Rally immer unwahrscheinlicher Dax fürchtet den Entzug
11.12.2013, 17:55 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Kompromiss im US-Haushaltsstreit schürt unter Anlegern neue Spekulationen über eine baldige Drosselung der Fed-Konjunkturhilfen. Dies überschattet denn auch die Freude über den Deal.
Der deutsche Aktienmarkt kommt nicht in Schwung. Am frühen Nachmittag dreht der Handel komplett ins Minus. Es war der zweite Tag in Folge im roten Bereich.
Am Ende stand für den Dax ein Minus von 0,4 Prozent bei 9077 Punkten. Der MDax gab ebenfalls 0,4 Prozent auf 16.021 Zähler nach. Der TecDax setzte 0,6 Prozent zurück und steht nun bei 1130 Punkten. Der Eurozonen-Index Eurostoxx 50 verliert 0,5 Prozent auf 2947 Zähler.
Nach dem guten Arbeitsmarktbericht, den guten BIP-Zahlen und der grundsätzlichen Einigung im US-Haushaltsstreit ist die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche eine Drosselung der Wertpapierkäufe bekannt geben wird gestiegen. "An den Anleihemärkten scheint dies weitestgehend eingepreist zu sein, Aktien glaube ich, haben noch ein wenig Nachholbedarf", sagte ein Marktteilnehmer.
Rally ade?
"Die meisten unserer Kunden sind im Moment eher dafür, die Gewinne dieses Jahres einzustreichen", hieß es von anderer Seite. Seit Jahresbeginn hat der Dax rund 20 Prozent gewonnen, der EuroStoxx sowie der Pariser CAC40 je etwa zwölf Prozent. "Mit einer Weihnachtsrally würde ich da nicht mehr rechnen", sagte ein anderer Börsianer.
Am Freitag vor Weihnachten - am Ende der letzten vollen Handelswoche des Jahres - steht an den Terminmärkten noch ein Hexensabbat an. Dann verfallen Aktien- und Index-Optionen sowie Index-Futures.
Zudem ist der Handel aktuell durch Charttechnik bestimmt. Nachdem der Dax die Marke von 9100 Punkten offenbar nicht nachhaltig verteidigen konnte, sei das für viele ein Verkaufssignal. "Dann kann das auch mal ganz schnell nach unten gehen", sagte ein Händler.
Im Dax verbuchten K+S mit minus 1,7 Prozent die größten Verluste. ThyssenKrupp verbilligten sich um 1,6 Prozent. Deutsche Post sanken um 1,0 Prozent.
Am anderen Ende gewannen HeidelbergCement nach einer Kurszielerhöhung 0,6 Prozent auf 54,42 Euro. Commerzbank kletterten 0,5 Prozent. Laut Händlern wirken die Erwartungen positiv nach, dass zum einen der anstehende Bilanzcheck der größten Banken der Eurozone keine größeren negativen Auswirkungen haben sollte. Zum anderen dürfte die stärkere Regulierung des Sektors in den USA die Frankfurter weniger belasten. Continental stiegen nach Analystenempfehlungen 0,3 Prozent. Infineon retteten sich mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent ins Ziel. Die Analysten von S&P Capital haben ihre Verkaufsempfehlung kassiert und bewerten die Titel nun mit "Hold".
EADS erholen sich
In der zweiten Reihe standen ElringKlinger ganz oben auf den Verkaufslisten und verbilligten sich um 2,8 Prozent. Bilfinger setzen 1,8 Prozent zurück. Die Analysten von UBS haben ihre Kaufempfehlung kassiert und nur noch eine neutrale Gewichtung der Aktien des Baukonzerns empfohlen.
Gesucht waren indes EADS. Das Unternehmen Mit dem Bekenntnis zu einer aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik hat der Konzern am Tag nach der Verkündung massiver Stellenstreichungen das Anlegerinteresse auf sich gezogen. Die Dividende soll mit einer Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent substanziell wachsen, hieß es. EADS bekräftigte für 2015 ein Renditeziel von zehn Prozent vor Abschreibungen und ohne Berücksichtigung des Langstreckenfliegers A350. Inklusive des A350 werde die Rendite zwischen sieben und acht Prozent liegen.
Medientitel ziehen an
Daneben verteuerten sich Krones. Das Unternehmen ist nach Ansicht der DZ Bank voll auf Kurs und kann den geplanten Umsatz und die EBIT-Zielmarge 2013 erreichen. Mögliche schlechtere Ergebnisse bei der italienischen Tochter Kosme könnten leicht kompensiert werden. Das Papier erhöhte sich um 3,5 Prozent.
Gesucht sind daneben erneut Medienwerte. Axel Springer legen weitere 1,1 Prozent zu. Einige Börsianer hofften nach der Übernahme von N24 vom Wochenanfang auf weitere Deals, heißt es. In Berlin hatte das Verlagshaus die Investoren für Mittwoch zu einem Kapitalmarkt-Tag eingeladen. RTL gewannen 0,2 Prozent. Sky stiegen leicht um 0,1 Prozent.
Fraport kletterten 0,4 Prozent. Angesichts des höheren Passagieraufkommens am Frankfurter Flughafen bekräftigen Analysten von Equinet ihre Anlageempfehlung "accumulate" mit einem Kursziel von 61 Euro. Sollte es in Hessen aber zu einer schwarz-grünen Koalition kommen, könnte das den Aktienkurs kurzzeitig belasten. Denn dann wären sowohl beim Lärmschutz als auch beim neuen Terminal 3 Restriktionen wahrscheinlich. Allerdings würde das die Bewertung auf längere Sicht kaum beeinträchtigen.
Im TecDax gaben allen voran Cancom und Kontron nach. Morphosys legten derweil 4,8 Prozent zu. SMA Solar verteuerten sich um 2,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts/dpa