. Der von der britischen Großbank HSBC ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für China fiel im Februar auf 48,3 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Ein Händler spricht von "sehr schlechten Daten". In Kombination mit schwachen Handelsbilanzdaten aus Japan und zuletzt enttäuschenden US-Konjunkturdaten ergebe sich das Bild einer globalen Wachstumsabschwächung. Noch müsse dieses Bild aber bestätigt werden, da aufgrund des Neujahrsfestes in China und des harten Winters in Nordamerika wichtige Sonderfaktoren eine Rolle spielen dürften.

"Letztlich hängen China, und damit auch die gesamten Schwellenländer, am Tropf der Industrieländer", so Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise und der anschließenden Staatsschuldenkrise in der Eurozone habe auch China bei den Wachstumsraten deutliche Abstriche machen müssen.

Außerdem fielen die Einkaufsmanagerindizes in Frankreich schwächer aus als im Vorfeld angenommen. Newsedge-Analystin Annalisa Piazza verweist vor allem auf die Risiken für die Binnenwirtschaft durch den "superschwachen" Arbeitsmarkt und die politischen Unsicherheiten. Noch unterstrichen würden die Gefahren durch den nachgebenden Preisdruck. In Frankreich sind die Verbraucherpreise im Januar um 0,6 Prozent gegen dem Vormonat gefallen.

Händler verweisen zudem auf das am Vorabend in den USA veröffentlichte Fed-Protokoll zur zurückliegenden Januar-Sitzung der US-Währungshüter. Demnach sind die Mitglieder im Offenmarktausschuss der Notenbank offenbar weiter fest entschlossen, an der Drosselung der Wertpapierkäufe festzuhalten.

Darüber hinaus glaubt eine kleine Anzahl von Fed-Mitgliedern offenbar, dass eine Zinserhöhung möglicherweise früher als geplant notwendig sein könnte. Die meisten Beobachter rechnen nicht vor 2015 mit einer Zinserhöhung. Analysten halten eine baldige Leitzinserhöhung allerdings schon aufgrund der schwachen Inflation zunächst für unwahrscheinlich.

Henkel unter Druck

Am Aktienmarkt verabschiedeten sich die Anleger passend zu den negativen Konjunktursignalen vor allem aus zyklischen Sektoren wie Rohstoffe, Chemie und Automobil. Im Plus lagen Energiewerte, Versorger und Telekommunikation. Die Einzelkurse wurden derweil überwiegend von Geschäftszahlen bestimmt.

Größter Verlierer im Dax waren Henkel mit einem Abschlag von 4,2 Prozent. Der Konsumgüterkonzern bekommt die Talfahrt von Währungen in den Schwellenländern zu spüren und rechnet für 2014 nur mit einem minimalen Anstieg seiner Gewinnmarge. "Die Zahlen zeigen, dass vermutlich auch Henkel unzureichend gegen die Euro-Stärke gehedgt ist", sagte der Marktteilnehmer. Dass der Reingewinn deutlich geringer ausgefallen sei als erwartet, liege vermutlich entweder an unerwartet hohen Steuern, an Anteilen Dritter oder an einem enttäuschenden Finanzergebnis.

Auch bei der Deutschen Börse blieb der operative Gewinn im vierten Quartal unter den Erwartungen. Die Aktien gaben 1 Prozent nach. Hohe Investitionen der Börse wertet ein Händler positiv, damit stelle sich das Unternehmen besser auf.

Im MDax verloren Tui 5,3 Prozent. Der Großaktionär John Fredriksen verkauft fast 40 Millionen Tui-Aktien, das entspricht einem Anteil von 15,7 Prozent. Dieses große Angebot drückt den Kurs.

Die Aktien der Aareal Bank gewannen 1,3 Prozent. Am Morgen hatte das Finanzinstitut einen Rekordgewinn vor Steuern bekanntgegeben. "Die Zahlen sind gut", sagte ein Händler. Die Bank habe trotz einer unerwartet hohen Risikovorsorge die Schätzungen beim Gewinn getroffen oder übertroffen. Auch die Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen sei positiv.

Hochtief zählten mit einem Kursplus von 1,5 Prozent zu den Gewinnern. Sie bekamen Rückenwind aus Australien. Die dortige Tochter Leighton hat gute Ergebnisse vorgelegt, der Kurs der Aktie zog in Sydney daraufhin um fast 5 Prozent an.

Enttäuscht reagierten Anleger auf den Ausblick von Dialog Semiconductor für das laufende Quartal. Der Vorstand sagt einen Umsatz zwischen 200 und 215 Millionen Dollar voraus. Der Markt habe bislang mit 230 Millionen Dollar gerechnet, so DZ Bank-Analyst Harald Schnitzer. Die Zahlen für das abgelaufene Jahr seien allerdings besser als erwartet ausgefallen. Die Aktien des Chip-Entwicklers fielen um 2,9 Prozent.

Quelle: ntv.de, jga/mmo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen