Kurseinbrüche im TecDax Dax fällt kräftig
19.10.2012, 17:48 Uhr
Der Blick zurück.
(Foto: picture alliance / dpa)
Schlechte Nachrichten von Microsoft und Google sowie deutliche Kursverluste der Bankwerte drücken auf die Stimmung. Nach dem starken Kursanstieg seit Juni sei eine Gegenbewegung überfällig, sagen Marktbeobachter. Im TecDax sorgen Gewinnwarnungen für heftige Kurseinbrüche.
Enttäuschende Quartalszahlen aus den USA haben den Anlegern die Kauflaune verdorben. Das Jahreshoch ist in weite Ferne gerückt. Nach vier Handelstagen im Plus gab der deutsche Leitindex zum Wochenschluss einen Teil seiner Wochengewinne wieder abgegeben.
Der Dax sank um 0,76 Prozent auf 7380 Punkte. Das bedeutete einen Aufschlag von 2,05 Prozent im Wochenverlauf. Der MDax verlor 0,69 Prozent auf 11 476 Punkte. Am Mittwoch hatte der Index mittelgroßer Werte bei rund 11.580 Punkten den höchsten Stand seit seiner Einführung 1996 erklommen. Der TecDax büßte 1,9 Prozent auf 811,09 Punkte ein.
Kursverluste ganz anderen Ausmaßes gab es auf den Tag genau vor 25 Jahren. Am "Schwarzen Montag" brach damals der Dow-Jones-Index um fast 23 Prozent ein und zog weltweit die Börsen in die Tiefe - ohne dass es einen konkreten Auslöser dafür gab. Gründe wurden viele bemüht. Als eine Ursache gilt der zu jener Zeit schon aktive Computerhandel.
Die Woche lief zunächst gut. Das Jahreshoch vom 21. September liegt bei 7479 Punkten. Seit Montag hatte der Dax bis Donnerstag knapp 3 Prozent zugelegt und damit die Scharte aus der Vorwoche ausgebügelt. Die Berichtssaison lieferte aber keine neuen Kaufanreize und die positiven Nachrichten aus der Eurozone waren auch schon berücksichtigt.
Chaos bei Google schlägt Wellen
Im Mittelpunkt des Börsengeschehens standen die beiden US-Technologiekonzerne Google und Microsoft. Sie hatten am Vortag die Analysten mit Gewinneinbrüchen verschreckt. Google veröffentlichte seine Ergebnisse auch noch versehentlich früher als geplant, während der Handel an der New Yorker Börse noch lief. Das sorgte bei Börsianern für Irritationen und bescherte den Aktien des Internetkonzerns schließlich ein Minus von acht Prozent, nachdem sie zwischenzeitlich sogar vom Handel ausgesetzt worden waren.
Auch die Bilanz von General Electric konnte die Anleger am Freitag zunächst nicht überzeugen. Der Industriekonzern konnte seinen Gewinn im dritten Quartal zwar um 8,3 Prozent steigern, die Aktie notierte vor Börseneröffnung in New York dennoch im Minus. Im Dax gaben die Anteilsscheine des GE-Rivalen Siemens 0,8 Prozent nach.
Trennbanken und Spanien
Zum Wochenausklang wurde nochmals nach Brüssel geschaut. Die niedrigen Erwartungen an den zweitägigen EU-Gipfel wurden bisher erfüllt. Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone einigten sich auf einen Zeitplan für die Schaffung einer neuen Bankenaufsicht. Die neue Superbehörde soll im nächsten Jahr ihre Arbeit aufnehmen. Erst wenn die Bankenaufsicht stehe, dürfe der europäische Rettungsfonds ESM auch direkt maroden Banken Geld überweisen, beschlossen die EU-Spitzen bei ihrem letzten Treffen im Juni. Momentan darf der europäische Rettungsfonds nur Regierungen Geld leihen. Länder wie Spanien und Irland haben sich aber für die Sanierung ihrer verschuldeten Kreditinstitute bereits hoch verschuldet.
Für Spanien bedeutet dies, dass die angeschlagenen Banken kein Geld direkt aus dem Euro-Rettungsfonds ESM erhalten kann. "Spanien geht bereits davon aus, dass es keine direkte Rekapitalisierung seiner Banken erhält", sagte ein spanischer Vertreter am Rande des EU-Gipfels.
Bisher müssen in der Eurozone Hilfen aus dem ESM für kriselnde Banken über den Staat laufen. Dadurch erhöht sich wie im Fall Spaniens jedoch der staatliche Schuldenstand. Die geplante Rekapitalisierung der spanischen Finanzindustrie habe eine Größenordnung von vier Prozent der spanischen Wirtschaftsleistung, sagte der Diplomat. "Das ist nicht viel, das können wir handhaben."
"Zeit, Geld vom Tisch zu nehmen"
Gewinnmitnahmen gab es im deutschen Bankensektor. Deutschlands Banken litten unter Aussagen von Moody's, nach denen die Rating-Agentur die Aussichten für die Branche weiterhin negativ einstuft. Hoher Margendruck und das eingeschränkte Wachstum im Kreditgeschäft veranlassen die Analysten dazu, ihre Einschätzung zu bekräftigen. Auch der intensive Wettbewerb und die niedrigen Zinsen drückten auf die Erträge, hieß es weiter. Die Ratingagentur geht davon aus, dass sich dieser Prozess in den kommenden zwölf bis 18 Monaten fortsetzen wird.
"Der nächste Kursimpuls für die Branche sind vermutlich die Quartalszahlen der Banken," ergänzte ein Händler. "Die Zeit ist also reif dafür, Geld vom Tisch zu nehmen." Immerhin sei der Euro-Stoxx-600-Bankensektor von den Tiefstständen Ende Juli, also in weniger als drei Monaten, um 55 Prozent gestiegen. Der Euro-Stoxx-50 bringe es im Vergleich dazu lediglich auf 20 Prozent. Im Dax verloren Deutsche Bank 3,7 Prozent, Commerzbank gaben 5,2 Prozent nach.
Autowerte schlugen sich unterschiedlich. BMW-Aktien gaben ihre Tagesgewinne wieder ab und landeten wieder auf Vortagesniveau. Verkaufsleiter Ian Robertson sagte in einem Interview mit der Zeitung "La Tribune", dass die Verkäufe im Oktober zwischen 8 und 9 Prozent wachsen werden und damit dem Kurs zwischenzeitlich Rückenwind verliehen. VW-Vorzüge stiegen knapp 1,0 Prozent. Daimler-Aktien fuhren mit minus 1,1 Prozent nur hinterher.
Düngemittelhersteller K+S stand mit den Zahlen von Yara im Fokus. Der norwegische Hersteller zählt zu den Schwergewichten an der Börse in Oslo. Die gesunkenen Düngerpreise haben den Gewinn um 26 Prozent gedrückt. Die Aktien von K+S büßten 1,3 Prozent.
Flucht aus Solarwerten
Bei den Einzelwerten standen auch Deutsche Telekom im Blick stehen. Der US-Deal mit MetroPCS könnte noch von Softbank torpediert werden, wie es scheint. Anleger sind in Habachtstellung. Die Titel notierten 0,7 Prozent leichter.
Weiter abwärts geht es bei den Solarwerten. Mit prozentual zweistelligen Kursverlusten wartete das Vorzeigeunternehmen SMA Solar auf. "Selbst das obere Ende des neuen Umsatzziels für 2012 liegt noch deutlich unter der Markterwartung", sagte ein Händler. SMA Solar rechnet für 2013 nun nur noch mit einem Umsatz von 0,9 bis 1,3 Mrd. Euro. Die Aktien brachen um über 31 Prozent ein. Auch die ebenfalls im TecDax gelisteten Aktien von Stratec verloren nach einer Gewinnwarnung 14 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/bad/rts/DJ