Marktberichte

Spanien verdrängt Griechenland Dax-Gewinne schmelzen

Die spanischen Probleme verdrängen die griechischen.

Die spanischen Probleme verdrängen die griechischen.

(Foto: dpa)

Das Rekordhoch spanischer Anleiherenditen verdrängt die Erleichterung über den Wahlausgang in Griechenland. Nach einem anfänglichen Anstieg bis auf 6316 Punkte rutscht der Dax gar kurz ins Minus, um sich dann wieder hochzuarbeiten. Übrig bleibt ein kleines Plus.

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Es hätte schlimmer kommen können - diese Einschätzung nach der Wahl in Griechenland hat am Montag die Börsen im Plus starten lassen. Doch dann zeigte sich schnell, dass Athen längst nur ein Mosaiksteinchen in der viel größeren Eurokrise ist. Ein neues Rekordhoch bei den Renditen spanischer Staatsanleihen ließ die Gewinne wieder schmelzen. Analysten bezweifeln, dass sich die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten rasch legen wird - selbst wenn die Gefahr eines Euro-Austritts der Griechen mit unabsehbaren Folgen in den nächsten Tagen gebannt scheint. Als Belastungen gelten insbesondere die Finanzprobleme in Spanien und Italien.

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen Spaniens zogen um rund 0,25 Prozentpunkte bis auf das Rekordniveau von 7,1 Prozent an. In Italien kletterten sie wieder über die Schwelle von 6 Prozent.

Der deutsche Leitindex Dax legte am Vormittag anfänglich auf bis zu 6316 Punkte zu, um dann zeitweise gar ins Minus zu rutschen. Zum Xetra-Schluss lag das Börsenbarometer 0,3 Prozent im Plus bei 6248 Zählern.

Trotz vieler Unsicherheiten bei der anstehenden Regierungsbildung in Athen und neuen Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern über das Sparprogramm sei der wichtigste Schritt zunächst gemacht, sagte Händler Markus Huber von ETX Capital. "Kurzfristig ist ein Euro-Ausstieg Griechenlands weniger wahrscheinlich geworden", stimmte ein anderer Börsianer nach dem Wahlsieg der konservativen Nea Dimokratia zu. Die Devisenexperten der Commerzbank befürchten erneut schwierige Koalitionsverhandlungen und sahen auch im der Entwicklung beim Eurokurs eine eher "enttäuschende Marktreaktion".

Für den Fall eines klaren Wahlsiegs der radikalen Linken, die das Sparprogramm grundsätzlich ablehnen, hatten Ökonomen mit einer panikartigen Reaktion der Märkte gerechnet. Zu befürchten war, dass dann die Kreditgeber die Hilfen an Athen einstellen, das Land pleitegeht und vermutlich auch aus dem Euro austritt. In diesem Szenario hätte auch die Europäischen Zentralbank (EZB) wohl gleich zum Wochenauftakt neue Gegenmaßnahmen wie eine Zinssenkung oder zusätzliche Liquidität geprüft, hieß es.

Als besonders gefährlich galt auch die Möglichkeit eines "Bankruns", bei dem die Griechen aus Angst vor der Wiedereinführung der Drachme ihre Sparkonten plündern und Bürger in anderen Krisenländern ebenfalls in Panik verfallen.

Doch kaum war die Griechenland-Meldungen "eingepreist", richtete sich der Blick des Marktes wieder auf Spanien und Italien. Ungeachtet der Entwicklungen in Athen blieben die strukturellen und konjunkturellen Probleme der übrigen Krisenländer bestehen, warnte daher Ralf Umlauf, Anleihe-Experte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Eine schnelle Lösung der europäischen Probleme ist nicht in Sicht und der EU-Gipfel Ende Juni wird vermutlich noch nicht die Wende in dieser Krise mit sich bringen."

Entziehen die Märkte den beiden Schwergewichten der Eurozone ihr Vertrauen, wird es für die Regierungen immer schwieriger, neues Kapital zur Finanzierung der Staatshaushalte aufzunehmen. Die bisherigen Rettungsschirme gelten aber für umfangreiche Hilfen an diese Länder als zu klein. Spanien soll bereits bis zu 100 Milliarden Euro Kredite zur Stützung seiner Banken erhalten.

Die Turbulenzen auf dem Anleihemarkt machten sich auch bei den Finanztiteln bemerkbar. So fielen Commerzbank nach einem anfänglichen Plus mit Minus 4,4 Prozent an das Dax-Ende und Deutsche Bank verbilligten sich um 1,12 Prozent.

Beim Halbleiterkonzern Infineon sorgten positive Analystenkommentare an der Dax-Spitze für ein Kursplus von 3,19 Prozent.

ThyssenKrupp-Aktien waren mit plus 1,8 Prozent ebenfalls gefragt. Der brasilianische Stahlkonzern CSN will möglicherweise das hochdefizitäre Stahlwerk in Brasilien übernehmen. Ein Händler sagte: "Das dürfte gut für die Stimmung sein, auch wenn CSN noch weit von einem konkreten Angebot entfernt ist." Auch der Rohstoffkonzern Vale soll Interesse an der Anlage haben. Die Anlage in Brasilien hat sich gemeinsam mit einem ebenfalls neu eröffneten Werk in den USA als Milliardengrab erwiesen. Für den Standort im US-Bundesstaat Alabama interessiert sich laut "Wirtschaftswoche" der südkoreanische Stahlkonzern Posco.

Ein Zeitungsbericht über eine unerwartet große Bestellung von Kampfpanzern durch Saudi-Arabien gab Rheinmetall Auftrieb. Die Titel des Rüstungskonzerns waren im MDax mit einem Aufschlag von 6,7 Prozent auf 36,76 Euro die größten Gewinner. "Bild am Sonntag" hatte berichtet, dass Saudi-Arabien 600 bis 800 Panzer vom Typ Leopard 2 kaufen wolle. Bei Rheinmetalls Kooperationspartner Krauss-Maffei Wegmann wusste man nichts über eine Bestellung aus Saudi Arabien: "Wir haben keinen Auftrag", sagte ein Unternehmensprecher. Ein Sprecher der Bundesregierung wollte sich nicht dazu äußern. Im vergangenen Jahr hatten Medien berichtet, dass 270 Leopard-Panzer an das Königreich geliefert werden sollen.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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