Marktberichte

Ausverkauf in Asien Dax gibt sich Nervosität hin

Angespanntes Warten - alle Blicke richten sich auf die Fed-Protokolle.

Angespanntes Warten - alle Blicke richten sich auf die Fed-Protokolle.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Aktienmarkt kann die Unsicherheiten nicht ignorieren. Das vermutete Ende der lockeren US-Fiskalpolitik sorgt in Asien für Schweißperlen und setzt den Dollar massiv unter Druck. Etliche Händler geben daraufhin die Zurückhaltung auf und machen Kasse. Für Stimmung sorgt zudem der Immobiliensektor.

Weltweit rechnen die Märkte mit einem Ende der lockeren Geldpolitik der US-Bank. Zwar wird sie die Protokolle ihrer jüngsten Sitzung erst am Mittwoch veröffentlichen. Doch die Investoren beginnen sich auf die neuen Zeiten vorzubereiten. So halten sich Händler mit größeren Engagements weiter zurück. Anleger schichten Depots um oder versilbern Bestände. Aus den Schwellenländern wird Kapital abgezogen. "Wenn die Anzeichen nicht trügen, greift die schon länger bestehende Schwäche der BRIC-Staaten jetzt auf die südostasiatischen Tigerstaaten über", warnt Wellenreiter-Invest. Rückkopplungen einer neuen Asienkrise wären auch in den USA und in Europa spürbar.

Einmal mehr beendete der deutsche Aktienmarkt den Handelstag im Minus. Der Dax gab weitere 0,8 Prozent auf 8300 Zähler ab. Der MDax verlor ebenso 0,8 Prozent auf 14.618 Punkte. Der TecDax sank um 0,6 Prozent auf 1023 Stellen zurück. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 notierte bei 2788 Zählern und damit 1,3 Prozent schwächer.

Gewinnmitnahmen im Dax

Der Leitindex hatte sinkenden Kursen in Asien und Amerika in den vergangenen Tagen noch einigermaßen trotzen können. "Der Dax hat sich eigentlich ganz gut gehalten, aber da es in den Peripherieländern schon gestern gut nach unten ging, und auch die Rentenmärkte ein Ende der Fed-Geldflut einpreisen, brechen nun auch beim Dax die Dämme", sagte ein Händler. "Die Anleger nehmen Gewinne mit", sagt eine Marktanalystin. Das dürfte sich nun fortsetzen. Viele deutsche Unternehmen hätten in die Schwellenländer investiert, sie könnten nun unter dem Rückschlag der Währungen und Börsen leiden.

"Das ist ein guter Zeitpunkt, um Kasse zu machen", sagte ein weiterer Händler. Kurzfristig dürfte es mit den Indizes daher weiter nach unten gehen. Längerfristig dürften die Euro-Börsen das Jahr aber noch mit einem Plus beenden, sagte der Händler. Inzwischen gibt es sogar Stimmen, denen zufolge auch das Fed-Protokoll die noch verbleibende Zeit der Anleihekäufe nicht klar benennen wird. Und so ist davon auszugehen, dass die Unsicherheit damit bis zur nächsten Sitzung der US-Notenbank im September anhalten wird. An der Wall Street sorgten die ersten Schnäppchenjäger bereits wieder für einen positiven Auftakt.

Konjunkturabhängige Werte leiden

Europaweit blieb der Druck auf konjunkturabhängige Werte - und dabei vor allem auf Rohstoffwerte - besonders groß. Die Geschäftszahlen und -prognosen der Minen-Giganten Glencore und BHP signalisierten eine weiterhin angespannte Lage und sendeten damit eher zurückhaltende Signale bezüglich einer globalen konjunkturellen Erholung.

Im Dax beendeten die Titel den Tag mehrheitlich im Minus. Bankenwerte reagierten negativ auf Medienberichte über Forderungen der Fed an die Kapitalplanung großer US-Kreditinstitute: Die Aktien der Commerzbank büßten 3,4 Prozent auf 7,89 Euro ein, die der Deutschen Bank 1,7 Prozent auf 33,23 Euro. Beim Baustoffkonzern HeidelbergCement sorgten eine gesenkte Gewinnprognose von Konkurrent CRH und die fortgesetzte Talfahrt der Aktien der indonesischen Mehrheitsbeteiligung Indocement für ein Minus von 2,5 Prozent. Damit kosteten die Papiere 54,42 Euro.

Gewinne verbuchten dagegen einmal mehr K + S, die 0,7 Prozent auf 18,93 Euro zulegten. Der weltgrößte Bergbaukonzern BHP Billiton schiebt den Einstieg ins Geschäft mit Kali-Düngemittel auf die lange Bank. Die Entscheidung sei aus Sicht von K+S positiv zu bewerten, sagte DZ-Bank-Analyst Heinz Müller. Henkel stiegen um 0,3 Prozent. Bayer und Linde waren die beiden restlichen Gewinner.

Übernahmepläne im Immobilien-Sektor

In der zweiten Reihe stand das 1,75 Milliarden Euro schwere Übernahmeangebot im Immobiliensektor im Fokus: Die Deutsche Wohnen will mit dem kleineren Konkurrenten GSW zusammengehen und bietet deren Anteilseignern für 20 GSW-Aktien 51 eigene Papiere. Die neuen Aktien sollen durch eine Sach- und gegebenenfalls Barkapitalerhöhung geschaffen werden. Sollte das Geschäft über die Bühne gehen, entsteht eines der größten Unternehmen der Branche mit 150.000 Wohneinheiten im Wert von geschätzten 8,5 Milliarden Euro.

GSW-Aktionäre sind angetan - die Titel legen 6,3 Prozent zu auf 33,44 Euro. Deutsche Wohnen geben angesichts der absehbaren Kapitalerhöhung 4,7 Prozent nach auf 13,49 Euro. "Diese Fusion würde in Berlin erhebliche Synergien kreieren", schreibt das Bankhaus Close Brothers Seydler. TAG Immobilien und Gagfah, die auch als Übernahmekandidaten galten, legen im Sog 1,0 und 1,8 Prozent zu. Dazwischen schoben sich mit einem Plus von 2,4 Prozent ProSiebenSat1.

Spekulationen, welches Unternehmen für GSW in die zweite Börsenliga nachrücken könnte, machten rasch die Runde, zumal ein Stühlerücken in den Indizes bei der nächsten Überprüfung Anfang September wahrscheinlich scheint. Für GSW könnten Kion oder Deutz nachrücken, falls die Übernahme Erfolg hat, sagten Indexexperten. Unabhängig davon stehen im MDax Puma und Baywa auf den Abstiegsrängen. Ihre Plätze könnten RTL und Evonik einnehmen.

Stahlwerte unter Druck

Am anderen Ende gerieten derweil nach einem Analystenkommentaren Stahlwerte unter Druck: Salzgitter fallen um 3,8 Prozent, nachdem die Citigroup ihre Kaufempfehlung kassierte und Morgan Stanley seine Bewertung auf "underweight" heruntersetzte. Klöckner & Co sanken um 3,0 Prozent. Auch diese Titel bewertet Morgan Stanley lediglich mit "underweight".

Im TecDax sanken Sartorius um 4,5 Prozent. Kontron gaben 3,4 Prozent nach. Xing büßten 3,3 Prozent ein. Gegen den Trend zogen unter anderem Euromicron, SMA Solar und Carl Zeiss Meditec.

Derweil brachen die Aktien des angeschlagenen Bonner Immobilienkonzerns IVG - sie sind in keinem der großen Indizes mehr gelistet - zeitweise um 23,8 Prozent auf ein Rekordtief von 6,4 Cent ein. Zum Handelsschluss lagen sie mit acht Cent 4,8 Prozent niedriger. Zeitweise waren die Aktien vom Handel ausgesetzt, da der Konzern sich in einem Schutzschirmverfahren sanieren und damit vor dem Zugriff seiner zerstrittenen Gläubiger schützen will.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa/rts

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