Asien und Wahlen Dax bröckelt ab
31.08.2009, 17:37 UhrDie Anleger in Deutschland sind am Montag auf Nummer sicher gegangen und haben Kasse gemacht. Den Sinneswandel lösten die Kursverluste in China und den USA sowie Sorgen über die bevorstehende Bundestagswahl aus.
Der Leitindex Dax büßte knapp 1,0 Prozent auf 5464 Zähler ein. Der MDax verlor 1,9 Prozent auf 6722 Punkte. Der TecDax sank um 0,6 Prozent auf 700 Zähler.
Nach den Kursgewinnen der vergangenen Wochen seien Gewinnmitnahmen angebracht gewesen, fasste ein Marktteilnehmer die Stimmung zusammen.
Die US-Standardwerte hatten bereits am Freitag deutliche Gewinnmitnahmen gesehen. Die Börse in Schanghai rutschte am Montag mit rund sechs Prozent ins Minus. Vor allem die Vorgaben aus Schanghai seien mit der wachsenden Bedeutung der chinesischen Konjunktur immer wichtiger, sagten Händler.
Nach den Wahlen im Saarland und Thüringen befürchteten Anleger zudem, "dass es bei der Bundestagswahl nun doch nicht für eine schwarz-gelbe Mehrheit reichen könnte."
Zu den Verlierern am deutschen Markt zählten deshalb auch die schwer gewichteten Versorger RWE und Eon. Denn nach dem schlechten Abschneiden der CDU bei den Landtagswahlen wird eine schwarz-gelbe Regierung im Bund unwahrscheinlicher und damit auch eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke.
Damit verloren RWE- und Eon-Aktien 0,7 Prozent beziehungsweise 1,2 Prozent. In der Hoffnung auf eine Laufzeit-Verlängerung hatten sie in den vergangenen beiden Wochen jeweils mehr als zehn Prozent zugelegt und gehörten damit für diesen Zeitraum zu den stärksten Werten der ersten Börsenliga.

"Gewinnmitnahmen sind angebracht."
(Foto: REUTERS)
Bayer gaben 0,3 Prozent nach. Für Abschläge sorgte die Vorlage positiver Studienergebnisse für einen Blutverdünner des Konkurrenten Boehringer Ingelheim. Der Bayer-Blutverdünner Xarelto habe allerdings gute Chancen im Wettbewerb mit dem Boehringer-Mittel Pradaxa, betonte ein Analyst von BoA-Merrill Lynch. Zum einen könnte Xarelto wirksamer sein. Außerdem müsse dieses Medikament nur einmal statt zweimal täglich eingenommen werden.
Düsterer Ausblick auf Briefgeschäft
Unter Verkaufsdruck standen auch Deutsche Post mit minus 1,8 Prozent. Briefvorstand Jürgen Gerdes hatte in einem Interview vor einem drohenden Verlust im Briefgeschäft gewarnt. Die Titel hatten in den vergangenen sechs Monaten 80 Prozent zugelegt.
Zu den größten Verlierern zählten zudem die Stahlwerte ThyssenKrupp und Salzgitter mit Kursverlusten von jeweils 2,4 Prozent. Gewinnmitnahmen drückten auch die Aktien von Vorwochenfavorit Commerzbank um 1,3 Prozent.
VW-Stammaktien drehten mit 0,4 Prozent ins Minus. Die Vorzüge legten 1,4 Prozent zu. Diese stimmrechtslosen Titel könnten möglicherweise die Stämme im Dax ersetzen, sollte der Streubesitz bei den Stämmen unter zehn Prozent fallen. Am heutigen Montag laufen die dafür entscheidenden Kaufoptionen auf 17 Prozent der Stimmrechte aus, die Porsche im Übernahmeversuch erworben hatte und jetzt von der Credit Suisse verwaltet werden.
Im MDax sprangen Arcandor um 21,5 Prozent in die Höhe. Die Finanzierung der Versandsparte Primondo, die zu dem vor der Insolvenzeröffnung stehenden Handels- und Tourismusunternehmen zählt, scheint nach Zeitungsinformationen bis Jahresende gesichert zu sein. Sie ist jedoch mit dem Abbau jedes dritten Arbeitsplatzes verbunden.
Infineon: Wetten auf Comeback im Dax
In der zweiten Reihe ging es für Infineon um 4,6 Prozent nach oben. Der Halbleiterhersteller gilt als aussichtsreichster Kandidat für eine Aufnahme in den Dax bei den nächsten Indexveränderungen, über die am kommenden Donnerstag entschieden wird. Zudem kommen Infineon nach Ende des Handels am Berichtstag in den MSCI-Welt-Index.
Größter TecDax-Gewinner waren Bechtle mit einem Plus von 8,6 Prozent. Der IT-Dienstleister hat einen Großauftrag der öffentlichen Hand an Land gezogen. Schlusslicht im Technologieindex waren nach einer Herabstufung Aixtron mit einem Abschlag von 5,2 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts/DJ