Marktberichte

Große Erwartungen an die G7 Dax erholungswillig erwartet

Verzweifelte Blicke nach oben: Schafft es der Dax am Dienstag zurück?

Verzweifelte Blicke nach oben: Schafft es der Dax am Dienstag zurück?

(Foto: dapd)

Nach dem Dax-Rutsch unter die Marke von 6000 Punkten rechnen Banken und Brokerhäuser im Frankfurter Aktienhandel mit einer vorsichtigen Gegenbewegung zum Auftakt. Der deutsche Leitindex dürfte freundlich eröffnen. Mit Spannung wartet der Markt auf neue Lösungsvorschläge zur Schuldenkrise.

In der Hoffnung auf gemeinsame Maßnahmen der G7-Staaten zur Bekämpfung der Schuldenkrise werden einige Anleger nach Einschätzung von Börsianern am Dienstag wieder in den deutschen Aktienmarkt einsteigen. Am Montag hatte der Dax 1,2 Prozent tiefer bei 5978,23 Punkten geschlossen. Vor dem Wochenende war das deutsche Börsenbarometer .

"Short-Eindeckungen" im Vorfeld der Telefonkonferenz von Finanzministern und Zentralbankvertretern der sieben größten Industriestaaten (G7) zur Euro-Schuldenkrise könnten die Kurse an den Aktienmärkten Beobachtern zufolge nach oben treiben. Die starken Kursschwankungen im Bankensektors dürften weitergehen, hieß es. Die Branche könnte die Gewinnerliste anführen. Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industriestaaten könnten Anstöße für eine europaweite Bankenaufsicht geben. "Die spanischen Banken müssen vor der Griechenland-Wahl rekapitalisiert werden", meinte Heino Ruland von Ruland Research. Dazu sind laut Santander-Chef Emilio Botin 40 Mrd. Euro nötig.

Eine Rekapitalisierung über den ESM gilt dabei laut EU-Währungskommissar Olli Rehn zumindest als Option. Das könnte dann der erste Schritt zu einer Art europäischer "Banken-Union" werden. Sollte diese mit einer Einlagen-Versicherung verbunden werden, wäre sie wiederum die Vorstufe zu einer Fiskalunion: "Denn die Einlagen-Versicherung würde ein Zugriffsrecht auf die nationalen Haushalte erfordern", meinte Ruland. Er verwies allerdings darauf, dass dazu die Verträge geändert werden müssten.

Leicht negativ für die europäischen Fluggesellschaften bewerteten Händler die Gewinnwarnung von Qantas. Die australische Gesellschaft litt in den vergangenen Wochen unter anderem unter Problemen in Europa, der Kurs sackte bis zu 20 Prozent ab und erreichte damit ein neues Allzeittief. Andererseits handelten Aktien asiatischer Konkurrenten wie Singapore Airlines relativ stabil: "Damit sollten sich auch die Kurse der europäischen Gesellschaften dem Druck weitgehend entziehen", sagte ein Marktteilnehmer. Problematisch sei die Lage für Gesellschaften mit hoher Verschuldung wie Air Berlin. Der Kurs der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft notierte zu Wochenbeginn ebenfalls auf einem neuen Allzeittief.

Die Optionsprämien auf Dax-Optionen preisen für Dienstag eine Schwankungsbreite im Dax von 104,04 Punkten oder 1,74 Prozent um den Schlusskurs vom Vortag ein. Das entspricht einer Dax-Bewegung auf bis zu 6.082 Punkte nach oben und 5.874 Punkte nach unten. Die eingepreiste Schwankungsbreite ergibt sich aus dem Prämiendurchschnitt des VDax-New.

Der Erhalt einer millionenschweren Meilenstein-Zahlung gab Evotec Auftrieb: Die Aktien der Biotech-Firma stiegen im Geschäft von Lang & Schwarz um 3,5 Prozent und im Frankfurter Frühhandel sogar um 5,1 Prozent. Die Zweifel an einer nachhaltigen Profitabilität, die nach den schwachen Quartalergebnissen aufgekommen sein könnten, sollten damit weichen, schrieb DZ Bank-Analyst Elmar Kraus in einem Kommentar.

An der Wall Street hatten sich die US-Indizes nach Börsenschluss in Deutschland kaum bewegt. Der Dow Jones beendete die Sitzung am Montag 0,1 Prozent tiefer, während der Composite-Index an der Nasdaq 0,5 Prozent gewann. Der S&P-500 blieb fast unverändert bei 1278,18 Punkten.

In Tokio zog der Nikkei-Index am Dienstag um ein Prozent auf 8379 Zähler an. Der chinesische Shanghai Composite stieg um 0,3 Prozent auf 2314 Punkte.

Blick in die europäische Runde

Mit Blick auf die übrigen europäischen Aktienmärkte abseits des Handels in Frankfurt sprachen Beobachter von einer "Stabilisierung", die am Dienstag ihre Fortsetzung finden dürfte. Dank guter US-Vorgaben - die US-Börsen schlossen auf Tageshoch - bestünden Chancen auf leichte Gewinne, hieß es. "Es fehlen die negativen Nachrichten - das reicht für kleine Gewinne", meinte ein Händler. In Asien legten die Märkte zu, nachdem der von HSBC ermittelte Einkaufsmangerindex für das nichtverarbeitende Gewerbe Chinas auf den höchsten Stand seit 19 Monaten gestiegen war. Das dämpfte die Sorgen vor einem stärkeren Abschwung der Volksrepublik etwas.

Allzu große Gewinne trauten Händler den Märkten allerdings nicht zu. "So lange der Befreiungsschlag zur Bewältigung der Schuldenkrise nicht erfolgt ist, bleiben die Märkte limitiert", so der Marktteilnehmer. Zahlreiche Konjunkturdaten könnten im Tagesverlauf Einfluss auf die Märkte nehmen. Am Vormittag steht die zweite Veröffentlichung zahlreicher europäischer Einkaufsmanagerindizes an, dann folgen die deutschen Auftragseingänge für April und am Nachmittag schließlich der Einkaufsmanagerindex für das nichtverarbeitende Gewerbe der USA.

Nachbörsliches aus Nordamerika

Die Verschärfung der Euro-Schuldenkrise und die weltweit eingetrübten Konjunkturaussichten hatten zum Wochenauftakt auch an der Wall Street für neue Verunsicherung gesorgt. Einen weiteren Hinweis auf die Konjunkturmisere lieferte das Washingtoner Handelsministerium, das einen überraschenden Auftragseinbruch der US-Industrie im April vermeldete. Etwas Zuversicht beim Blick über den Atlantik bot US-Händlern zufolge dagegen eine Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die effektivere Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung der Schuldenländer gefordert hatte.

Der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) rutscht immer tiefer in die Krise. Der Aktienkurs des Unternehmens fiel an der Börse von Toronto um mehr als sechs Prozent und landete nur knapp über der Schwelle von zehn Dollar - bei 10,03 Dollar. An der US-Technologiebörse Nasdaq notierte die RIM-Aktie zum Börsenschluss bei 9,66 Dollar und damit rund 5,8 Prozent niedriger als am Freitag.

Damit setzte sich der seit Tagen andauernde Verfall des Kurses weiter fort. Seit einer Verlustwarnung des Unternehmens Ende Mai rutschte er um fast 15 Prozent ab. Mittlerweile hat die Aktie den niedrigsten Wert seit 2003 erreicht. RIM tut sich schwer gegen die Konkurrenz von Apple und Google. Das Unternehmen, das seit Ende Januar vom früheren Siemens-Manager Thorsten Heins geleitet wird, will bis Ende 2013 eine Milliarde Dollar sparen und eine "bedeutende" Anzahl Stellen streichen. RIM lässt zudem von Unternehmensberatern seine "strategischen Optionen" ausloten - für Beobachter der Beginn eines Prozesses, an dem am Ende der Verkauf stehen dürfte.

Die Aktien von Starbucks reagierten im nachbörslichen US-Handel mit Abgaben auf die Bekanntgabe der Übernahme einer Bäckerei. Für 100 Mio. Dollar sichert sich die Kaffeehaus-Kette das Unternehmen "La Boulange". Die Akquisition ist Bestandteil der Starbucks-Strategie, die Produktpalette kontinuierlich zu erweitern um vor allem am Nachmittag mehr Kunden in die Filialen zu locken. Nachdem die Aktie nachbörslich zunächst positiv auf die Nachricht reagiert hatte, gab sie zeitweise um 1,8 Prozent auf 52,91 Dollar nach.

Die Aktien von Dollar General reduzierten sich dagegen um bis zu 2,7 Prozent auf 47,20 Dollar. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, dass sich einige Großaktionäre von insgesamt 25 Mio. Aktien trennen wollen. Die Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten um rund 52 Prozent zugelegt. Gleichzeitig gab das Technologie-Unternehmen Ergebnisse für das erste Quartal bekannt. Der Umsatz lag mit 3,9 Mrd. Dollar leicht über der Erwartung der Analysten von 3,83 Mrd. Dollar. Zudem hob das Unternehmen den Ausblick für das Gesamtjahr an. Es wird nun ein Gewinn je Aktie von 2,68 bis 2,78 Dollar erwartet.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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