Ifo schwach Dax steckt sich an
22.06.2012, 18:00 Uhr
Die trüben Konjunkturdaten vertreiben viele Anleger.
(Foto: dpa)
Die jüngsten Konjunkturdaten funken weltweit SOS - da macht auch der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex keine Ausnahme. Entsprechend halten sich die Anleger am Markt zurück. Den Banken-Rundumschlag von Moody's hat der Markt aber ganz gut weggesteckt.
Verstärkte Konjunktursorgen haben zu weiteren Verlusten auf dem Börsenparkett gesorgt. "USA, Europa, China - wo immer man hinblickt, kann sich eher auf einen Abschwung einstellen als auf einen nachhaltigen Aufwärtstrend", sagte ein Händler. Dazu passte, dass sich der Ifo-Geschäftsklimaindex, welcher die Stimmung in der deutschen Wirtschaft misst, im Juni zum zweiten Mal nacheinander eingetrübt hat - und zwar deutlicher als von Volkswirten erwartet.
Entsprechend sank der deutsche Leitindex Dax bis zum Xetra-Schluss um 1,25 Prozent auf 6263 Punkte. Damit dämmte das Börsenbarometer seine Anfangsverluste ein, knüpfte aber an seine Entwicklung vom Vortag an, als es nach einer mehrtägigen Erholung erstmals wieder im Minus geschlossen hatte. Für den MDax ging es am letzten Tag der Woche um 1,89 Prozent auf 10.175 Punkte bergab und der TecDax verlor 0,9 Prozent auf 741 Punkte.
"Deutschlands Konjunkturaussichten dürften auf europäischer Ebene auch erste Bauchschmerzen auslösen", sagte Lars Kremkow, Marktstratege beim Brokerhaus Activtrades. Die Wachstumsinitiative der vier größten Volkswirtschaften der Euro-Zone - Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien - gehe zwar in die richtige Richtung. "Aber Europa muss erst noch beweisen, dass es ein nachhaltiges Konzept zur Steigerung der Wachstumsdynamik beschließen und umsetzen kann", betonte er.
Die europäischen Banken steckten derweil einen Rundumschlag von Moody's gegen die Branche nach einem ersten Schreck einigermaßen weg. Experten begründeten dies damit, dass die Abstufung von 15 Großbanken durch die US-Ratingagentur nicht überraschend gekommen sei. Moody's blickt vor dem Hintergrund der europäischen Schuldenkrise und einer lahmenden US-Wirtschaft mit erhöhter Sorge auf die Bankenwelt. Die Aktien der Deutschen Bank, die zu den abgestraften Instituten gehört, drehten im Verlauf zeitweise sogar leicht ins Plus. Mit dem Markt ging es dann aber 0,9 Prozent ins Minus. Für die Titel der Commerzbank, die von dem Moody's-Schritt selbst nicht betroffen war, ging es sogar um bis zu 1,5 Prozent hoch, zum Xetra-Schluss betrug das Minus jedoch 0,5 Prozent.
Spanien und Italien haben nach einer kurzen Verschnaufpause wieder mehr Zinsen für ihre Anleihen zahlen müssen. Die Renditen der italienischen Bonds mit zehnjähriger Laufzeit stiegen um 13 Basispunkte auf 5,89 Prozent. Zugleich legten die Kosten zur Absicherung eines zehn Mio. Dollar schweren Pakets italienischer Anleihen mit fünfjähriger Laufzeit nach Markit-Daten auf 518.000 Dollar zu. Händlern zufolge positionierten sich Investoren vor der Auktion neuer Bonds am kommenden Dienstag und Donnerstag. Details dazu will das italienische Finanzministerium am darauffolgenden Freitag und Montag veröffentlichen. Die spanischen Papiere rentierten mit 6,656 Prozent nach 6,625 Prozent am Vortag.
Die Aktien von Bayer sanken nach negativen Nachrichten zum Medikament Xarelto um deutliche 2,5 Prozent. Die US-Gesundheitsbehörde FDA will vom Pharma- und Chemiekonzern mehr Informationen für die erweiterte Zulassung des Gerinnungshemmers zur Vorbeugung gegen Herzinfarkte. Die Papiere der Deutschen Telekom gewannen nach der Ankündigung eines drastischen Stellenabbaus und vor allem einer positiven Studie 1,6 Prozent und waren damit Spitzenreiter im Dax.
Quelle: ntv.de, DJ/rts