Marktberichte

Anleger richten Blick in die Zukunft Dax bekommt die Zweifel zu spüren

Anleger stehen ungern im Regen.

Anleger stehen ungern im Regen.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Die Einigung im US-Haushaltsstreit überzeugt die Anleger nicht. Nächstes Jahr geht das Spiel nämlich von vorne los. Da machen Investoren lieber Kasse. Das Börsenbarometer hält sich nur knapp über 8800 Punkten.

Dax
DAX 23.807,13

Trotz der Last-Minute-Einigung in Washington waren die Märkte am Donnerstag nicht in Feierlaune. Die Anleger nahmen lieber ihre Gewinne mit. "Die Art des Deals ist enttäuschend, da im kommenden Jahr das Spiel wieder von vorne losgeht", sagte Rabobank-Anlagestratege Philip Marey. "Das wirft einen Schatten auf die Wirtschaft - die Politik ist der größte Bremsklotz für die Konjunktur."

Dax und EuroStoxx50 verloren 0,4 bzw. 0,2 Prozent auf 8811 und 3009 Punkte. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten sie in Erwartung einer Einigung um jeweils knapp vier Prozent zugelegt.

Die US-Politiker haben es versäumt, dem Kapitalmarkt eine Lösung zu präsentieren. Aus der Krise in der Eurozone haben die Investoren gelernt, dass die Probleme nicht kleiner werden, nur weil sie in die Zukunft geschoben werden. Bereits in zwei Monaten dürften sich die Demokraten und die Republikaner in Washington wieder darüber streiten, wie der Staatshaushalt zu finanzieren ist.

Als einer der ersten hat eine kleine Ratingagentur aus China reagiert und über dem großen Schuldner USA den Daumen gesenkt. Die Ratingagentur Dagong hat die Bonität auf "A-" von zuvor "A" gesenkt und sieht darüber hinaus den Ausblick weiter negativ. An der Börse wird nun befürchtet, dass eine weitere Ratingagentur zumindest den Ausblick senken könnte.

Euro auf Achtmonatshoch

Das Beige Book hatte am Vorabend bereits belegt, dass die US-Wirtschaft nur schleppend in Schwung kommt. Dies reicht aber nicht für die Schaffung von ausreichend Arbeitsplätzen. Vor diesem Hintergrund trennten sich die Investoren vom Dollar und kauften Euro, Yen, Franken und Gold. So sprang der Preis für die Feinunze des Edelmetalls um 3,5 Prozent auf 1.318 Dollar. Der Euro stieg auf ein Achtmonats-Hoch und notiert bei 1,3665 Dollar.

"Die Blockade in Washington wird voraussichtlich das Wachstum im vierten Quartal beeinträchtigen und das Verbrauchervertrauen eintrüben", sagte Simon Derrick, Chef-Devisenstratege der Bank BNY Mellon. Daher werde die US-Notenbank Fed wohl erst im kommenden Jahr damit beginnen, ihre Wertpapierkäufe von derzeit 85 Milliarden Dollar monatlich zu drosseln. Bislang hatten Börsianer auf Dezember 2013 als Einstieg in den Ausstieg aus der ultra-lockeren US-Geldpolitik gesetzt.

Die Skepsis der Investoren ließ sich auch am Markt für Credit Default Swaps (CDS) ablesen. Die Versicherungen gegen einen Zahlungsausfall der USA verbilligten sich zwar leicht, dennoch blieben die Prämien für kürzer laufende CDS  höher als diejenigen mit längeren Laufzeiten. Diese sogenannte Inversion gilt als Zeichen für eine aktuelle oder drohende Krise. Die Analysten der Citigroup kritisierten die "Streitlust in der US-Haushaltspolitik". "Die Bereitschaft, mit dem Feuer zu spielen, ist kein gutes Omen für künftige Verhandlungen."

Ein teurer Euro belastet die deutschen Unternehmen, die auf dem Weltmarkt einen großen Anteil der Umsätze generieren. Bereits in der noch jungen Berichtssaison ist zu erkennen, dass Unternehmen wie Adidas unter dem festeren Euro leiden. Unter der Herunterstufung durch die Analysten der UBS litt die Aktie von Eon, die mit einem Abschlag von 3,0 Prozent das Schlusslicht im Dax stellte.

Slim gibt KPN-Übernahmepläne auf

Bei den Unternehmen standen KPN im Rampenlicht, nachdem der mexikanische Telekom-Konzern America Movil  des Milliardärs Carlos Slim den 7,2 Mrd. Euro schweren Übernahmekampf um das niederländische Unternehmen aufgegeben hatte. KPN-Papiere brachen daraufhin an der Börse Amsterdam um bis zu 7,8 Prozent ein.

Mit Slims Rückzug erhielten auch die Spekulationen auf eine Konsolidierung des europäischen Telekom-Sektors einen Dämpfer. Deutsche Telekom und Orange verloren 1,8 bzw. 0,8 Prozent. Gegen den Trend kletterten Telekom Austria um bis zu 6,3 Prozent auf ein 14-Monats-Hoch von 6,76 Euro. "Die Leute denken: Jetzt konzentriert sich Slim vielleicht auf die Telekom Austria, wenn es bei KPN nicht klappt", sagte Raiffeisen-Fondsmanager Günther Schmitt. Viele Experten hatten bereits davor damit gerechnet, dass America Movil den Telekom-Austria-Anteil von aktuell knapp 23 Prozent aufstockt.

Die Titel der Deutschen Bank schafften mit 0,5 Prozent Plus den Sprung in den grünen Bereich. Zuvor hatte US-Konkurrent Goldman Sachs wegen eines schwächelnden Anleihe-Geschäfts einen Gewinnrückgang bekanntgegeben.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

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