Marktberichte

Konjunkturpaket zu spät? Corona-Sorgen lasten auf Wall Street

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An der Wall Street waren hauptsächlich Technikwerte gesucht.

(Foto: imago images/Pacific Press Agency)

Im US-Börsenhandel finden Händler keine Gründe für Käufe. Konjunkturdaten enttäuschen. Und auch das zweite Hilfspaket für die Wirtschaft wird wohl nicht reichen. Das Land stellt sich auf einen harten Winter ein.

Die Wall Street hat sich erneut mit einer uneinheitlichen Tendenz gezeigt. Die Sorgen um die neue hochansteckende Coronavirus-Variante in Großbritannien und die vor diesem Hintergrund verhängten Reisebeschränkungen mit dem Vereinigten Königreich drückten auf das Sentiment. Dazu kamen die Sorgen um mögliche negative Auswirkungen auf die Konjunktur. Das nach zähem Ringen verabschiedete US-Konjunkturprogramm habe das Abwärtspotenzial jedoch begrenzt, hieß es. Dazu kamen enttäuschende Daten zur Stimmung der US-Verbraucher.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent auf 30.016 Punkte. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,2 Prozent auf 3687 Zähler. Der Nasdaq-Composite legte dagegen um 0,5 Prozent auf 12.808 Stellen zu. Hier stützte das Plus der Apple-Aktie. Allerdings hatten sich die Technologiewerte zuletzt auch als Gewinner in der Pandemie gezeigt.

Keine Impulse durch Konjunkturdaten

"Am Vorabend des Jahres 2021 hat die Wirtschaft wenig Schwung, da eine katastrophale dritte Covid-Welle die Mobilität einschränkt, die Beschäftigung drosselt und die Nachfrage zurückgehen lässt", sagte Greg Daco, Chef-Ökonom für die USA bei Oxford Economics. "Das 900 Milliarden Dollar schwere Konjunkturpaket kommt Monate zu spät und wird wahrscheinlich nicht ausreichen, um einen harten Winter zu verhindern, aber es ist besser als nichts", ergänzte der Ökonom.

Dazu kamen die Unsicherheiten, was die Entdeckung der Virusmutation in Großbritannien und die von ihr ausgehende Bedrohung betrifft, vor allem bezüglich der Wirksamkeit der Impfstoffe. Der Impfstoffentwickler Biontech selbst hat sich zuversichtlich geäußert, dass sein Produkt auch gegen die Mutation wirken dürfte. Andernfalls sei eine wirksame Impfstoffvariante relativ zügig entwickelbar.

Die Stimmung unter den US-Verbrauchern hat sich im Dezember unerwartet deutlich abgeschwächt.Ökonomen einen Anstieg erwartet. Zudem wurde der Vormonatswert nach unten revidiert. Keinen Impuls lieferten die BIP-Daten für das dritte Quartal, allerdings handelte es sich auch um die dritte Lesung. Demnach wuchs die US-Wirtschaft in den Monaten Juli bis September annualisiert um 33,4 Prozent.

Apple weiter gesucht

Auf Unternehmensseite stand die Apple-Aktie weiter im Fokus. Die Aktie kletterte um weitere 2,8 Prozent. Der Konzern will offenbar 2024 ein selbstfahrendes Auto auf den Markt bringen. Einem Bericht zufolge strebt Apple dabei einen Durchbruch bei der Akku-Technik an. Dies hatte die Apple-Aktie schon am Montag im späten Handel angetrieben.

Die Walmart-Papiere verloren 1,2 Prozent. Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hat den Konzern verklagt. Sie beschuldigt den Einzelhandelsriesen, die Opioid-Krise in den USA mit angeheizt zu haben, indem er trotz wiederholter Warnungen seiner eigenen Apotheker Rezepte nur unzureichend auf mögliche Ungereimtheiten oder Bedenken geprüft habe. Die Aktien von Peloton Interactive stiegen um 11,6 Prozent, nachdem der Hersteller von Fitnessgeräten die Übernahme von Precor angekündigt hat. Peloton zahlt 420 Millionen Dollar für den Wettbewerber.

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Das Interesse an den "sicheren Häfen" war gering. Am Anleihemarkt zeigte sich die Rendite zehnjähriger Papiere 1,7 Basispunkte niedriger bei 0,92 Prozent. Das nun beschlossene Konjunkturprogramm dürfte den USA durch einen schwierigen Winter helfen, hieß es von Analysten.

Der Preis für die Feinunze Gold fiel um 0,9 Prozent auf 1860 Dollar, was vor allem mit der Dollar-Stärke zusammenhing. "Die globalen Aktienmärkte haben sich am Dienstag stabilisiert, nachdem sie am Montag unter den neuen Corona-Entwicklungen gelitten hatten. Dies hielt Gold-Käufer zurück", so Jim Wyckoff, Senior Analyst bei Kitco.com.

Am Devisenmarkt legte der Dollar kräftig zu, der Dollar-Index stieg um 0,7 Prozent. Der Euro geriet dagegen unter Druck und lag im späten US-Handel bei 1,2157 Dollar, nach einem Tageshoch bei 1,2257 Dollar. Der Euro hält sich nach Ansicht der ING trotz des stärkeren US-Dollar, den strikten erneuten Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie und den Grenzschließungen in Europa "sehr gut". "Es ist noch zu früh um eine mögliche Korrektur in Richtung 1,2015 Dollar auszurufen, aber auch neue Höchststände dürften kurzfristig nicht erwartet werden", so Devisen-Analyst Chris Turner.

Die Befürchtung einer verzögerten Konjunkturerholung und einer deshalb geringeren Nachfrage belastete in Verbindung mit dem festeren Dollar die Ölpreise. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI ermäßigte sich um 2,1 Prozent auf 46,94 Dollar. Der Preis für Brent sank um 1,7 Prozent auf 50,02 Dollar.

Quelle: ntv.de

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