Marktberichte

Portugal-Schreck am Abend Dax bricht ein

Die Angst vor der Ausbreitung der griechischen Finanzkrise auf weitere Euro-Staaten drückt den Dax zum Handelsschluss tief ins Minus. Kurz zuvor hat die Ratingagentur Standard & Poor's die Bewertung der Kreditwürdigkeit von Portugal und Griechenland herabgestuft.

Streikbedingt leerer Bahnhof in Lissabon: Anleger fürchten, dass Portugal das griechische Schicksal ereilt.

Streikbedingt leerer Bahnhof in Lissabon: Anleger fürchten, dass Portugal das griechische Schicksal ereilt.

(Foto: AP)

Der Dax gab um 2,73 Prozent auf 6.159,51 Punkte nach. Der MDax verlor 3,46 Prozent auf 8.343,06 Punkte. Der TecDax fiel um 2,81 Prozent auf 821,14 Punkte. Die Ratingagentur Standard & Poor's begründete die Herabstufung von Portugal mit wachsenden Zweifeln an der Fähigkeit des Landes mit seiner enormen Schuldenlast fertig zu werden. Der Ausblick sei negativ, teilte S&P mit. Auch die schwachen Konjunkturaussichten hätten zu der Entscheidung beigetragen, Portugals Langzeit-Rating um zwei Stufen auf "A-" von bisher "A+" zu senken. Damit ist das Euro-Land aber noch vier Stufen vom spekulativen "Ramsch-Status" entfernt - den hat aber Griechenland nun kassiert.

Das hoch verschuldete Land werde nur noch mit BB+/B bewertet, teilte S&P mit. Damit wurde die Einstufung um drei Noten verringert. Der Ausblick sei negativ. Dem Land drohe somit eine weitere Herabstufung. Hintergrund der Senkung seien Sorgen, dass das Mittelmeerland nicht die notwendigen Reformen durchsetzen könne, um seine Schulden abzubauen, erläuterte die Agentur. Nur die Agentur Moody's bewertet Griechenland noch mit einem A-Rating.

Neben dem Schrecken über die Herabstufung von Portugal trugen Aussagen deutscher Regierungspolitiker über die Zahlungsfähigkeit Griechenlands und der Beteiligung der Banken am Hilfspaket zur Verunsicherung bei. "Das ist ein sehr gefährliches Spiel, das hier gespielt wird. Eigentlich preist der Markt inzwischen schon einen Ausfall Griechenlands ein - zumindest teilweise", sagte LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch. "Da spielt auch die Bundesregierung mit ihrer Taktiererei mit dem Feuer. Die Märkte warten ja nur auf das grüne Licht aus Berlin."

Am Dax-Ende standen Infineon mit einem Abschlag von mehr als fünf Prozent auf 5,26 Euro. Der Titel hatte schon den ganzen Tag unter Gewinnmitnahmen gelitten.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 30,03

Trotz guter Zahlen gehörten die Aktien der Deutschen Bank mit Minus 4,9 Prozent auf 52,59 Euro ebenfalls zu den größten Verlierern. An den Zahlen sei nichts auszusetzen, sagten mehrere Händler übereinstimmend. Es gebe aber Zweifel an der Nachhaltigkeit. "Nach der Party heute morgen konzentrieren sich die Anleger auf die kurzfristigen Aussichten und fragen sich, ob das Unternehmen das noch einmal schaffen kann", sagte ein Händler. Zudem gab sich Finanzvorstand Stefan Krause zurückhaltend und wollte die Entwicklung im ersten Quartal nicht auf das Gesamtjahr übertragen. Postbank-Papiere gaben 5,1 Prozent nach. Die Papiere hatten zuletzt von Spekulationen über eine Komplettübernahme durch Großaktionär Deutsche Bank profitiert, die Krause jedoch dämpfte. Die Aktien der Commerzbank verloren 2,8 Prozent.

Die Papiere des Autobauers Daimler büßten trotz der Anhebung der Gewinnprognose 3,9 Prozent ein. "Daimler hatte vor einer Woche überraschend einen Milliardengewinn bekanntgegeben, deshalb war die Anhebung der Ebit-Prognose erwartet worden", sagte ein Händler. "Sie hätten die Prognose noch stärker anheben müssen, damit der Kurs weiter steigt." Weitere Börsianer verwiesen auf Gewinnmitnahmen, nachdem die Papiere der Vorwoche 6,4 Prozent zugelegt hatten.

MAN lagen 4,3 Prozent im Minus bei 69,28 Euro. Händler sprachen zwei Tage vor der Veröffentlichung der Zwischenbilanz von Gewinnmitnahmen. Einsamer Dax-Gewinner waren Merck mit Plus 1,7 Prozent.  

Im TecDax profitierten die Aktien der Biotechfirma Morphosys von einem überraschend hohen operativen Gewinn im ersten Quartal und stiegen um 0,8 Prozent. Fast sieben Prozent abwärts ging es hingegen für die Software AG. Das Unternehmen hatte etwas weniger verdient als von Analysten erwartet. Nach der Übernahme des weniger profitablen Konkurrenten IDS Scheer dürfte die operative Rendite (Ebit-Marge) im laufenden Jahr auf 23 Prozent sinken, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Streibich.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa-AFX

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